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MAN Lion’s Coach of the Year

23.03.2020 13:43 Uhr | Lesezeit: 10 min
MAN Lion’s Coach of the Year
© Foto: MAN Group 2020

Der Bestseller im MAN-Reisebusprogramm konnte im vergangenen Jahr den begehrten Titel „Coach of the Year“ für sich beanspruchen. In einem spannenden Kandidatenumfeld behauptete sich der Bus souverän. Doch wie treffend war die Entscheidung der internationalen Jury? OMNIBUSREVUE wollte es genau wissen und bat den Bus zum Test.

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Wenn eine internationale Jury über etwas entscheidet, dann ist es nicht selten der Fall, dass nationale Interessen, Vorlieben, Sichtweisen beim einzelnen Jurymitglied eine Rolle spielen. Daraus resultiert dann gelegentlich ein Ergebnis, dass Unbeteiligte erstaunen lässt. Bei der internationalen Busjury ist das nicht anders, zu oft schon wurde ein „Bus oder Coach of the Year“ gewählt, der es aus rein objektiven Gesichtspunkten nicht hätte werden dürfen. Im Ergebnis muss sich dann nicht nur die OMNIBUSREVUE rechtfertigen, was kaum gelingt.

Deshalb hat sich Testredakteur Sascha Böhnke den diesjährigen Sieger, den MAN Lion’s Coach, beim Supertest im Nachgang des Bus-Euro-Tests angeschaut, um herauszufinden, ob der Titel auch unter den hiesigen kritischen Gesichtspunkten Bestand hat. Auf geht’s: Zur Optik muss sicherlich nicht mehr allzu viel geschrieben werden, denn im Wesentlichen wurden beim letzten Update Front und Heck verändert. Dabei herausgekommen ist allerdings etwas sehr Eindrucksvolles. Allein die Scheinwerfer sind eine Wucht – in Kürze sind dann auch endlich die ersten MAN-Lkw damit unterwegs. Nähert man sich von hinten einem aktuellen Lion’s Coach, fallen die weit auslaufenden Rückleuchten auf – gute Sichtbarkeit ist garantiert. Der aufmerksame Betrachter registriert dann allerdings auch das Fehlen konventioneller Spiegelarme. Kein Wunder, der Bus ist mit dem MAN-OptiView-System ausgestattet, einem Spiegelersatzsystem. Serienmäßig ist das noch nicht und vielleicht ist das auch gut so, doch dazu gleich mehr. Äußerlich fallen dann noch links und rechts hinten zwei runde Kameras auf – sie sind Teil eines Fußgängerüberwachungs­systems vom Zulieferer Mobileye.

Wie schon beim Test im Sommer 2018 verfügt dieser Bus über einen Rollstuhl-Lift. Eigentlich eine gute Sache, in der Praxis machten jedoch die Türsensoren Probleme, die anzeigten, dass die Klapptür nicht verriegelt sei, dadurch wurde ein Weiterfahren zum Problem.

Nun ist das kein fahrzeugspezifisches Problem, sondern eines, das während einer Reise zu unschönen Momenten führen kann. Dafür ist der Platz für den eingefahrenen Lift an optimaler Position gewählt, so geht kein Stauraum verloren. Die Sitze in Höhe des Liftes sind verschieb- und klappbar auf Schienen angebracht, eine funktionelle Angelegenheit. Das Kofferraum­volumen geht mit elf Kubikmetern in Ordnung.

Eine kleine Nettigkeit wurde dem Testbus im linken hinteren Kofferraum spendiert: ein Elektro­roller. Welcher Neoplan-Starliner-Fahrer kennt „Charly“ nicht? Sein moderner Nachfolger nimmt noch einmal deutlich weniger Platz weg, der Mehrwert ist unbeschreiblich! Ebenfalls im Kofferraum untergebracht ist ein herkömmlicher Spiegel am Metallarm. Gedacht ist dieser für den Fall der Fälle, sollte der digitale Spiegel ausfallen.

© Foto: MAN Group 2020

Auch über den Innenraum ...

