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Neoplan Cityliner: Angekommen!

31.05.2007 17:05 Uhr

Auf den neuen Cityliner können Sie gespannt sein. Im neuen Supertest der OMNIBUSREVUE schlug sich das Fahrzeug mit Bravour. Und das, obwohl er auf 600 Kilometern hart rangenommen wurde.

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Dieser Bus ist noch gar nicht richtig angerollt, da sind die Erwartungen an Neoplans jüngsten Spross bereits ins Unermessliche gestiegen. Kein Wunder, schließlich ist der Begriff Cityliner seit den 1970er Jahren untrennbar mit der Busreise verbunden. Eine Menge spricht also dafür, dass der neue Bus aus einem unbeschreiblichen Erfahrungsreichtum seiner Entwickler schöpfen kann. Doch wie kommt der edle Reisende mit den Härten sächsischer Nebenstraßen zurecht? Ist seine Innenverkleidung mehr Schein als Sein? Also die Frage, nach wie vielen Schlechtweg-Kilometern wird sich die Decke beginnen zu lösen? Oder hält sie gar? Und was ist mit der Neoplan-typischen sanften Schaukelei, die schon Generationen von heranwachsenden Jugendlichen in die Verzweiflung getrieben hat. Wurde hier nachgebessert? Doch der Reihe nach. Vorfahrt am Berliner Alexanderplatz. Der Cityliner besticht durch eine schlanke, gestreckte Seitenlinie mit der Anmutung einer eleganten Raubkatze. Im geduckt gestylten vorderen Bereich verleiht sie dem Bus einen Schuss sportlicher Eleganz, der sich kein Betrachter entziehen kann. Die Klimaanlage auf dem extrem bulligen Heck verleiht dem Cityliner zudem den Ausdruck von purer Power. Sei stolz darauf, einen Cityliner zu fahren – das vermittelt das Design auf jedem Quadratzentimeter dieser busgewordenen Leidenschaft. Wer gedacht hat, nach dem neuen Starliner kann nichts mehr kommen, hat seine Rechnung ohne eine nicht wegzudiskutierende feste Größe gemacht. Dabei werden tatsächlich zahlreiche Elemente des Starliners auch im Cityliner verwendet. Stichwort Kostenreduzierung. Seiten- und Frontscheiben, Leuchten und Kunststoffteile an Front und Heck sind hierfür einige Beispiele. Auch wurde das Cockpit fast 1 zu 1 übernommen, was ein echter Gewinn für den Fahrer ist. In Sachen Ergonomie bleiben da kaum Wünsche offen.

Angekommen: der Cityliner

Angekommen: der Cityliner Bildergalerie

Ein Bus für höchste Reiseansprüche

Selbst groß gewachsene Fahrer haben jede Menge Bewegungsfreiheit. Denn Fahrer- und Begleiterplatz profitieren von der Verlängerung des Standardmaßes von bisher 12 Metern auf 12,24 Meter Gesamtlänge in der Grundversion. Der Cityliner ist ein Bus für höchste Reiseansprüche. Davon zeugt beispielsweise die unglaubliche Anzahl von zehn offenen und vier geschlossenen Ablagemöglichkeiten, die rund um den Fahrer in dessen Reichweite positioniert wurden. Purer Fächerluxus sozusagen. An der Verarbeitung kann nichts bemängelt werden, kreative Lösungen wie handelsübliche 180-Grad-Scharniere im Bugablageschrank tun ihr Übriges, den positiven Gesamteindruck zu verstärken. Was allerdings beim ersten Probesitzen auffällt, ist der anscheinend tiefer als beim alten Cityliner sitzende Bugspriegel zwischen den Frontscheiben. Und tatsächlich, während der Probefahrt fiel auf, dass die Sicht nach oben zwar nicht behindernd, aber dennoch störend eingeschränkt ist. Das machte sich besonders während der sehr kurvigen und bergigen 130-km-Etappe in der Sächsischen Schweiz bemerkbar. Wiederholt ertappt man sich, wie man nach vorn gebeugt unter dem Holm hinwegschaut. Wie gesagt, Ampeln oder andere zur Verkehrsbeobachtung notwendige Orientierungshilfen werden dadurch nicht verdeckt, es geht eher um das subjektive freie Sichtempfinden. Von einem überwältigenden Sichtempfinden dagegen können ab sofort die Fahrgäste schwärmen. Die Aussicht ist ausgezeichnet, sowohl nach vorn als auch zur Seite. Der Testwagen hatte relativ stark getönte Scheiben, diese werden künftig jedoch etwas heller ausfallen, da die Dicke der Doppelglasscheiben von derzeit 4/4 mm auf 3/3 mm reduziert wird. Das hat Gewichtsgründe und soll die Gesamtstabilität nicht beeinträchtigen. Wenn der Cityliner so viele Elemente des Star¬liners verwendet, weshalb dann der tief sitzende Bugspriegel? Die Antwort ist recht einfach: Während der Starliner gut vier Meter in der Höhe misst, kommt der Cityliner gerade mal auf knapp 3,70 Meter. Zwar minimiert das ein wenig das Kofferraumvolumen auf 9,4 Kubikmeter, doch die dürften im Normalfall immer noch mehr als ausreichend sein. Außerdem gibt es mehr als nur eine Handvoll guter Gründe, die für die geringe Gesamthöhe sprechen. Da sind zum einen zahlreiche niedrige Brücken, die man nun wieder getrost unterfahren kann, da ist die leichte Reinigung der Seitenscheiben, das Hauptargument liegt zum anderen jedoch im Gesamt-Handling, das eigentlich nur mit einem Wort umschrieben werden kann: Atemberaubend! Im Innenraum dominieren moderne Materialien. Aluleisten bilden die Kanten der oberen Gepäckablagen, allerdings wurden die abgerundeten Ecken aus Kunststoff gefertigt und in Alu-Look gehalten. Hier hätte man ruhig ein einheitliches Material wählen können.

