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Lion's Coach C: Treffen der Altmeister

29.11.2007 10:07 Uhr

Vor die Semperoper darf nicht jeder. Nur Edles dem Edlen. Aber da macht ein MAN ja keine schlechte Figur. Auf der Busworld 2007 haben die Busprofis ihren verlängerten Lion‘s Coach C präsentiert, ein Reisebus mit echtem Mehrwert. Nun sollen die Kunden die Idee auch gutheißen. Geht das Konzept auf?

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Mit dem MAN Lion’s Coach machte sich eigentlich ein alter Bekannter auf die Testrunde, schließlich ist das Fahrzeug kein absoluter Neuling in der Szene. Neu jedoch sind verschiedenste Zutaten, die mehr als nur eine optische Auffrischung darstellen. Euro 4 lautet an erster Stelle das Gebot der Stunde, um gleich darauf die zweite, recht wesentliche Änderung anzumerken: Das C hinter der Typenbezeichnung. 13.26 m misst der Dreiachser nun und bietet damit 53 Fahrgästen reichlich Platz, der immerhin für volle vier Sterne reicht. Damit hat der Lion’s Coach eine magische Grenze überschritten, die es besonders für Dreiachser zu überwinden gilt. Denn wirklich gerne ordert wohl niemand einen 12-m-plus-Wagen, der auf drei Achsen steht. Kaum mehr Platz, dafür aber jede Menge Kosten – das leidige Gewichtsthema ist noch längst nicht ausgestanden. Nun aber gibt es ja den Coach C. Doppelt gut, sozusagen. Denn der Bus zählt nicht ohne Grund zu den Fahrzeugen, mit denen der Unternehmer bares Geld sparen und verdienen kann. Für 260.000 Euro muss man in der Regel lange suchen, um vergleichbares Material zu bekommen. Das hat sich mittlerweile herumgesprochen. Jährlich 600 verkaufte Busse sprechen eine klare Sprache. Dabei bleiben eine nicht unerhebliche Anzahl der Fahrzeuge in der Türkei, dem Produktionsland des imposanten Großverdieners. Wer dort ein Produkt deutscher Eltern ordert, verlangt Qualität zum vernünftigen Preis. ­Alles Gründe für die OMNIBUSREVUE, dem Altstar noch einmal genau übers Lenkrad zu schauen und zu prüfen, ob er im Zeitalter der neuen Generation Tourismo auch hierzulande Chancen hat, auf Dauer eine ernsthafte Alternative darzustellen.

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Frisch auch nach rund vier Jahren

Auch nach mittlerweile rund vier Jahren, in denen der Bus auf dem Markt ist, wirkt sein Äußeres zeitgemäß. Haben wir ihm schon zu seiner Einführung ein schnörkelloses europäisches Aussehen zugesprochen, so gilt das immer noch. In der aktuellen Länge und seiner Doppelachse hinten wirkt er zudem ausgesprochen stimmig in den Proportionen. Der Innenraum verspricht nichts, was nicht gehalten werden könnte. Wo kein Schein ist, kann nichts verkehrt gemacht werden. Obwohl – durch die fehlenden Podeste (eigentlich keine schlimme Sache) in Kombination mit einer relativ geringen Stehhöhe kann beim Laufen durch den Bus der Eindruck erweckt werden, man spaziere in der U-Bahn. Dafür hat man den Inhalt der Gepäckablagen stets gut im Blick. Und das ist ja auch was. Den Mittelgang absenken? Lieber nicht. Denn 10,7 m3 Gepäckraum sind für 53 Fahrgäste gerade so ausreichend. Wer gerade die letzte Ausgabe der OMNIBUSREVUE zur Hand hat, kann ja mal blättern: Der Bova Futura in einer Länge von 12 m auf zwei Achsen kommt ebenfalls auf 10 m3 Gepäckraum. Ja, die Doppelachse, da ist sie wieder. Bleiben ja noch die schmalen Fächer über der Hinterachse, wenn denn da welche wären … Die Fahrgäste finden guten Halt auf den Kiel-Avance-Sitzen. Über ihren Häuptern werkeln konventionelle Service-Sets mit konventioneller Beleuchtung. Die Sich im Sitzen nach außen wiederum ist gut. Auch die weit nach oben gezogene Frontscheibe lässt ausreichend Gegend in die reiselustigen Augen der Mitfahrer. Gut gefallen hat übrigens die Verkleidung der LCD-Flachbildschirme. Optisch ansprechend passen sich die Hüllen den Rundungen des Fahrzeugs an und zeigen, hier ist noch jede Menge Designspaß zu erwarten. Schade nur, dass man bei der im Testbus gezeigten Anordnung des hinteren Monitors keinen Platz mehr über dem WC für Kümmerling und Co. hat. Doch halt – die gehören da eh nicht hin. Platz genug gibt es für den Fahrer. Der findet nach wie vor einen ergonomischen Arbeitsplatz vor, der kaum Wünsche offen lässt. Der Hebel der Feststellbremse sitzt griffgünstig, die Schalter und Knöpfe wurden auf eine auch für ungeübtes Fahrpersonal begreifbare Anzahl reduziert, ohne dass irgendetwas vermisst würde. Der Schaltknauf ragt zwar etwas weit nach vorn, doch etwas Gymnastik schadet noch keinem, der vorwiegend im Sitzen arbeitet. Unschön dagegen ist die Anordnung des digitalen Fahrtenschreibers links unten hinter dem Lenkrad. Der Platz wird in Sachen Bedienerunfreundlichkeit derzeit nur vom Tourismo getoppt. Dafür gefällt die Anordnung des Navigationsbildschirms, der sich harmonisch in das gelungene Cockpitensemble einfügt. Klar, ein etwas höherer Sitz wäre aus sicherheitsrelevanter Sicht auch nicht schlecht, doch man kann ja bekanntlich viel wollen. Ein alter Bekannter ist der doppelte Deckel über der Kühltruhe. Der eine mag ihn, der andere nicht. Wirklich bequem ist der Reiseleiterplatz im Coach nicht, auch wenn Beinfreiheit vorhanden ist. Und sein Kleinzeugs kann der Begleiter ja auch rechts neben seinem Sitz verstauen. Hauptsache, der sehr filigran wirkende Schließknopf aus preiswertem Kunststoff hält ein Weilchen. Doch das wäre ein Thema für einen Gebrauchtbustest. Und den machen wir hier ja nicht.

