Die Branche habe 2023 und 2024 wieder bessere Jahre gehabt, sagte Nico Schoenecker, zum Auftakt der der Jahrestagung des Landesverbands Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO) am Mittwoch, 20. November, in der Event-Location „Motorworld“ in München. Trotz dieser positiven Entwicklung für die Branche, die zuvor pandemiebedingt schwere Jahre hatte, stehen die Busunternehmen vor einer Reihe von Herausforderungen, wie bei der Tagung in München deutlich wurde.
Auf aktuelle Branchenthemen wie das Deutschlandticket, die Elektrobusförderung oder generell die Finanzierung des ÖPNV durch den Bund sowie den Fahrermangel und steigende Kosten, ging dann Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) in seinem Grußwort ein und betonte unter anderem: „Mich stört, dass Busse nicht weiter gefördert werden.“ Er versicherte, dieses Thema in Berlin auch immer wieder ansprechen zu wollen. Die Handlungsmöglichkeiten kommunaler Politiker seien aber begrenzt, sagte Reiter und schloss: „Es bleibt uns am Ende ja nichts anderes übrig, als etwas grantig in Richtung Berlin zu schimpfen.“
LBO-Präsidentin Sandra Schnarrenberger adressierte an die Politik den Wunsch nach mehr Planungssicherheit und dies in allen Bereichen. Um erfolgreich zu sein, müssten Unternehmen langfristig planen können, dies sei nicht gegeben derzeit. Mit Blick auf den ÖPNV könne ein Kostenindex – eine Art Bayern-Index – sowohl den Verkehrsunternehmen als auch den Auftraggebern die notwendige Planungssicherheit geben, schlug Schnarrenberger ein geeignetes Instrument vor.
Mit den Worten »ich bin eine von euch«, leitete dann Staatsministerin Ulrike Scharf (CSU) als Festrednerin ihre Rede ein. Scharf, bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales sowie auch Stellvertretende Ministerpräsidentin Bayerns, stammt aus einer Busunternehmerfamilie und dass sie weiß, wie die Branche tickt, wurde in ihrer Rede schnell deutlich. Dabei behandelte sie Themen wie den Fachkräftemangel, Führerschein-Richtlinie, Tariftreue sowie das Übermaß an Bürokratie, unter dem die mittelständische Betriebe leiden.
Positive Wirkungen des Busses zu wenig bekannt
Im Reise- und Ausflugsverkehr hemmen neben dem Mangel an Busfahrern auch fehlende Infrastruktur und Parkraum, aber auch Vorurteile die Wachstumschancen des Busreiseverkehrs. Eine vom Tourismusministerium geförderte LBO-Studie soll aufzeigen, welche wirtschafts- und umweltpolitischen Potentiale der Bustourismus bietet und wie bayerische Städte und Destinationen davon profitieren können.
Ein großer Vorzug des Busses sei, dass er ein sehr nachhaltiger Verkehrsträger ist, sagte Andrea Möller vom Beratungsunternehmen DWIF-Consulting bei der Präsentation von ersten Ergebnissen der Studie, die den Titel „Wachstumschancen Bustourismus Bayern“ trägt. Möller führte dabei aus, dass der Bus nicht nur in Sachen Ökologie bei der Nachhaltigkeit punktet, sondern eben auch in Sachen Wirtschaftlichkeit und Soziales. Dies seien Vorzüge, die in der Öffentlichkeit oft noch nicht ausreichend bekannt und gewürdigt würden, so Möller.
In der Studie wurde auch ermittelt, wie der typische Busreisegast aussieht: Er ist eher Single, deutlich jünger als Durchschnitt der deutschen Bevölkerung – hier schlagen Jugendreisen und Klassenfahrten ebenso zu Buche wie beim nächsten Punkt, denn der durchschnittliche Busgast ist auch weniger einkommensstark. Zudem ist er häufiger wochentags unterwegs und vereist häufiger im Winterhalbjahr.
Außerdem reisen Busreisegäste häufig in neue Destinationen, sagte Möller. So seien 67 Prozent der ausländischen Gäste, die mit dem Bus nach Bayern kommen Erstbesucher, eine sehr hohe Zahl. Jeder zweite Busreisegast könne zudem nicht auf Anhieb ein Wunschreiseziel nennen, führte sie weiter aus, die potenziellen Gäste sind also neugierig, was Busreiseveranstaltern die Möglichkeit gibt, hier für entsprechende Inspirationen zu sorgen. Was die Buchungswege angeht, so buchen 52 Prozent der Bustouristen direkt beim Busunternehmen, eine immer größere Rolle spielen aber Online-Buchungsplattformen, weshalb es immer wichtiger werde, hier präsent zu sein.
Ein weiterer Workshop zur LBO-Studie wird auf der Münchner Reisemesse Free am 19. Februar 2025 angeboten. Interessierte können sich beim LBO melden, sagte LBO-Geschäftsführer Stephan Rabl.
Die Versammlung wurde von einer Fachausstellung mit über 40 Ausstellern begleitet, insgesamt kamen nach Angaben des LBO rund 250 Teilnehmer zu der Jahrestagung.