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Traum auf zwei Etagen

21.07.2017 14:55 Uhr
© Foto: Sascha Böhnke

Setra hat seinen neuen Doppelstockbus S 531 DT enthüllt. Mit diesem Bus hat der Hersteller ein Fahrzeug auf die Räder gestellt, das nicht nur optisch eine beeindruckende Erscheinung ist. Sowohl unter technischen als auch unter Sicherheitsaspekten betrachtet, demonstriert Setra, was Doppeldecker-Bau im Jahr 2017 bedeuten sollte.

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Was für ein Auftritt: Als Anfang Juli am Fuße des Stuttgarter Fernsehturms endlich die Hülle vom Setra S 531 DT gezogen wurde, kam ein Bus zum Vorschein, der trotz seiner beachtlichen Abmessungen ein stimmiges Gesamtbild abgibt. Und das liegt an zahlreichen Kniffen, mit denen das Design-Team um Michael Lenz dem Fahrzeug seine Wucht genommen hat. Das beginnt natürlich an der Front. Beide Windschutzscheiben, oben und unten, sind nun deutlich stärker als bisher gewölbt. Das verbessert nach eigenen Angaben den cw-Wert. Auch fehlt ab sofort das Blechfeld, welches bisher Ober- und Unterdeck miteinander verbunden hat. Die Scheiben sitzen direkt aufeinander und werden lediglich optisch durch eine Art Aluminium-Metallklammer miteinander verbunden. Wer genau hinschaut, erkennt oben einen einzelnen, senkrecht in der Mitte hängenden Scheibenwischer. Nein, mit dem neuen Doppeldecker sollen künftig keine Rennen absolviert werden, auch wenn es tatsächlich eine Inspiration aus dem Rennsport ist, hierbei geht es vielmehr um die Verringerung des Luftwiderstandes. Der beträgt nun 0,35 und soll in seiner Klasse den Bestwert markieren. Alle Aerodynamik-Maßnahmen zusammengenommen, zu denen auch das neue, strömungsgünstige Heck, ausklappbare Regenrinnen über den Türen, eine Unterbodenabdeckung vorn oder eine Fahrzeugabsenkung bei hohen Geschwindigkeiten gehören, sollen den Kraftstoffverbrauch um sieben bis acht Prozent senken. Auf der Fernlinie sollen sogar zweistellige Einsparungsraten möglich sein. Um auf einen Wert von cw= 0,33 zu kommen, wie sie beispielsweise der neue Tourismo oder die ComfortClass erreichen, hätte man das Oberdeck in der Front deutlich schräger gestalten müssen, was aufgrund der dort anzutreffenden Platzverhältnisse schlicht nicht möglich ist.

Fehlende Platzverhältnisse verhindern übrigens nach wie vor den Einbau eines Front Collison Guard, also einer Art Crash-Element. Dafür jedoch punktet der neue Doppeldecker mit zahlreichen neuen Assistenzsystemen – dazu später mehr. Der untere Bereich des Doppelstockbusses erinnert stark an die TopClass, von ihr wurden auch die Scheinwerfer übernommen, deren Hauptscheinwerfer serienmäßig in LED-Technik leuchten.