Auf Testfahrt

Ab auf die Straße. Hier ist der Lion’s Coach zu Hause, hier fühlt er sich wohl. Ostdeutsche Rüttelpiste – da lacht der Aufbau nur und schüttelt sich, wenn überhaupt, eher vor Freude über die Möglichkeit, sein Können zu zeigen. Je nach Fahrweise rennt der Bus souverän stoisch über den Asphalt oder schwebt entzückend durch die Lande. Ein wenig Obacht sollte man allerdings walten lassen, wenn man es auch in den Kurven, die feucht sind, eilig hat. Dann kann es passieren, dass der Bus-Hintern nach vorne eilen möchte. Liegt es an der adhäsionsgelenkten, starren Nachlaufachse? Liegt es an der ASR-Abstimmung? Oder vielleicht doch am Fahrer? Wie auch immer, vielleicht spendiert MAN dem Allrounder ja doch noch eines Tages der aktiv gelenkten EHLA-Nachlaufachse den Weg unters Chassis. Dennoch: Der Lion’s Coch ist ein wahrer Musterschüler in Sachen Sicherheit. ESP gibt es serienmäßig. Das ist vorbildlich! Und ein kleiner grauer Kasten an der Windschutzscheibe verrät Kennern der Materie, dass ein Spurassistent, bei MAN nennt sich der weltläufig Lane Guard System (LGS), verbaut ist. Was fehlt, ist ein Abstands­regeltempomat. Der soll aber kommen, spätestens dann, wenn die Bordelektronik aufgerüstet wird. Dafür glänzt der MAN mit einem Feature, das so unscheinbar daherkommt, dass gerne vergessen wird, darauf hinzuweisen und das dennoch kaum vergleichbare Nachahmer gefunden hat. Die Rede ist von der so genannten Bremsomatfunktion. Tritt der Fahrer bei Bergabfahrten einmal leicht aufs Bremspedal, dann hält der Bus die Geschwindigkeit mit Hilfe des Retarders. Das funktioniert. So einfach, wie hier beschrieben. Dafür muss man sich nicht in irgendeinem Modus befinden, da muss nichts aktiviert werden, das funktioniert einfach eben so. Das schont die Bremsen, die Nerven, den Geldbeutel und ist dem Tester der OMNIBUSREVUE glatte zehn Zeilen wert. Überhaupt gibt es so manche Nettigkeit im Bus zu entdecken wie beispielsweise die blaue LED-Gangbeleuchtung, die man nur von hinten sieht.

Viel Power

Angetrieben wird der Bus von einem Sechszylinder-Euro-4-Motor, der 440 PS und 2.100 Nm auf die Räder bringt. Kraft, Kraft, Kraft – das reicht völlig. Zwar muss rechtzeitig geschaltet werden, um stets die nötige Drehzahl parat zu haben, doch das GO-210-Getriebe leistet hervorragende Arbeit. Schöner noch wäre natürlich ein automatisiertes Getriebe – und das wiederum kann man haben wollen, und in diesem Fall auch bekommen. Zusammen mit der sehr direkt wirkenden ZF-Lenkung hat man den Bus sicher im Griff. Kein Schlingern oder Tänzeln trübt die Fahrfreude. Auch die Kraftanstrengung, die man am Lenkrad aufbringen muss, erinnert eher an die Leichtigkeit des Seins, als an harte Arbeit. In Sachen Verbrauch spielt der Bus im harten Test der OMNIBUS­REVUE im vorderen Mittelfeld. 33,2 Liter sind in Ordnung, auch wenn es mittlerweile ein Kandidat geschafft hat, fast die 30-l-Marke zu knacken. Wer das war, lesen Sie im nächsten Heft. Bei dem jedenfalls dürfte die Messlatte künftig liegen. Was natürlich immer gut ankommt, besonders bei den Kunden, ist die Tatsache, dass nur Diesel getankt werden muss und kein weiterer ­Betriebsstoff. Das ist so und das wird so bleiben. Was nach Euro 5 kommt, werden wir sehen.

Fazit

Insgesamt hat uns der MAN Lion‘s Coach C gut gefallen. Er ist ein richtiger Reisebus mit jeder Menge guter Ideen und einer grundsoliden Basis, die im Zuge der Zeit nicht nur aufgehübscht sondern kräftig aufgemischt wurde. Auch wenn der Bus kein optischer Angeber ist, fährt man mit ihm trotzdem auf der richtigen Spur. Schauen Sie mal auf die Messwerte, dann wissen Sie, was gemeint ist.
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