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9-Euro-Ticket: Einnahmeausfälle schaden Busunternehmen - Kommentar

09.05.2022 11:20 Uhr | Lesezeit: 4 min
ÖPNV
Ist das 9-Euro-Ticket eine Lösung für den ÖPNV oder begründet es vielmehr Probleme, deren Folgen bestenfalls nicht absehbar sind?
© Foto: Jan Woitas/dpa/picture-alliance

Das 9-Euro-Monatsticket soll für Busse und Bahnen werben. Doch Werbung kostet – am teuersten wird sie für die, die für sie bezahlen müssen. In Sachen 9-Euro-Ticket sind das die Busunternehmen an vorderster Front. Schätzungen zufolge werden sich die Einnahmeausfälle für die Verkehrsverbünde im Südwesten auf rund 280 Millionen Euro belaufen.

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Das geht aus einer Antwort des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg auf eine Landtagsanfrage der Grüne-Fraktion hervor. Die genannte Zahl umfasst dabei auch die Kosten für Erstattungen an Bestandskunden von Zeitkarten. 

Von Juni bis Ende August sollen Fahrgäste bundesweit für 9 Euro pro Monat im Nah- und Regionalverkehr in der zweiten Klasse fahren können. Die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Silke Gericke sagte, die politische Zusage des Bundes, alle Kosten des Neun-Euro-Tickets zu übernehmen, sei eine zentrale Voraussetzung dafür, damit das Ticket erfolgreich umgesetzt werden könne. „Den Verkehrsunternehmen müssen die Umsatzausfälle durch das Neun-Euro-Ticket vollständig ausgeglichen werden - und auch für die weiteren Kosten für Vertrieb und Marketing muss ein Ausgleich erfolgen.“ 

Um bei den steigenden Energiekosten mithalten zu können, benötigten die Verkehrsunternehmen vorab bereits einen Anteil des Geldes. Wobei die Einführung des 9-Euro-Tickets auch im Landeshaushalt keine Nachteile entstehen sollen. Die entsprechenden Verhandlungen zwischen Bund und Ländern zu dieser Frage sind noch nicht abgeschlossen. 

Einbußen durch 9-Euro-Ticket: Gegenstrategie aus Thüringen

Als Antwort auf die drohenden Einnahmeausfälle hat der Verband Mitteldeutscher Omnibusunternehmen flankierend zum geplanten 9-Euro-Ticket Buslinien auf Bundesstraßen und Autobahnen gefordert. „Wer die Verkehrswende will, muss klotzen“, so Geschäftsführer Tilmann Wagenknecht. Busse könnten die Pendlerparkplätze anfahren und die Berufspendler einsammeln. In Thüringen sei das vor allem entlang der A71 (Sangerhausen-Schweinfurt) sinnvoll, da es dort keinen parallelen, schnellen Eisenbahnverkehr gebe.

Um die zusätzlichen Linien bedienen zu können, seien kurzfristig Reisebusse von Privatunternehmern einsetzbar, meint Wagenknecht. Die Fuhrparke privater Omnibusunternehmen lägen wegen der Pandemie noch weitgehend brach. „Pop-up-Linien“ wären dennoch nur möglich, wenn diese politisch gewollt seien und von der öffentlichen Hand finanziert würden. „Das günstige und bundesweit geltende Ticket ist eine Revolution im Tarifbereich“, betont Wagenknecht, „es gibt dennoch Befürchtungen, dass damit Erwartungen geweckt werden, die nicht erfüllt werden können.“ Viel wichtiger erscheint, fehlende Buslinien auf dem Land aufzubauen – was seinerseits Geld kostet. Eine Forderung des Verbandes Mitteldeutscher Omnibusunternehmen besagt deshalb, dass Thüringen ab sofort Zuwächse bei den Regionalisierungsmitteln vom Bund jeweils durch eigene Landesmittel verdoppelt.

9-Euro-Ticket: Lösung oder Milchmädchenrechnung?

Schlagworte wie „öffentliche Unterstützung“, „Subvention“ oder „Geld vom Staat“ rufen allgemein Beifall hervor – ein zweischneidiges Schwert sind sie in der Argumentation dennoch. Denn wessen Geld ist denn „das des Staates“ oder „das des Landes“? Es ist das Geld des Steuerzahlers. Und zu denen zählen auch Busunternehmer, samt Beleg- und Kundschaft. Die in Zeiten wie den aktuellen fortlaufend weniger Geld in der Tasche haben. Steuerentlastungen werden bereits gefordert. „Der Staat“ nimmt also dank all der bekannten „Entwicklungen“ immer weniger Geld ein, verteilt aber großzügig Almosen, die diejenigen, die sie bekommen, selber ins System einspeisen müssen. Durch eine andere Brille sieht das nicht nach „Werbung“, sondern eher nach einer Abwärtsspirale aus. Alle, die den Sommer über für 9 Euro im Monat Bus und Zug fahren, machen das doch ab September nicht wieder zum regulären (oder bis dahin gestiegenen) Preis. Auch dann suchen sie (wieder) nach der Lösung, die am günstigsten ist.

Was lohnt sich hier also für wen wirklich – und nachhaltig? Diskutieren Sie mit uns!

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