Die neue Teststrecke

Nach dem Start und einer kurzen Stadtfahrt von knapp 20 Kilometern geht es auf die Autobahn nach Dresden. Bis hier hat ein Reisebus in der Regel noch keine größeren fahrtechnischen Herausforderungen zu bestehen. Die beginnen erst hinter Pirna, als wir in Richtung Bahratal/Zinnwald abbiegen. Schlagartig verschlechtert sich die Straße, die dem Bus auf den nächsten 130 Kilometern als einfache Verbindungsstraße zwischen kleinen Orten mit Kopfsteinpflaster, jahrzehntealten Quer- und Längsrillen, nur mangelhaft ausgebesserten Schadstellen und weit in die ohnehin enge Fahrbahn ragenden Alleebäumen eine ganze Menge abverlangt. Dazu kommen permanente Steigungs- und Gefällestrecken, die sich in einer zugegeben sehr reizvollen Landschaft gnadenlos abwechseln. Der Albtraum jedes Innendeckenmonteurs, die Herausforderung jedes ambitionierten Designers und die Königsklasse der Abteilung Fahrwerksabstimmung. Um es kurz zu machen: Der Cityliner ist ein echter Straßenkünstler. Egal, ob glatte Autobahn oder brutale Schlechtwegstrecke – der Bus fühlt sich überall wohl und dem Fahrer geht es dabei noch besser. Kein Wunder, ein hochkomplexes Fahrwerk in Verbindung mit einem neuen Dämpfersystem, das sich CDS (Comfort Drive Suspension) nennt, lassen den Bus auch bei hohen Geschwindigkeiten über Hindernisse schweben, was bei unvorsichtigen Fahrern durchaus zu einer leichtsinnigen Fahrweise führen kann. Natürlich ist der Bus mit ESP ausgerüstet, das greift auch ein, doch bis das passiert, kommen erst einmal die anderen Stabilisierungshelferlein zum Einsatz. CDS erkennt in Sekundenbruchteilen die Beschaffenheit der Straße und gleicht Bodenwellen oder Unebenheiten unmittelbar aus. Ein Wanken oder Aufschaukeln des Aufbaus ist praktisch unmöglich. Dabei sollte beachtet werden: Wir reden immer noch über einen Zweiachser und nicht über einen konzeptbedingt etwas stabileren Dreiachser. Umso bemerkenswerter ist also der positive Handling-Eindruck einzuschätzen. Toll auch die erfreuliche Verarbeitungsqualität im Innenraum. Selbst auf langen Kopfsteinpflaster-Strecken kein Klappern, Knarzen oder sons¬tige undefinierbare Geräusche.

Leichtfüßige Vorstellung auf dem ADAC-Fahrsicherheitsgelände

Bravourös schlug sich der Cityliner auch auf dem ADAC-Fahrsicherheitsgelände. Die Disziplin „Doppelter Spurwechsel“ absolvierte der Bus erfreulich leichtfüßig. Auch hier ohne nennenswerten ESP-Eingriff. Dazu passt auch die leichtgängige Lenkung, die trotzdem straff genug ist, um einen direkten Bodenkontakt zu halten. Geschaltet wird der Bus per AS-Tronic, die sich bei Neoplan MAN TipMatic nennt. Im Automatikmodus erledigt das automatisierte Zwölfgang-Schaltgetriebe seinen Dienst klaglos. Schaltruckeln beim Hoch- oder Herunterschalten? Nichts gespürt. Toll ist der Rangiermodus sowohl für Vorwärts- als auch bei Rückwärtsfahrt. Damit lässt sich der Bolide millimetergenau auch an Steigungen manövrieren. Dazu passt EasyStart, eine Anfahrunterstützung, die den Cityliner nach dem Loslassen der Fußbremse noch einige Sekunden festhält. Zu allem passt der kräftige Euro-4-Motor, der satte 440 PS leistet. Es macht Spaß, zu erleben, wie der Bus auch aus dem Drehzahlkeller heraus beschleunigt wird. Der neue D20-Common-Rail-Motor ist ein echter Leisetreter, der die Euro-4-Norm ohne AdBlue erreicht und dabei immer noch erfrischend sparsam ist. 22 Liter bei reiner Autobahnfahrt, 41 Liter auf der schweren Landstraße und ein Gesamtverbrauch von knapp 28 Litern zeigen: Bei diesem Bus stimmt das Gesamtpaket. Das war nicht immer so. Dabei scheint sich immer klarer herauszustellen, der Geist des Neoplan profitiert sehr stark von der nüchternen, aber technisch ausgereiften Basis eines MAN. Wenn sich der Cityliner nun auch noch im wirklichen Reisebusleben keine größeren Schnitzer erlaubt, dürfte der große Reisewagen in diesem Jahrtausend angekommen sein.
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