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Van Hool T916 Acron: Ein guter Jahrgang

30.08.2007 14:47 Uhr

Ein Van Hool ist weltweit zu Hause. Doch in Deutschland spielt er bisher kaum eine Rolle. Am Produkt kann das eigentlich nicht liegen, denn das ist ausgereift und auch technisch auf der Höhe der Zeit.

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Die OMNIBUSREVUE nahm die Umstellung auf Euro 5 zum Anlass, sich den T916 Acron genauer anzuschauen. Echte Geheimtipps sind selten. Einen zu erhalten, grenzt oft an ein kleines Wunder. Dabei liegen sie oft auf der Straße, man muss nur hinsehen. So, wie beim Van Hool Acron. Dabei ist dieses rollende Kleinod eigentlich nicht zu übersehen. 13,20 m in der Länge und 3,60 m in der Höhe misst der T916 Acron, den die OMNIBUSREVUE als erste Zeitschrift in Euro 5-Ausführung und endlich mit einem automatisierten Schaltgetriebe ausgerüstet, fahren konnte. Es ging über die neue, harte Testrunde und die Spannung war groß, schließlich lässt der belgische Hersteller seit jeher nichts auf sein Fahrwerk und die Verarbeitungsqualität kommen. Doch kann sich der Bus mit seinen jungen Mitbewerbern messen? Immerhin erfolgte der Produktionsstart der Baureihe bereits vor über 10 Jahren, 1995. 2004 kam dann der T916 mit einer Länge von knapp über 13 m und 3 Achsen ins Programm. Doch bei einem Van Hool verhält es sich wie mit gutem Wein: Je älter er wird, desto besser ist er. Hauptsache nur, der Korken vermiest am Ende nicht den Gesamteindruck. Doch der Reihe nach. Äußerlich verspricht der Bus nichts, was er an inneren Werten nicht halten könnte. Keine Design-Experimente, quadratisch, praktisch, gut, so könnte das Motto der Entwickler zusammengefasst lauten. Liebhaber gibt es trotzdem reichlich, immerhin wurden 2006 1.600 Einheiten verkauft, rund 30 Prozent gingen dabei in den wichtigsten Exportmarkt USA. Mit feiner Hand wurden dem Bus optische Verjüngungskuren auferlegt. So machen die kleinen runden Punktstrahler an der Front und die in Klarglas ausgeführten Blinker in Verbindung mit den neuen Spiegelsystemen optisch einen frischen Eindruck. Dazu passt auch die in Chromoptik ausgeführte schmale Seitenlinie, die sich von vorn bis hinten unter den Fenstern entlangzieht.

Ein guter Jahrgang: der VanHool T916

Ein guter Jahrgang: der VanHool T916 Bildergalerie

Ausgezeichnete Verarbeitungsqualität

Der Innenraum überrascht zwar nicht mit pfiffigen Designlösungen, gefällt aber dafür durch seine solide Ausgereiftheit. Im Zusammenspiel mit der ausgezeichneten Verarbeitungsqualität, die sich von vorn bis hinten erstreckt, erhält man mit dem T916 einen Bus, der auch nach vielen Jahren noch Spaß machen wird. Ein Beispiel für die solide Bauweise sind die Gepäckablagen, die links und rechts jeweils aus einem Stück bestehen. Statt Kunststoff oder Alu verwendet Van Hool Holz, verkleidet mit strapazierfähigen Textilien. Das Ergebnis kann sich sehen, aber nicht hören lassen – es klappert nämlich nichts. Auch auf Kopfsteinpflaster, von dem es auf der Runde reichlich gab, setzt der Acron Akustik-Maßstäbe. Der Testwagen war mit Klappen vor den Gepäckfächern versehen, ein klarer Pluspunkt in Sachen Sicherheit, zumal deren Befestigung vorbildlich ausgeführt wurde. Die Fahrgastbestuhlung kommt, wie bei Van Hool üblich, aus eigener Produktion, zeichnet sich durch breite Sitze, ergonomische Ausführung und mittlerweile auch gewichtsoptimierte Bauweise aus. Bei der Nachtbeleuchtung setzt der Hersteller voll auf Behaglichkeit. Das gilt sowohl für den gedimmten Part als auch die volle Beleuchtung. LED statt Glühlampen, das schafft Ausfallsicherheit, Punktstrahler statt kalter Leuchtstoffröhren, das wertet den Bus durch geschickte Lichtarchitektur deutlich auf. Und auch im Außenbereich hielt der Testwagen eine kleine Überraschung parat. Links und rechts hat Vertriebspartner Uwe Dahlitz aus Buchhain Außenstrahler installieren lassen, die zum einen den Fahrgästen bei Dunkelheit den gesamten Platz neben dem Bus wirkungsvoll erhellen, zum andern dem Fahrer beim Rangieren eine echte Orientierungshilfe sind. Ein simples Feature mit riesiger Wirkung. Die Küche befand sich im Testwagen auf dem WC, bewusst wurde auf die typische Podestküche am hinteren Eingang verzichtet. Der Vorteil liegt klar beim besseren Arbeits-Handling. Gut, hantiert man am Würstchen- oder Kaffee-Kocher, ist der Mittelgang dicht, doch abgesehen von gelegentlichen WC-Gängern stört man niemanden und beim Kochen während der Pause bleibt der Ausstieg benutzbar. Das Toilettenbecken wurde im Gegensatz zu sonst üblichen Anordnungen um 90 grad nach links gedreht. Dadurch ergibt sich ein deutlicher Platzgewinn im WC-Innenraum.

