Der Internationale Bustouristikverband RDA hat sich für ein bundesweites Job-Ticket als Nachfolgemodell für das 9-Euro-Ticket ausgesprochen, das noch bis Ende August gilt. In diesem Zusammenhang verweist der Verband auf das von ihm erstellte RDA Branchenbarometers für den Juni 2022, den ersten Gültigkeitsmonat des 9-Euro-Tickets. Das 9-Euro-Ticket habe bei den Reisebusunternehmen „unerwartete Umsatzrückgänge von durchschnittlich mehr als 20 Prozent“ verursacht, schreibt der RDA. Betroffen davon seien Busreiseverkehre, Anmietverkehre, Schulausflugs- und Klassenfahrten, Fernlinienverkehre sowie im besonderen Maß Tagesfahrten. Die Umsatzrückgänge würden den postpandemischen Erholungsprozess ausbremsen, ohne dessen Fortgang die mittelständischen Strukturen der überwiegend familiengeführten Reisebusunternehmen nicht vollständig erhalten werden könne, mahnte der RDA.
RDA kritisiert staatlich subventionierte Wettbewerbsverzerrung
„Die Nachfolgeregelung des 9-Euro-Tickets sollte in erster Linie Berufspendler motivieren, zukünftig das Angebot des ÖPNV intensiver zu nutzen, sie darf aber nicht dazu führen, dass Bahnreisen zu Dumpingpreisen zur wirtschaftlichen Belastung für mittelständische Reisebusunternehmen werden“, forderte RDA-Präsident Benedikt Esser. „Diese staatlich subventionierte Wettbewerbsverzerrung zu Lasten der Reise- und Fernbusverkehre kann gerade mit Blick auf den anhaltenden Fachkräftemangel, die explosionsartige Energiepreisverteuerung und die Auswirkungen des Ukrainekrieges vom Gesetzgeber so nicht gewollt sein“, so Esser weiter, der daher vorschlug: „Statt das 9-Euro-Ticket zu höheren Kosten fortzusetzen, sollte ein bundesweit gültiges Job-Ticket eingeführt werden, das es Berufspendlern zukünftig ermöglicht, deutschlandweit die vielfältigen Bus- und Bahnangebote des ÖPNV für den eigenen Weg zur Arbeit preisgünstig zu nutzen.“
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom 11. August 2022 führte das 9-Euro-Ticket bisher vor allem zu zusätzlichen Bahnreiseverkehren in touristische Zielgebiete. Das Fahrgastaufkommen touristischer Bahnreisen mit einer Fahrtstrecke zwischen 30 und 100 Kilometern verdoppelte sich im Vergleich zu 2019. Bahnreisen mit längeren Fahrtstrecken verzeichneten ebenfalls einen deutlichen Zuwachs zwischen 35 und 55 Prozent.