Mitteldeutscher Omnibustag: Keine Entlastung in Sicht

10.11.2025 13:50 Uhr | Lesezeit: 1 min
Mitteldeutscher Omnibustag des Verbands Mitteldeutscher Omnibusunternehmen
Dieses Jahr werden zum Mitteldeutschen Omnibustag Vertreter der Fachministerien aus den drei Bundesländern Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt erwartet (Symbolbild von vergangener Veranstaltung)
© Foto: Paul_Hentschel/Verband Mitteldeutscher Omnibusunternehmen

Am 12 und 13. November trifft sich die mitteldeutsche Omnibusbranche in Halle mit ihren Partnern zum 20. Mal zum Mitteldeutschen Omnibustag, der größten Branchenveranstaltung für Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Welches drängenden Themen die Jubiläums-Fachtagung bestimmen werden.

Schwerpunkt der Debatten wird der Alltag der Busunternehmen sein: Das tägliche Erbringen eigentlich normaler Leistungen, die inzwischen eine Herausforderung darstellten. „Ich sehe leider keine Entlastung für die Omnibusunternehmen“, bedauert Tilman Wagenknecht, Geschäftsführer des Verbandes Mitteldeutscher Omnibusunternehmen, im Vorfeld des Branchentreffs. Die politischen Rahmenbedingungen bleiben, so der Verband, unsicher, und das erschwert die Planung der Omnibusunternehmen hinsichtlich Flotte, Fahrtenangebot oder Fahrpersonal. „Wir befinden uns in einer Art Schwebezustand ohne konkrete Entscheidungen – ob vor oder zurück“, beschreibt der langjährige Branchenexperte die derzeitige Situation.

Fördergelder seien zwar da, doch die Verteilung erfolge oft nach dem Windhundprinzip, also wer am schnellsten ist. Wichtiger wäre die Förderung nach strategischen Gesichtspunkten, zum Beispiel zum Ausbau des ÖPNV-Angebots auf dem Land. Nur mit entsprechenden langfristigen Bestellungen der Aufgabenträger aus Landkreisen und Städten könne die gestiegene Publikumsnachfrage bedient werden. Dazu habe die Branche mit der Verkehrspolitik klare Vorstellungen entwickelt – Plus Bus und Takt Bus im Rahmen integrierter Taktfahrpläne, ergänzt um flexible Bedienformen. All diese Konzepte lägen anwendungsbereit auf dem Tisch der Finanzpolitik und könnten bei entsprechenden Bestellungen umgesetzt werden.

Polit-Präsenz bei Omnibustag

Hauptpunkt der Veranstaltung wird das durch Vertreter der Fachministerien aus den drei Bundesländer und dem Bund besetzte Podium sein. Noch nie zuvor war es nach Angaben des Verbands gelungen, zur Veranstaltung so umfassend Vertreter der Politik und Verwaltung zur Teilnahme zu animieren. Daran erkenne man die gewachsene Bedeutung der Themen ÖPNV-Fahrzeuge, Investitionen sowie Verfügbarkeit und Preis von Energie für Politik und Gesellschaft, hieß es.

Das Klimaziel der Bundesrepublik erfordert die Umstellung auf neue Antriebe wie auf Elektrobusse. Das ist bereits vielerorts im Gange. Der erste Elektrobus Thüringens wird 2026 bereits zehn Jahre im Betrieb sein. Doch um alle rund 2.000 Linienbusse in Thüringen auf Elektroantrieb umzustellen, fordert der Verband Mitteldeutscher Omnibusunternehmen grundlegende Neukonzeptionen – in der Ladeinfrastruktur, der Energieversorgung und dem Fahrtenangebot.

Die Umstellung sei unverändert teuer und besonders die Investitions-Mehrkosten dürften nicht zu Lasten der Fahrgäste gehen. Gefragt sind verlässliche Fördergelder und langfristige Vergabekonzepte , denn aus Eigenmitteln und mit Vergabeunsicherheit alle zehn Jahre sei die Energiewende besonders für private Omnibusunternehmen keinesfalls zu schaffen. Dekarbonisierung im Busverkehr dürfe nicht zur Marktverdrängung des privaten Mittelstandes und zur verstärkten Kommunalisierung führen, mahnt der Verband.

Suche nach Fahrpersonal

Der Ruf nach Fahr- und Fachpersonal bleibt in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt weiterhin laut. Die Omnibusunternehmen hätten mit deutlich verbesserten Vergütungen und Arbeitsbedingungen das Berufsbild „Berufskraftfahrer“ mit viel Aufwand und kreativen Einfällen immer attraktiver gemacht.  Auch der Werkstatt- und Servicebereich sei zukunftssicher und abwechslungsreich. Dank Tariftreuegesetz und modernen Tarifverträgen seien die Verdienstmöglichkeiten überdurchschnittlich. Der Erwerb des zu teuren Busführerscheins ist für den Verband jedoch unverändert schwierig und bürokratisch. Hier würden die zuletzt debattierten Veränderungen im Führerscheinrecht wenig zum Positiven für die Branche bewirken.

Deutschland-Ticket

Die Fortführung des Deutschland-Tickets wird von den Omnibusunternehmen begrüßt. Langfristig hat das Deutschland-Ticket als rein digitales Abo im Nahverkehr eine nachhaltige Neuentwicklung der Tarifsysteme ausgelöst. Circa 25 Prozent des Kundenpotenzials nutzen das Ticket. Die Finanzierung des Flatrate-Tickets gehe jedoch aktuell zu Lasten des Ausbaus des ÖPNV-Angebots in der Fläche. Hier müssten Bund und Länder dringend gegensteuern. Ohne gutes Linienangebot auf dem Land könne das attraktivste Ticket nicht genutzt werden und die Fördermilliarden versickerten in den Städten, die ohnehin schon einen guten ÖPNV hätten.

All diese Rahmenbedingungen erhöhten den Kostendruck der Omnibusunternehmen. Gleichzeitig würden die Kassen immer leerer und die Zuschüsse zum Aufrechterhalten des ÖPNV verringerten sich immer weiter. Das Fazit ist klar: Die Omnibusunternehmen müssen ihr Fahrtenangebot reduzieren. Leidtragende seien in dieser Situation die Millionen von Fahrgästen, die täglich mit dem Linienbus zur Schule, zur Arbeit, zum Arzt oder zu Freunden fahren wollen oder müssen.

Weitere Infos  www.omnibustag.de

    HASHTAG


    #Mitteldeutschland

    MEISTGELESEN


    KOMMENTARE

    SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

    Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

    WEITERLESEN



    NEWSLETTER

    Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


    www.omnibusrevue.de ist das Online-Portal der monatlich erscheinenden Zeitschrift OMNIBUSREVUE aus dem Verlag Heinrich Vogel, die sich an Verkehrsunternehmen bzw. Busunternehmer und Reiseveranstalter in Deutschland, Österreich und der Schweiz richtet. Sie berichtet über Trends, verkehrspolitische und rechtliche Themen sowie Neuigkeiten aus den Bereichen Management, Technik, Touristik und Handel.