Durchdachter Arbeitsplatz

Ähnlich durchdacht wie das Fahrgastkonzept offenbart sich auch der Fahrerarbeitsplatz. Der Chauffeur findet um ein übersichtliches Zentraldisplay mit vier klassischen Zeigerinstrumenten omnibus-typische Schalter, deren Erklärung sich von selbst ergibt. Endlich ist der Acron auch mit ZF-AS Tronic erhältlich, was Komfort und Sicherheit deutlich erhöht. Beim Testbus ragte der Bedienhebel auf seiner Konsole recht weit nach vorn, wodurch sich das Ein- und Aussteigen des Fahrers nur recht umständlich realisieren lies. Für die Busworld in Kortrijk hat der Hersteller hier aber eine deutliche Verbesserung versprochen. Die gesamte Abstimmung des Kraftstranges kann als gelungen bezeichnet werden. Auch mit schwierigen Fahrsituationen kommt der Acron klar. Seit einiger Zeit bietet Van Hool seine Fahrzeuge in Deutschland auch mit dem neuen DAF-Paccar-MX-Motor an. Diesen 12,9-l-Reihenmotor gibt es von 360 PS über 410 PS, 460 PS bis hin zu 510 PS. OMNIBUSREVUE fuhr die 460-PS-Variante und konnte sich von diesem besonderen Aggregat überzeugen. Bereits im unteren Drehzahlbereich liegt Kraft satt an, um den Wagen auch vollbesetzt zügig von der Stelle zu bewegen. DAF erreicht die Euro-4/5-Schadstoffnormen mit Hilfe der SCR-Technologie, benötigt also AdBlue. Ein Rußfilter ist selbst bei der Euro-5-Ver¬sion nicht erforderlich. Typisch ist das weiche Fahrwerk, das aber immer noch ausreichend straff eingestellt ist, um die Komfort- und Wohlfühlschwelle nicht zu überschreiten. Was auffiel, war das deutliche Nicken bei langen, schnell durchfahrenen Bodenwellen. Wer kennt diese Situation nicht: Man fährt mit Tempo 80 auf der Landstraße, plötzlich verschwindet der Vorderwagen in einer kaum sichtbaren Senke, um gleich darauf in die Höhe katapultiert zu werden. Da hilft im besten Fall beherztes, kurzes Bremsen. Beim Supertest werden solche Situationen bewusst provoziert und beim Acron hatte man stets das Gefühl, dass der Bus jeden Augenblick mit dem Vorderwagen auf die Straße kracht, doch der Acron hatte sich im Griff. Gratulation. Etwas kritischer ist da schon das fehlende ESP zu beurteilen. Keine Frage, in schnell durchfahrenen Kurven liegt der Bus angenehm stabil auf der Straße, eine zusätzliche, quer verbaute Blattfeder hinten hält das Fahrzeug dabei fest im Griff. Auch während der Fahrt durch die Pylonengasse reagierte das Fahrwerk allein durch seine Konstruktion derart stabil, dass selbst mit ESP an Bord dieses wohl nicht eingegriffen hätte. Ähnliches konnte übrigens auch beim Cityliner (allerdings ESP verbaut) beobachtet werden. Den bewässerten Dynamikkreis schließlich hatte die ASR-Triebstrang-Konfiguration perfekt im Griff. Dennoch, es gibt Situationen, mit denen der Fahrer schlichtweg überfordert ist. Schreckliche Busunfälle in der Vergangenheit hätten definitiv verhindert werden können, wäre ESP an Bord gewesen. Gerade der doppelte Spurwechsel bei hohen Geschwindigkeiten (Not-Ausweichen auf der Autobahn) erfordert ein hohes Maß an Erfahrung und Übung, sonst kann es zu einem unkontrollierbaren Schlingern kommen. Zudem stellt ESP eine Art Erziehungsmaßnahme für allzu forsche Fahrer dar. Äußerst gut gefallen haben die unzähligen praktischen Lösungen rund um das Fahrzeug. Da wären die Schmiernippel an allen möglichen und unmöglichen Stellen, die bei regelmäßiger Benutzung eine Korrosion wirksam hinauszögern, da ist die wirksame Klimaanlage mit ihrer ausgezeichneten Reinigungsmöglichkeit, von der Übersichtlichkeit bei Elektrik, Sicherungen oder Nutzwasserleitungen ganz zu schweigen.

Fazit

Alles in allem macht der T916 Acron Spaß. Ehrlichen, ungefilterten Spaß. Wer einmal mitgefahren ist, wird diesen Bus zu schätzen wissen, denn die Erfahrung, die in diesem Produkt steckt, ist enorm.
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