Die Studie beleuchtet sowohl die Preisentwicklung als auch die Preiserwartung der Kunden für Reisen mit Fernlinienbussen und alternativen Verkehrsmitteln. Nachdem Megabus bereits im letzten Jahr auf einzelnen Strecken in Deutschland aktiv war, wurde die Präsenz aktuell deutlich ausgebaut. Die ohnehin niedrigen Preise für Reisen mit Fernlinienbussen werden zurzeit massiv unterlaufen. Dies zeigt eine aktuelle Preisanalyse auf wichtigen Kernrelationen, die bereits Ende 2014 vom VCD für einen Preisvergleich genutzt worden sind. Diese Ergebnisse wurden durch eine Preis-Recherche für den 9. April 2015 (Reisestart) aktualisiert. Auf vier der zehn untersuchten Strecken steht der „Markteinsteiger“ Megabus nun im Wettbewerb mit etablierten Anbietern. Teilweise bietet das britische Unternehmen Preise von 1,50 Euro für eine einfache Strecke (zum Beispiel München–Nürnberg oder Berlin–Hannover) an. Umgerechnet ergeben sich Preise pro Kilometer von weniger als ein Cent.
Im bisherigen Preiswettbewerb (Flixbus hatte im vergangenen Jahr massiv durch den Verkauf von Fünf-Euro-Tickets Schlagzeilen gemacht) wird somit eine neue Phase eingeleitet, lautet das Ergebnis der Studie. Offenbar sei das zur Stagecoach Group gehörende Unternehmen willens, Marktanteile durch Kampfpreise zu erobern. Dabei hätten einerseits die Insolvenz des Anbieters DeinBus und anderseits das Ausscheiden des ebenfalls britischen Anbieters City2City bereits deutlich gemacht, dass die Geschäftsmodelle teilweise grenzwertig seien.
Im Rahmen der Studie MobilitätsTRENDS 2015 wurde die mobile deutsche Bevölkerung danach gefragt, welchen Preis sie für eine Reise mit dem Fernlinienbus als so günstig einschätzen würde, dass das Verkehrsmittel eine echte Option darstellt. Im Mittel ergeben sich für eine Beispielstrecke von 300 Kilometern (vier Stunden Reisezeit) etwa 25 Euro (8,5 Cent pro Kilometer). In der Gruppe der Personen, die bereits Erfahrungen mit Fernlinienbussen gesammelt haben, ist der mittlere Preisgünstigkeitspunkt mit 24 Euro nur leicht niedriger. 60 Prozent der Befragten halten einen Preis von maximal 20 Euro für günstig. Ebenfalls bestimmt wurde der Preisgünstigkeitspunkt für das alternative Verkehrsmittel Bahn (Reisedauer 2,5 Stunden). Im Mittel liegt der mittlere Preispunkt für günstiges Reisen hier bei etwa 32 Euro (umgerechnet fast 11 Cent pro Kilometer). Gegenüber dem Konkurrenten Fernlinienbus errechnet sich für die Bahn ein Preispremium für die schnellere Reise, gegebenenfalls Komfortvorteile oder andere Leistungsunterschiede von etwa sieben Euro (bezogen auf die Beispielstrecke von 300 Kilometern).
Vor dem Hintergrund der Studienergebnisse kann geschlossen werden, dass der Preiswettbewerb für Reisen mit Fernlinienbussen weniger durch die Preissensitivität und Preiserwartungen der Kunden bestimmt wird als vielmehr durch die Strategien der Anbieter. Die günstigsten im Markt verfügbaren Preise liegen deutlich niedriger als die in der Befragung ermittelten mittleren Preisgünstigkeitspunkte. Bei den zehn untersuchten Relationen ergibt sich im Mittel ein im Markt verfügbarer Preis pro Kilometer von circa drei Cent, während die Kunden im Mittel bereits acht Cent als preisgünstig einschätzen.
„Die Kampfpreise von Megabus beinhalten ein zweifaches Risiko: Erstens werden Deckungsbeiträge der Branche abschmelzen, wenn sich die Marktpreise weiter nach unten bewegen, zweitens werden die Verbraucher auch ihren Referenzpreis für günstiges Reisen absenken und preissensibler werden“, resümiert Johannes Hercher, Vorstand der Rogator AG.
Hintergrund der Studie: MobilitätsTRENDS 2015 ist eine Studie zur Ermittlung und Bewertung von Trends im Mobilitätsmarkt. Sie wird mehrmals jährlich in Kooperation von der exeo Strategic Consulting AG und der Rogator AG durchgeführt. Grundlage der Untersuchung ist eine repräsentative Befragung von circa 4.500 Personen ab 18 Jahren (deutschsprachige Bevölkerung DACH-Gebiet). Personen, die in den letzten zwölf Monaten Reisen mit einer Entfernung von mehr als 50 Kilometern unternommen haben, sind die Kernzielgruppe der Studie. (ah)