In Deutschland zahlt man aktuell auf den beliebtesten Strecken mindestens 1,72 Cent pro Kilometer, so eine Analyse des Vergleichsportal CheckMyBus. Tickets im einstelligen Euro-Bereich seien in Frankreich auf den meisten Strecken keine Seltenheit.
Seit August 2015 steht der Fernbusmarkt in Frankreich nun offen. Junge europäische Anbieter wie FlixBus und megabus sehen, ähnlich wie in Deutschland, ein großes Potential und drängen in den Markt. Aber auch die etablierten Unternehmen ergreifen die Gelegenheit und bauen nicht nur ihr Netz aus, sondern locken mit Niedrigpreisen. In Frankreich gründete der Eurolines-Betreiber Transdev schon im Juni die Tochter isilines, die auf innerfranzösischen Strecken zu Niedrigpreisen verkehrt. Die französische Bahn benannte ihre Fernbustochter zum 3. September in OUIBUS um und stellte eine umfangreiche Bus-Strategie vor – unter anderem wird eine ausdrückliche Low-Cost-Strategie verfolgt, nach Vorbild der Billigfluggesellschaften. Bis zum Jahresende will man 130 Verbindungen mit 35 Zielen in Frankreich und elf weiteren europäischen Städten zu attraktiven Preisen anbieten. Um neue Kunden in den Bus zu locken, werden 25.000 Fahrkarten zum Festpreis von fünf Euro auf allen innerfranzösischen Linien verkauft. Die französischen Anbieter sind also gewappnet, denn mit FlixBus und megabus haben schon zwei europaweit agierende Fernbusunternehmen ihr französisches Angebot gestartet – auf ihren ersten Linien bieten sie schon jetzt Tickets für einen Euro an und die Fahrpläne sollen noch deutlich wachsen.
Aber auch die Probleme sind in Frankreich ähnliche wie in Deutschland. Das große Nadelöhr sind die Busbahnhöfe. Sie sind laut CheckMyBus nicht ausgerüstet für den plötzlichen Fernbus-Ansturm, oftmals veraltet und unkomfortabel. Wirtschaftsminister Macron kündigte bereits an, bis Ende des Jahres ein Konzept zur Verbesserung der Infrastruktur vorzulegen. Abzusehen ist, dass, wie in Deutschland, die Bahn die neue Konkurrenz auf der Straße spüren wird und mit Preisanpassungen und Sparangeboten reagieren wird, erklärt CheckMyBus. So könnte auch in Frankreich der Fernbus das Preisniveau im Fernreiseverkehr deutlich senken. Anders als in Deutschland verhält es sich in Frankreich mit der Mindestdistanz für Fernbusfahrten. Während in der Bundesrepublik Fernbusse auf Strecken ab 50 Kilometer verkehren dürfen, beträgt die Entfernung in Frankreich 100 Kilometer. Allerdings sollen ab Oktober auch Sondergenehmigungen für kürzere Abschnitte möglich sein, sofern das aktuelle Transportangebot als nicht ausreichend eingestuft wird, teilt CheckMyBus mit. (ah)