In mindestens 100 Fällen hat ein 69-jähriger Münchner Arzt Taxi- und Busfahrern falsche Gesundheitszeugnisse ausgestellt. Das Münchner Amtsgericht verurteilte ihn jetzt dafür zu einer achtmonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung. Außerdem darf er in den nächsten drei Jahren keine Fahreignungsgutachten mehr ausstellen.
Wolfgang H. praktiziert seit 40 Jahren. Nach dem Urteilsspruch kündigte er an, in Rente zu gehen. Er hatte sich auf Gutachten zur Fahreigenschaft von Berufskraftfahrern, die Personen chauffieren, spezialisiert. Bei Taxifahrern ab 60 und Busfahrern ab 50, die sich ihre Leistungsfähigkeit regelmäßig bescheinigen lassen müssen, hatte sich herumgesprochen, dass bei Wolfgang H. dies leicht möglich sei. Grund dafür war die stark vereinfachte und finanziell günstige Methode, die er bei der Untersuchung anwendete statt der vorgeschriebenen Verfahren.
Dem Arzt war die Lizenzgebühr für das Computerprogramm zu teuer. Er entwickelte simple Alternativmethoden, die für die Kraftfahrer nicht nur einfach zu bestehen, sondern auch kostengünstig waren. Aufgefallen war der Schwindel in der Führerscheinstelle des Landratsamtes München, da alle Gutachten dieselben Testergebnisse aufwiesen. In anderen Landratsämtern ergab sich das gleiche Bild. Die Staatsanwaltschaft klagte den Mediziner in 101 Fällen an. (ah)