Im zweiten Jahr hat Venedig von Besuchern eine Eintrittsgebühr erhoben und nun Ende Juli eine vorläufige Bilanz gezogen. Man habe rund 720.000 zahlende Besucher gezählt, die für Einnahmen von rund 5,4 Millionen Euro sorgten, so die Stadt Venedig. Man habe zudem rund 2500 Bußgelder verhängt. Die Regelung galt in diesem Jahr an insgesamt 54 Tagen, verteilt auf Wochenenden und Feiertage im April, Mai, Juni und Juli. Der reguläre Preis betrug pro Person zehn Euro, Frühbucher bekamen einen ermäßigten Preis von fünf Euro. Für Gäste, die in Venedig übernachteten, galt die Eintrittsgebühr nicht, die Übernachtungsgäste zahlen allerdings schon seit Jahren eine Kurtaxe.
System hat laut der Stadt gut funktioniert
Erstmals hatte Venedig im Jahr 2024 eine Gebühr für den Eintritt erhoben. Im ersten Jahr mussten Besucher die Gebührt, damals fünf Euro, an 29 Tagen bezahlen. Im Premierenjahr zählte man 485.000 Menschen, die die Gebühr zahlten, die Einnahmen beliefen sich damals auf rund 2,4 Millionen Euro. Die Einnahmen haben sich also im zweiten Jahr – bei höherem Preis und mehr Tagen, an denen sie bezahlt werden musste – im Vergleich zum ersten Jahr mehr als verdoppelt. Das System habe auch im zweiten Jahr gut funktioniert, so die Stadtverwaltung. Ziel sei aber nicht in erster Linie die Einnahmesteigerung, wie man betonte, sondern eine Steuerung der Besucher. Die Einnahmen, abzüglich der Betriebskosten, sollen direkt der Stadt Venedig und den Bewohnern zugutekommen.
Diskussion um eine höhere Gebühr
Ob auch 2026 wieder ein Gebühr erhoben werden soll, wird derzeit diskutiert. Man ist sich auch in der Frage uneins, ob eine Eintrittsgebühr reicht, um den Massentourismus einzudämmen. Setrak Tokatzian, der neue Präsident des Vereins „Piazza San Marco“, in dem sich unter anderem historische Cafés, Juweliere und Glasbläser zusammengeschlossen haben, kritisierte den Massentourismus mit deutlichen Worten: „Wir erleben eine noch nie dagewesene Explosion des Tourismus mit Menschen, die umherwandern, ohne die Geschäfte zu betreten, und überhaupt nicht wissen, wo sie sind. Sie teilen sich einen Teller Nudeln und kaufen nichts. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber dieser Tourismus ist obszön“, sagte Tokatzian in einem Interview mit dem „Corriere del Veneto“, über das die „Südtirol News“ berichteten. Tokatzian schlug demnach sogar vor, von Tagestouristen 100 Euro zu verlangen, da eine solche hohe Eintrittsgebühr Abhilfe schaffen würde.
Venedig soll eine Stadt für alle bleiben
Bruno Barel, der erste Prokurator der Basilika San Marco, sprach sich umgehend gegen eine solch hohe Gebühr aus. „Ich bin nicht davon überzeugt, dass viele ein Venedig nur für Wohlhabende oder Menschen wie Jeff Bezos wollen. Schönheit ist universell. Sie ist für Feinschmecker, aber auch für diejenigen, die sich noch verfeinern lassen. Für einfachere und bescheidenere Menschen, die etwas von der Magie der Lagunenstadt mit nach Hause nehmen möchten“, zitierte „Südtirol News“ Bruno Barel.