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Bayern entdecken: Auf zur blau-weißen Städte-Tour

18.05.2022 10:19 Uhr | Lesezeit: 4 min
Bayern entdecken: Auf zur blau-weißen Städte-Tour
Weiden: Der "Obere Markt" fasziniert mit seinen farbenfrohen Giebelhäusern aus der Zeit nach 1540. Die Historie des "Unteren Markts" als Schauplatz großer Jahrmärkte ist seit mehr als 600 Jahren belegt.
© Foto: obx-news/Tourist-Info Stadt Weiden

"Der schönste, reichste, beste und wahrste Roman, den ich je gelesen habe, ist die Geschichte", hat der Autor Jean Paul einmal gesagt. Ostbayerns Städte liefern Bus-Touristikern jede Menge Ideen, um solch geschichtsträchtige Orte in romanhaften Touren miteinander zu verbinden. Historische, mit viel Liebe zum Detail renovierte und gleichzeitig lebendig-quirlige Altstädte laden zu Zeitreisen in die Vergangenheit und einer "Erlebnis-Geschichtsstunde" ein, die immer mehr Besucher fasziniert.

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Weiden: Faszinierende Handelsstadt mit "goldener Geschichte"

Über Jahrhunderte war Weiden die wichtigste wirtschaftliche Klammer zwischen Bayern und Böhmen, zwischen dem Westen und dem Osten Europas: die Goldene Straße zwischen Nürnberg und Prag. In über sechs Jahrhunderten wurde die Goldene Straße zum Symbol eines Europas ohne Grenzen, ein Symbol der europäischen Idee, das alle Stürme der Zeit überlebte. Der Name der etwa 300 Kilometer langen "Gulden Straß" tauchte erstmals 1513 auf. Es war Kaiser Karl IV. - Vater Deutscher, Mutter Tschechin - der die Verbindung zwischen seiner bevorzugten Residenzstadt Prag und der Reichsstadt Nürnberg zu einer Reichs- und Handelsstraße ausbauen ließ.  Auf der Goldenen Straße pendelten die Kaufleute der Deutschen Hanse, dem wichtigsten Wirtschaftsbund jener Zeit, um Häute, Wachs, Metalle und Fleisch nach Bayern und Tuche, Getreide und Wein nach Böhmen zu transportieren.

Weiden war einer der wichtigsten Wegpunkte in der Oberpfalz. Als solcher profitierte die Stadt vom Handel und führte wichtige Zolleinnhamen in die kaiserliche Kasse. Ein Zeuge dieser "goldenen Vergangenheit" ist bis heute das Herz des historischen Zentrums der Stadt: das Alte Rathaus mit seinem Glockenspiel, erbaut Mitte des 16. Jahrhunderts. Es liegt in der Mitte des Marktplatzes mit seiner über 500-jährigen Geschichte, begrenzt durch zwei Tore, deren Ursprünge bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen. Der "Obere Markt" fasziniert mit seinen farbenfrohen Giebelhäusern aus der Zeit nach 1540. Die Historie des "Unteren Markts" als Schauplatz großer Jahrmärkte ist seit mehr als 600 Jahren belegt. Das beinah mediterrane Flair der Straßen mit ihren Restaurants, Cafés und kleinen Boutiquen, aber auch Märkte, die heimischen Genuss bieten, verbinden in Weidens mittelalterlichem Herz heute Geschichte, Genuss und Erlebnis. 

Neumarkt: Traditionsreicher "Marktplatz" des Mittelalters 

Vom Glanz der nahen Goldenen Straße profitierte auch Neumarkt in der Oberpfalz. Die Stadt trägt den Handel ("neuer Markt") bereits im Namen. Anfang des 12. Jahrhunderts entstand der Ort, der später Residenz der Wittelsbacher Pfalzgrafen war, am Schnittpunkt zweier Handelswege. Von der Bedeutung Neumarkts im Mittelalter kündet noch heute die damals angelegte und nach dem zweiten Weltkrieg liebevoll wieder aufgebaute Altstadt mit ihrem Marktplatz. Die heutige Obere und Untere Marktstraße war seinerzeit Neumarkts zentraler Handelsplatz. Feil geboten wurde unter anderem Exotisches aus dem Morgenland wie Seide, Zimt und Gewürze.

Auch heute ist der Bereich rund um das Rathaus pulsierender Mittelpunkt des Stadtlebens der alten Handelsstadt: unter anderem mit dem ältesten Bauernmarkt Bayerns, den es bereits seit über drei Jahrzehnten gibt. Lebendige Altstadtgassen, prächtig sanierte Bürgerhäuser und Neumarkts bedeutende Vergangenheit als Residenzstadt sind bis heute erlebbar: Mit dem Einzug des Hofstaates im 15. Jahrhundert begann für Neumarkt eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit: Das Pfalzgrafen-Schloss, die Stadtpfarrkirche St. Johannes - im Jahr 2015 erhoben zum Münster - die Hofkirche, das Untere Tor, das Rathaus und der Reitstadel sind lebendige "Zeugen der Geschichte", die in diesen Jahren entstanden und heute jedes Jahr Besucher begeistern.

