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25 Jahre – Na und?!

05.12.2007 08:10 Uhr

Nicht viele Reisebusse können auf solch eine lange Betriebsgeschichte zurückblicken wie der Bova Futura. Gerade mal eine Handvoll Fahrzeuge kann von sich behaupten, wahre Wegbegleiter zu sein. Mittlerweile ­wurde der Futura umfassend erneuert. Hat er eine Chance, die nächsten 25 Jahre zu bestehen? – Ein Test.

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Es gibt nicht viele Busse, die das Bild einer ganzen Generation so prägten, wie es der Bova Futura getan hat. Als er 1982 auf den Markt kam, wurde er gleichermaßen bestaunt wie belächelt. Markant sein vorgewölbter Bug, der ihm so manchen Spitznamen einbrachte. Und dennoch: Die Front wurde sein Markenzeichen, das selbst Omnibus-Fremde sofort mit ihm Verbindung brachten. Allein diese Zahlen sind beeindruckend: In 25 Jahren wurden 6.700 Futuras mit 12 Metern Länge, 500 mit zehn Metern Länge, 1.750 mit 12,7 Metern Länge sowie 550 Magnums produziert. Würde man diese zusammengezählt 9.500 Busse hintereinander stellen, käme man auf eine Strecke von 115 Kilometern. 1982 wurden sowohl die FH- (hoch) als auch die FL-Modelle (niedrig) eingeführt. Vier Jahre später gelang dem Futura der Sieg zum Coach of the Year. Erwähnenswert auch die Zulassung des ersten FHD 15 Magnum, ein Dreiachser von 15 Metern Länge 1994. Ihm folgte 1996 der 13,6 Meter lange FHD 14 Magnum. Die besondere Stärke des Futura war von Anfang an sein geringes Eigengewicht. Aus diesem Grund war es 1997 möglich, einen Zweiachser mit einer Länge von 12,7 Metern zu bauen, den Futura FHD 127. 1998 wurde der 100. Mag­num ausgeliefert.

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Facegeliftet

Im Laufe der letzten 25 Jahre erfuhr der Bus mehrfache optische Anpassungen, das letzte Facelifting fand 2006 statt. Im Rahmen der Euro-4-Anpassung wurde sowohl das Interieur als auch das Exterieur modernisiert. Seit Ende 2007 gibt es den Futura nun auch in einer neuen Länge von 10,4 Metern als niedrigen FLD 104. Außerdem wurden alle Futuras serienmäßig mit dem elektronischen Bremssystem EBS ausgestattet, Basis für die nun optional erhältliche Electronic Stability Control ESC. Noch heute hat der Futura kaum etwas von seinem Charme eingebüßt und steht damit weit vorn in einer Reihe berühmter Omnibusse. Die OMNIBUSREVUE nahm das 25-jährige Jubiläum zum Anlass, dem Bova Futura auf die gelifteten Finger zu schauen.

Behutsame Design-Änderungen

Bereits äußerlich fällt auf, dass der Futura irgendwie gestrafft daherkommt. Und tatsächlich, die Bugwölbung wurde dezenter gestaltet, die Front wirkt glatter und irgendwie moderner, ohne dass behauptet werden soll, die bisherige Wölbung wäre veraltet. Aber das war es auch schon in Sachen optische Anpassung, alles andere fällt eher in den Bereich: dezente Kosmetik. Frei nach dem Motto, warum Gutes unnötig anpacken, wurden die Design-Änderungen sehr behutsam vorgenommen. Das trifft auch auf den Innenraum zu. Die größte Veränderung betrifft hier den Fahrerarbeitsplatz. So wurde die Zentralanzeige hinter dem Lenkrad modernisiert. Die Rundinstrumente gruppieren sich übersichtlich um ein großes Display, auf dem sämtliche wichtigen Betriebsdaten auf einen Blick angezeigt werden. Das Ensemble wirkt nun wesentlich geschlossener als bisher. Die Schalteranordnungen wurden hingegen fast komplett beibehalten. Und spätestens hier merkt man, dass der Futura doch schon einige Jährchen auf dem Buckel hat, denn in Sachen Ergonomie entspricht das Cockpit nicht dem letzten Stand der Dinge. Besonders die Schalterleiste rechts sitzt zu weit unten und zwingt den Fahrer zu sehr, den Blick von der Straße zu nehmen. Dafür gefällt die Anordnung des Navigations-Displays recht gut, es sitzt im Blickfeld des Fahrers. Gewöhnungsbedürftig, aber eben typisch Futura ist die Anordnung des Retarder-Hebelchens, das hinten links auf dem Armaturenbrett sitzt. Der Verstellweg des Fahrersitzes ist leider nach wie vor zu gering bemessen, hier haben große Fahrer immer noch Probleme, die optimale Sitzposition zu finden. Der lange Schaltknüppel wich nun einem Joystick, der auf einer kleinen Konsole griffgünstig neben dem Fahrersitz positioniert wurde. Trotz anfänglicher Bedenken – die Schaltung ist leichtgängig und lässt sich intuitiv bedienen. Allerdings sollte man sich klar machen, dass der neue kleine Motor keine unendlichen Leistungsreserven mitbringt. Und damit kommen wir zur eigentlich spannendsten Neuerung des Futura.