... wurde bereits viel geschrieben – deshalb nur kurz: Er wirkt modern, aufgeräumt und gleichzeitig robust. Gesessen wird auf Kiel Avance X auf der Polstervariante MAN Komfort. In den Klapptischen befindet sich eine längliche Vertiefung, das ist eine Halterung für Tablets. Leider funktioniert die nicht mit Smartphones, die fallen aus der Vertiefung.

Natürlich hat auch dieser Reisebus einen Begleitsitz neben dem Fahrer. Bei dieser Fahrzeugkonfiguration hat der Begleiter erfreulicherweise deutlich mehr Platz als beim zuvor getesteten Bus. Das ist insofern bemerkenswert, als es sich um identische Längen handelt. Fazit hierzu: Bloß nicht an der falschen Stelle sparen, sonst wird das Sitzen unmöglich.


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Die größte Umstellung für den Fahrer ist die Sicht in den Spiegel, die es hier nämlich nicht mehr gibt: stattdessen Monitore


Die größte Umstellung ...

... für den Fahrer ist die Sicht in die Spiegel, die es hier nämlich nicht mehr gibt. Stattdessen wird in Monitore geschaut. Jeweils zwei Kameras liefern pro Seite das Bild. Interessanterweise sind Kameras und Monitorbilder getauscht. Die obere Kamera liefert im Monitor das untere Weitwinkelbild, die untere Kamera das obere Normalbild. Das fiel nur auf, als der Tester nach der Wäsche die Wassertropfen von den Linsen wischte. Die sorgten nämlich für Nass-Schleier. Leider regnete es während der gesamten Testfahrt nicht, sodass zu reinen Regenfahrten keine Erfahrungen gesammelt werden konnten. Hier muss dem Hersteller vertraut werden, der erklärt, dass es während der Fahrt keinerlei Regenbeeinträchtigung gibt.

Noch nicht völlig zufriedenstellend ist die Sicht bei Dunkelheit. Zwar wird selbst bei nur geringem Restlicht ein Bild geliefert, doch sobald sich mehrere Fahrzeuge von hinten nähern, wie es beispielsweise auf der Autobahn oft der Fall ist, wird es schwierig, deren Entfernung einzuschätzen. Viel zu große Lichthöfe und ein teilweises Überstrahlen lassen kein wirklich sicheres Gefühl aufkommen.

Am Tag fiel stellenweise ein permanentes Regeln der Monitor-Helligkeit auf. Das kann nerven. Ein weiteres Problem, welches ebenfalls ein Umdenken erfordert, ist die Tatsache, dass Kamera und Monitor in unterschiedlicher Höhe angebracht sind. Fungieren konventionelle Spiegel als „Sensoren“, muss man jetzt genauer hinschauen. Alles in allem funktioniert das System, doch vielleicht sollte noch der eine oder andere Entwicklungsschritt abgewartet werden.

Während der Wettbewerb ...

... wie Daimler Buses über einen radarbasierten Abbiege-Assistenten verfügt, setzt man derzeit bei MAN auf eine Zurüstlösung von Mobileye, die dann allerdings bei neuen Bussen verbaut wird. Zwei Kameras links und rechts hinten überwachen die Seiten. Wenn sich in diesem Bereich ein Fußgänger, ein Radfahrer oder ein anderes bewegtes Objekt befindet, warnt ein gelb/rot leuchtendes Personen-Piktogramm, auch wieder rechts und links an der A-Säule innen angebracht, den Fahrer. Interessanterweise hat das der OMNIBUSREVUE-Testfahrer oft gar nicht registriert. Eine haptische Verknüpfung mit dem Fahrersitz würde mit Sicherheit eine bessere Aufmerksamkeit erzielen. Zusätzlich gibt es rechts neben dem Lenkrad auf dem Armaturenbrett ein rundes Display, das dem Fahrer die aktuelle Geschwindigkeit und den Abstand zum Vordermann anzeigt.

Die Verkehrszeichenerkennung funktioniert leider – wie oft bei solchen Systemen – nur unzureichend. Und die Entfernungsangabe zum Vordermann hätte besser einen Platz im Zen­traldisplay verdient – oder eben gleich in die Frontscheibe eingespiegelt. Vielleicht kommt aber irgendwann auch eine eigene, integrierte Lösung. Gerade im professionellen Bereich wäre das wünschenswert.

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