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Omnibusbranche: Im Spannungsfeld von Kostensteigerung und Finanzierung

12.05.2025 10:07 Uhr | Lesezeit: 3 min
Linienbus in Mainz, Rheinland-Pfalz
Die Bus-Branche steht unter großem Druck, bringt jedoch den notwendigen Willen und Innovationskraft mit, um  tragfähige Lösungen zu entwickeln – im Linienverkehr ebenso wie in der Touristik, so der Tenor bei der Mitgliederversammlung von VDV Rheinland und VVRP am 8. Mai 2025 in Bad Kreuznach  (Symbolbild aus Mainz)
© Foto: picture alliance / Schoening

Die Omnibusbranche steht unter erheblichem wirtschaftlichem Druck – auch in Rheinland-Pfalz. Das wurde bei der gemeinsamen Mitgliederversammlung der Fachsparten Omnibusverkehr der Verbände VDV Rheinland und VVRP deutlich.

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Michael Frömming, Abteilungsleiter für Mobilität im Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz, stellte auf der Konferenz am 8. Mai 2025 in Bad Kreuznach klar, dass die derzeit verfügbaren Mittel kaum ausreichten , um den laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten – von notwendigen qualitativen Ausweitungen ganz zu schweigen. Er kritisierte insbesondere die mangelnde Dynamisierung der Regionalisierungsmittel, die nicht mit der realen Kostenentwicklung Schritt halte. Ohne eine deutlichere finanzielle Unterstützung von Bund werde es schwer, die steigenden Anforderungen an den ÖPNV – etwa durch neue Tarifergebnisse, gestiegene Betriebskosten oder politische Zielsetzungen wie Klimaschutz und Mobilitätswende – zu erfüllen.

Trotz dieser Herausforderungen verwies Frömming auch auf positive Entwicklungen, wie etwa die vollständige Kostenübernahme des Landes für die Regiolinien, mit der ein starkes Signal für die Daseinsvorsorge im ländlichen Raum gesetzt werde. 

Frank Krautmann, Partner bei der Wendlandt Unternehmensberatung, führte die konkreten wirtschaftlichen Belastungen an, mit denen insbesondere mittelständische Verkehrsunternehmen aktuell konfrontiert sind. Die Betriebe litten zunehmend unter unkalkulierbaren Preisentwicklungen, steigenden Betriebskosten und unzureichenden Preisgleitklauseln in Verkehrsverträgen, die keine realistische Abbildung der tatsächlichen Kostenentwicklungen erlaubten.

Besonders kritisch seien auch die in jüngster Zeit häufiger auftretenden Abbestellungen von Linienleistungen und die häufig intransparenten Anforderungen öffentlicher Ausschreibungen. Diese erschwerten nicht nur die langfristige wirtschaftliche Planung, sondern gefährdeten auch Investitionen in Fahrzeuge, Personal und Infrastruktur.

Krautmann forderte daher mehr Verlässlichkeit und Fairness bei der Vertragsgestaltung – sowohl im Hinblick auf Preisgleitklauseln als auch auf klar definierte Leistungsumfänge. Nur wenn Unternehmen in der Lage seien, nachvollziehbar und nachhaltig zu kalkulieren, könnten sie ihre Strukturen erhalten und verlässlich zur Versorgungssicherheit im ÖPNV beitragen.

Aktuelle Tarifentwicklungen

Guido Borning beleuchtete in seinem Vortrag, wie stark die aktuellen Tarifentwicklungen – insbesondere im Fahrpersonal – die finanziellen Spielräume der Verkehrsunternehmen einschränken. Der RLP-Index, der  seit Januar 2025 bei Neuvergaben verpflichtend anzuwenden ist, ermögliche zwar eine sachgerechte Anpassung von Verträgen an steigende Lohnkosten. In bestehenden Altverträgen jedoch finde dieser Index keine automatische Anwendung.

Daher rief Borning die Unternehmerinnen und Unternehmer eindringlich dazu auf, bestehende Verkehrsverträge im Hinblick auf Personalkostenregelungen zu überprüfen, gestiegene Lohnkosten zu dokumentieren und aktiv auf die Aufgabenträger zuzugehen. Ziel sei eine einvernehmliche, faire und rechtlich fundierte Vertragsnachsteuerung. Der Verband unterstütze seine Mitglieder in diesem Prozess mit Musterschreiben, Kalkulationshilfen und rechtlicher Expertise.

Rechtsanwalt Heiko Nagel, Geschäftsführer von VVRP und MOLO,, der über die tariflichen Rahmenbedingungen der Branche sprach, berichtete, dass die jüngsten Tarifverhandlungen bislang nicht zu einem neuen Abschluss mit der Gewerkschaft Verdi geführt hätten. Besonders brisant: Verdi habe die langjährige Tarifpartnerschaft mit dem Arbeitgeberverband VAV einseitig beendet. Diese Entwicklung sorge für erhebliche Unsicherheiten bei den Unternehmen, da tarifliche Planungssicherheit fehle.

Trotz dieser angespannten Lage betonte Nagel, dass die Arbeitgeberseite weiterhin auf eine stabile und konstruktive Sozialpartnerschaft setze. Derzeit würden verschiedene Optionen geprüft, wie der Dialog mit der Gewerkschaft wieder aufgenommen und die Verhandlungen zu einem zukunftsfähigen Abschluss geführt werden könnten. Er  machte deutlich, dass Tarifpolitik nicht losgelöst betrachtet werden dürfe, sondern stets in engem Zusammenhang mit gewerbepolitischen und strukturellen Fragen stehe.

Guido Borning, Geschäftsführer des VDV Rheinland und von MOLO, und Rechtsanwalt Heiko Nagel
Guido Borning, Geschäftsführer des VDV Rheinland und von MOLO, und Rechtsanwalt Heiko Nagel (v.l.)
© Foto: Mobilität & Logistik Rheinland-Pfalz e.V. (MOLO e.V.)

Bustourismus im Wandel

Neben den drängenden ÖPNV-Themen widmete sich die Versammlung auch dem Bustourismus, einem Bereich mit eigenständiger Dynamik und Entwicklungsperspektive. Dieter Gauf, Geschäftsführer von Gauf Tourism Consult und ehemaliger Hauptgeschäftsführer des RDA, gab einen Ausblick auf die Zukunft touristischer Busreisen. Er betonte, dass klassische Gruppenreisen zunehmend an Attraktivität verlören. Stattdessen suchten Reisende verstärkt nach individuell gestaltbaren Angeboten, hoher Erlebnisqualität, Nachhaltigkeit und digitalen Zusatzleistungen. Emotionale Erlebnisse und exzellenter Service seien heute zentrale Buchungsfaktoren.

 Er forderte die Unternehmen auf, sich strategisch neu auszurichten: Eine klarere Positionierung, moderne Kommunikation und Offenheit für Innovationen – sowohl im Angebot als auch bei der Fahrzeugausstattung – seien entscheidend, um die Zukunftsfähigkeit des Bustourismus zu sichern.

Die abschließende Diskussionsrunde zeigte: Die Branche steht unter großem Druck, bringt jedoch den notwendigen Willen und Innovationskraft mit, um gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln – im Linienverkehr ebenso wie in der Touristik.

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