Straubing: Sieben Jahrtausende Geschichte 

Faszinierend ist auch die bis heute erlebbare Vergangenheit der niederbayerischen Stadt Straubing: Ihre Historie reicht über 7.000 Jahre zurück. Zuerst ließen sich dort die Kelten nieder, später waren es die Römer, die wegen der strategischen Lage Straubings von dort ihr Reich gegen die Germanen beschützten. Das Straubinger Gäubodenmuseum zeichnet die Jahrtausende zurückreichende Geschichte heute nach. Die Metropole im Gäuboden, jenem besonders fruchtbaren Landstrich entlang der Donau, zog auch die Bajuwaren an: Straubing war eine der Wiegen des frühen Bayernstammes. Straubing war Herzogstadt, kurfürstliche Stadt und vor allem immer eng verbunden mit den jeweiligen bayerischen Herrschern ihrer Zeit. 

Straubing war einst Verwaltungs- und Regionalmetropole für große Teile des Bayerischen Walds und lag am Kreuzungspunkt wichtiger Fernwege von den Alpen nach Böhmen und von Wien nach Frankfurt. Eindrucksvolle Kirchenbauten und die durch die Jahrhunderte geprägten Patrizier- und Handelshäuser am Stadtplatz künden bis heute von der stolzen Historie als Stadt des Handels. Die "Neustadt" ist heute Straubings lebendiges Zentrum mit zahlreichen Geschäften, Freisitzen und Cafés. Weithin sichtbar ist der Straubinger Stadtturm. Der 68 Meter hohe mittelalterliche Stadtturm, seit Beginn des 14. Jahrhunderts im gotischen Stil errichtet, ist heute ein Wahrzeichen der Stadt - und, so vermutet man, Ursprung einer Redewendung. Wenn die Straubinger "fünf gerade sein lassen", dann erweisen sie den fünf Turmspitzen Reverenz. 

Deggendorf: Charmante "Drehscheibe" zwischen den Welten

Schon seit seiner Entstehungszeit vor über 1.000 Jahren profitierte auch Deggendorf in Niederbayern von seiner Rolle als "Drehscheibe" zwischen dem Donauraum und dem Bayerischen Wald. Nicht von ungefähr ist innerhalb der Stadt die gesamte Straße im Nord-Süd Verlauf zu einem gewaltigen, lang gestreckten Platz ausgebaut - als Treffpunkt von Händlern aus dem Umland und auch von weither. Dort trafen sich die Fischerdorfer Fischverkäuferin und der Waldbauer, der Getreidebauer des Gäubodens mit dem Glashersteller aus dem hinteren Bayerischen Wald. Dort wechselten Pilze, Honig, Gemüse, Obst, Brennholz, Zaunstangen, Geflügel, Schweine, Großvieh und Pferde den Besitzer. Nürnberger Tand und Waren Augsburger und Regensburger Großhandelshäuser fanden hier ihre Abnehmer, Tuche, Wollzeug, Spitzen und Seiden-Stoffe aus den Niederlanden ebenso wie Met, Wolle, Kupfer, Eisen, Blei und Wachs aus Böhmen, seltene exotische Gewürze und rarer Zucker. 

Das Angebot an damaligem Luxus und schwer zu beschaffenden Gütern machte diese Jahrmärkte so attraktiv. Von weit her reisten die Menschen in die Stadt, um sich einzudecken. Bis heute ist Deggendorf lebendiges Zentrum: Wer während des beliebten Wochen- oder Bauernmarkttreibens über den Luitpoldplatz schlendert, kann - umgeben von den malerischen Giebeln der Bürgerhäuser - auch heute noch ein wenig der liebevollen Geschäftigkeit des Handels spüren.

Dingolfing: Große Markt- und Handels-Tradition an der Isar

Auch die Geschichte Dingolfings reicht Jahrhunderte zurück. Der Fischreichtum und der florierende Salzhandel auf dem Wasserweg machten Dingolfing im Mittelalter zu einer einflussreichen Marktstadt. Bereits im Jahr 1274 erhielt der Ort neben dem Stadt- auch das Marktrecht. Später waren es feine gewalkte und geraute Wollgewebe, so genannte Tuche, die Dingolfing zur Blüte und zu internationaler Bekanntheit verhalfen. Der Marienplatz, zentraler Platz im Herzen der historischen Altstadt Dingolfings, trug bis ins Jahr 1768 den Namen Wollerzeile. Der Name geht auf das Handwerk der Tuchmacher zurück. Dingolfinger Tuch wurde in halb Europa gehandelt und hochgeschätzt. Handwerk und Handel brachten der Stadt Wohlstand und Reichtum. Bis heute erlebbarer und eindrucksvoller Beleg dafür ist unter anderem die Dingolfinger Stadtpfarrkirche St. Johannes. Der stattliche, unverputzte Backsteinbau mit seinem mehr als 80 Meter hohen Turm ist eine spätgotische Bauschöpfung und zählt zu den bedeutendsten Kirchenbauten dieser Zeit in Süddeutschland. Auch einige der Markttraditionen aus alter Zeit leben in Dingolfing weiter - wie beispielsweise die der "Mittefastenmärkte", die der historischen Definition nach als "Ledigen- und Verheiratetenmarkt in der Mitte der Fastenzeit" gelten. Gemeint ist damit: Das bäuerliche Gesinde und die Bauern selbst konnten sich nur abwechselnd aus der Arbeit herauslösen. Die Tradition der beiden noch existierenden und bis heute bei Einheimischen und Besuchern beliebten Dingolfinger Mittefastenmärkte in der unteren Stadt lassen sich rund 400 Jahre zurückverfolgen. 

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