Nach dem Beschluss der Verkehrsministerkonferenz, den Preis für das Deutschlandticket im kommenden Jahr von 58 Euro auf 63 Euro anzuheben, regt sich Kritik. Der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) bemängelt, dass Bund und Länder weiterhin nur bereit seien, das Ticket mit drei Milliarden Euro pro Jahr mitzufinanzieren. Die Omnibusbranche errechnete für das Jahr 2026 aber einen Bedarf von 3,8 Milliarden Euro. Eine Preisanhebung um fünf Euro ist nach Ansicht des GVN nicht vollständig kostendeckend.
„So darf man als vorsichtiger Kaufmann nicht kalkulieren“, sagt GVN-Landesgeschäftsführer Michael Kaiser. Weiter führt er aus: „Fest steht, die Verkehrsunternehmen haben für das Abenteuer Deutschlandticket schon jetzt zu viel aus eigenen Mitteln finanzieren müssen." Er erinnert an die Anschaffung von Hard- und Software und die damit verbundenen administrativen Personalkosten. "An die demnächst anfallenden Kosten, zur Scharfschaltung der Stufe III der Einnahmenaufteilung, mag ich heute noch gar nicht denken“, sagt Kaiser weiter.
Wie das Deutschlandticket dauerhaft erhalten werden könnte
Mit einer Preisanhebung auf 64 Euro oder auf 65 Euro hätte man das Deutschlandticket auf eine grundsolide ausfinanzierte Basis gestellt, ist der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband überzeugt. Mit der geplanten Übertragbarkeit nicht ausgeschöpfter Mittel auf das Folgejahr, so wie es wieder kommen soll, wäre kein Euro verloren gegangen, wenn für 2026 am Jahresende der eine oder andere Euro übriggeblieben wäre. Mit einer derartigen Anhebung würde kein Geld verspielt.
Ein auskömmlicher Preis wäre eine erste wichtige Stütze für den Erhalt des Tickets. Weitere Herausforderungen, wie zum Beispiel die Regelungen zur Einnahmenaufteilung, werden von Beteiligten nach Ansicht des GVN noch viel Fingerspitzengefühl abverlangen. Die GVN-Fachvereinigung Omnibus und Touristik sei bereit, diesen Weg mitzugehen. Erfolg oder Scheitern des Deutschlandtickets, beides sei noch möglich. Alle Beteiligten sollten sich dieser Optionen bewusst sein.
Der Verband sieht aber auch positive Signale. Die Einigung der Verkehrsministerkonferenz auf eine angestrebte längerfristige Lösung könne den Verkehrsunternehmen die dringend notwendige Verlässlichkeit bieten. "Das Versprechen, einen Index zum Ausgleich inflationsbedingter Mehrkosten gemeinsam mit der Branche zu erarbeiten, nehmen wir sehr ernst."