Seine Energie bezieht der Motor ...
... aus insgesamt acht Batteriepaketen. Sechs sitzen auf dem Dach, zwei im Heck. Insgesamt 360 kWh beträgt deren Kapazität, von denen gibt Heuliez erstaunliche 350 kWh zum Verbrauchen frei. Die Foresee-Batterien mit der in Europa standardmäßigen NMC-Chemie sind für ihre hohen Kapazitäten bekannt. Eine Besonderheit weiterhin: Die Akkus benötigen weder eine aktive Kühlung noch im Winter eine Heizung.
All diese Punkte sorgen dafür, dass die versprochene Reichweite bei 350 Kilometern auch unter ungünstigen Bedingungen liegt. Kunden sollen im Linieneinsatz sogar 400 Kilometer erreicht haben. Alle Achtung! Aber: Und auch das gehört zur Wahrheit, der Streckenverbrauch, also der Energiebedarf pro Kilometer, ist nicht wesentlich besser als bei vergleichbaren Bussen. Der Mercedes-Benz eCitaro schlug sich pro Runde hier besser, kann aber eben auch nicht auf eine derart hohe Batteriekapazität zugreifen, wie es beim Heuliez der Fall ist.
Wie wir der Innenraum geheizt?
Eine durchaus spannende Frage, denn auch hier verliert ein Bus deutlich an Energie und damit Reichweite. Die Heizung bei Elektrofahrzeugen benötigt viel Strom und reduziert die Reichweite oft erheblich. Der Mehrverbrauch respektive Reichweitenverlust hängt dabei von der Außentemperatur, dem Fahrprofil und der Heizungstechnologie (Effizienz) des Fahrzeugs ab. Grundsätzlich gilt, dass Fahrzeuge zwischen zehn und 30 Prozent, im Extremfall bis zu 50 Prozent mehr Energie verbrauchen. Die Reichweite reduziert sich entsprechend. Das permanente Öffnen der Türen treibt den Energiebedarf zusätzlich in die Höhe. Bei Heuliez lassen die Entwickler dem Kunden/Fahrer die Qual der Wahl: Per Kippschalter kann entschieden werden, ob rein elektrisch oder per Diesel-Zuheitzer der Fahrgastraum erwärmt werden soll. Eine durchaus praktikable und vernünftige Lösung.
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Leider konnte während der Testfahrt die Wirksamkeit der Heizung nicht überprüft werden, es war mit zehn Grad zu warm
Leider konnte während ...
... der Testfahrt die Wirksamkeit der Heizung nicht überprüft werden, denn es war schlicht zu warm. Temperaturen um die zehn Grad bei strahlendem Sonnenschein sorgten für Idealbedingungen für den Hersteller. Als Fahrer hat man übrigens keine Möglichkeit, die Temperatur einzustellen, das erfolgt entweder vom Hersteller oder im eigenen Betrieb, hinter dem Fahrerplatz befindet sich der entsprechende Elektronik-Kasten. Einen festen Temperaturwert gibt es ohnehin nicht, temperiert wird stets in einem definierten Temperaturfenster abhängig von den Außenwerten. Unter zahlreichen Sitzen befinden sich Heizlüfter, diese sollen für eine schnelle Erwärmung sorgen.
Die Batterielebensdauer ...
... ist übrigens mit 2.500 vollen Ladezyklen angegeben. Bei 300 Arbeitstagen pro Jahr hält die Batterie demnach wenigstens 8,3 Jahre mit einem Verlust von dann zehn Prozent. Klar dürfte dann aber auch sein: Ein komplettes Busleben dürften die Akkus nicht durchhalten. Was dann an Kosten auf den Betreiber zukommt, wird zu klären sein. Wahlweise – das gilt auch für eine 18-Meter-Variante, den GX 437 – kann man sich für „Opportunity Charging“ an Haltestellen über einen Top-down-Pantographen entscheiden.
Insgesamt macht der Heuliez GX 337e einen wirklich guten Eindruck. Es ist kein Wunder, dass sich die Pariser Verkehrsbetriebe in großer Zahl für diesen Bus entschieden haben. Bleibt zu hoffen, dass dem Fahrzeug auch bei uns eine faire Chance eingeräumt wird, zu zeigen, was in ihm steckt.
Unser Urteil
Eigentlich ist es schade, dass ein Heuliez hierzulande kaum anzutreffen ist. Denn der Bus, speziell in seinem unübertroffen schicken BRT-Designkleid, macht sowohl in Sachen Aussehen als auch Technik eine gute Figur. Die Reichweite ist wirklich herausragend, allerdings liegt das hauptsächlich an der Kapazität der verbauten Batterien sowie der Tatsache, dass diese fast komplett genutzt werden kann. Beim Kilometerverbrauch hat ihn der Mercedes eCitaro sogar etwas unterboten. Dennoch ist der GX 337e ein serienreifes Fahrzeug, welches durch zuverlässige und nicht zu teure Komponenten besticht. Der Fahrerplatz ist durchdacht, der Fahrgastraum wirkt aufgeräumt und durch die tiefen Glaselemente auch sehr hell. Vive la France!