Die 9-Liter-Maschine treibt souverän vorwärts

Im Heck sitzt jetzt ein DAF PR 265 S, also ein Sechszylinder-Reihenmotor mit einem Hubraum von gerade mal 9,2 Litern. Bei einem Stadtbus würde man solche Dimensionen erwarten, aber bei einem Reisewagen? 361 Pferdestärken leistet der Motor und erzeugt damit ein maximales Drehmoment von 1.450 Nm, das bereits ab erstaunlich niedrigen 1.100 Umdrehungen pro Minute anliegt und bis 1.700 U/min gehalten werden soll. Und tatsächlich, zwar muss der Motor recht drehfreudig gefahren werden, was sich auch unüberhörbar im Fahrzeuginneren widerspiegelt. Doch sowohl bei Beschleunigungsfahrten als auch im äußerst anspruchsvollen Bergverkehr treibt die 9-Liter-Maschine den Futura souverän vorwärts. Das hätten wir ehrlich nicht erwartet. Die Marke 100 km/h wird in 42 Sekunden erreicht und damit mindestens genauso zügig, wie bei stärker motorisierten Bussen, und Steigungen kraxelt der Holländer klaglos empor, ohne auch nur im Mindesten zu schwächeln. Merke: Das Fahrzeug war beim Test auf 18 Tonnen ausgeladen. Die zweite handfeste Überraschung dann beim Nachtanken beziehungsweise der Auswertung der Etappenverbräuche. 26,14 Liter Durchschnittsverbrauch sind Rekord auf der neuen OMNIBUSREVUE-Teststrecke. Noch interessanter wird es, sieht man sich die Etappen an: Auf der Autobahn laufen gerade mal 20 bis22 Liter/100 km durch die Leitungen und die 145 Kilometer lange schwere Berg-Landstraßen-Etappe schlägt mit unfassbar geringen 37,8 Litern zu Buche. Zum Vergleich: Dreiachser kommen hier locker auf weit über 50 Liter pro 100 Kilometer. Setzt VDL Bova neue Trends? In Zeiten von Dieselpreisen jenseits der 1,30 Euro-Marke dürfte hier sicher so mancher Leser interessiert aufgemerkt haben. Gut, anfahren ohne Gas zu geben am Berg funktioniert nicht und das Geräuschniveau eines Maybachs liegt in unerreichbarer Ferne, doch wer ein ehrliches Arbeitspferd sucht, das halt auch mal etwas lauter wiehert, macht mit dem neuen Euro-5-Motor sicher keine Fehler.

Mit Sicherheit angepasst

Ansonsten wurde dem Futura auch in Sachen Sicherheit so manche Neuerung verpasst. Endlich bekommt man den Klassiker mit einem elektronischen Bremssystem. Dieses ist Voraussetzung, um beispielsweise einen Bremsassistenten oder aber das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP, welches bei VDL ESC (Elektronische Stabilitäts Kontrolle) heißt, zu verbauen. Es ist schon ein Erlebnis, den Futura von ESC eingebremst zu erleben, wenn man den Bus aus eigener Erfahrung bereits vor 15 Jahren über zigtausende Kilometer gesteuert hat – ohne jegliche Hilfsmittel. Überhaupt besitzt der Bus zupackende Bremsen. 35,4 Meter Bremsweg aus Tempo 80 können sich sehen lassen. Der Futura gefällt mit Detaillösungen. Zu nennen wäre hier etwa das Schmutzgitter vor dem Kühler, das eine Säuberung wesentlich vereinfacht oder aber die platzsparende und vor allem ergonomische Einbaulösung des Wasserkanisters, der nun am Fußende der Schlafkabine einen neuen Platz gefunden hat. Nicht ganz so optimal ist nach wie vor die Unterbringung der Lüfter der Klimaanlage. Unter Volllast verbreiten sie einen wahrhaft enormen Lärm, zudem ist die Anordnung direkt hinter der Hinterachse weniger optimal in Sachen Schmutzansaugung. Dafür, und das soll natürlich nicht verschwiegen werden, gehört das Futurair-Klimasystem zu den leistungsstärksten überhaupt.

Fazit

Insgesamt ist der VDL Bova Futura nach wie vor ein echter Arbeiter, der zum einen mit einem günstigen Preis und zum anderen mit ei­nem unschlag­ba­ren Leergewicht, das laut Herstel­ler­angaben bei 12.680 kg – also deutlich unter 13 Tonnen – liegt, punkten kann. Natürlich sorgen diverse Optionen wie Zusatztanks oder gehobene Innenausstattung für Mehrgewicht, doch fahren lässt sich der Futura auch problemlos im ganzheitlichen Jahreseinsatz ohne diese Extras. Nicht ganz so optimal ist die Abstimmung des Fahrwerkes, der Bus lässt sich zwar auch auf Schlechtwegstrecken sicher fahren, doch für die dahingleitende Eleganz eines City­liners reicht es leider nicht. Hier wünschte man sich etwas mehr Steifigkeit im Aufbau. So gesehen ist der Futura zwar in die Jahre gekommen, doch zum alten Eisen gehört er deswegen noch lange nicht.
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