Weltpremiere Setra S 531 DT

Weltpremiere Setra S 531 DT Bildergalerie

© Foto: Sascha Böhnke

Design und technische Details

Schaut man sich die Seite des S 531 DT an, fällt auf: Eine sich nach oben schwingende La ­Linea gibt es nicht mehr. Die Aluleiste zieht sich schnurgerade von vorn nach hinten, eine zweite Aluleiste im unteren Bereich erinnert mit ihrer Ausformung über der Vorderachse an die ComfortClass. Spannend: Weiter hinten folgt diese Leiste dem Treppenaufgang. Dadurch und durch vergrößerte Flächen im Bereich der beiden Aufgänge dominiert das Thema Glas ganz klar das Erscheinungsbild. Insgesamt also findet man Designelemente von Top- und ComfortClass 500, das ist Absicht, denn der S 531 DT soll stärker als bisher eine eigene Gattung markieren. Eine Überraschung bietet das Heck. Die bisher zwei einzelnen Entlüftungsgitter für den Motorraum wurden einfach miteinander verbunden, darüber wurde ein riesiges Lüftungsgitter für die Klimaanlage platziert. Zusammen ergibt das eine Optik, die so bisher noch nirgends zu finden ist. Mutig, aber eben auch beeindruckend einmalig. Dass sich der Busunternehmer nun in Sachen Heckbeschriftung mehr Gedanken als bisher machen muss, ist da nur logisch. Technisch basiert der S 531 DT weitgehend auf dem letzten Doppeldecker der Baureihe 400, der allerdings im Rahmen der Umrüstung auf Euro 6 bereits erheblich geändert wurde. Ein Unterschied beim Gerippe besteht am Vorbau. Dieser wurde um 8,5 Zentimeter verlängert, um die stärkere Wölbung der Frontscheiben zu ermöglichen. Fahrer oder Begleiter profitieren nicht vom Längenzuwachs, ihre Bewegungsfreiheit ist nach wie vor gut, wenn auch nicht herausragend. Völlig neu gestaltet wurden dagegen die gesamte Konstruktion der Aggregate sowie der komplette Unterbau, um Platz zwischen den Achsen zu schaffen. Dadurch konnte der Tankinhalt von 510 auf 540 Liter erhöht werden, selbst ein Zusatztank mit bis zu 270 Litern ist möglich. Auf das Podest rechts kann verzichtet werden, dann lassen sich recht einfach Rollstühle oder Kinderwagen befördern. Das Gerippe des Unterbaus einschließlich der Querträgerstruktur wurde angepasst. Die Treppe vorn kann wie bisher schon links oder rechts verbaut werden. Aufmerksamen Betrachtern wird das Fahrgastraumlayout der Baureihe 400 auffallen. Es wurde übernommen, allerdings fand ein Wechsel der Innenraumfarben statt, eine Mischung aus Grau und Beige (Greige) dominiert das Bild. Ebenfalls gleich geblieben ist die Innenstehhöhe, sie beträgt unten 1,80 und oben 1,68 Meter. Ein komplett neues Layout haben die Aufgänge und die Reihe eins im Oberdeck erhalten. Alles wirkt nun heller, funktionaler und durchdachter. Der Wasch- und WC Raum besitzt einen barrierefreien Zugang durch einen ebenen Boden, die Einrichtung ist diagonal angeordnet.
© Foto: Sascha Böhnke

Erwartungen werden erfüllt

Den Fahrer erwartet ein neuer Arbeitsplatz. Durchaus interessant ist, dass das Cockpit der Comfort- oder der TopClass geordert werden kann. Die Unterschiede sind bekannt, sie basieren hauptsächlich auf optischer beziehungsweise funktioneller Natur, so besteht beim ComfortClass-Cockpit ja die Möglichkeit, eine Zahlkasse zu montieren. Verbessert wurde die Sicht in die beiden oberen Spiegel. Dazu wurden die Spiegelarme verlängert und das Zwischendeckenlayout an der Scheibe optimiert. Sämtliche verfügbaren Assistenzsysteme sind beim Doppeldecker zu bekommen, dazu gesellen sich zwei Daimler-Neuheiten, die es in sich haben. Da wäre der Notbremsassistent ABA 4, der serienmäßig verbaut sein wird. ABA 4 besitzt zusätzlich zu den bekannten Brems-Features eine Fußgänger-Erkennung. Das bedeutet, kleine, sich bewegende Objekte ab einer Größe von etwa 25 Zentimetern werden erkannt. Reagiert der Fahrer nicht, werden zeitgleich eine optische und eine akustische Warnung ausge-geben sowie eine Teilbremsung ausgeführt. Und die zweite, wichtige Neuheit ist ein Abbiege-assistent, hierzu befindet sich ein Radarsensor auf der rechten Fahrzeugseite, der beim Abbiegen Fahrradfahrer, Personen oder auch unbewegliche Objekte erkennt und den Fahrer warnt. Meine Meinung: Ein Doppelstockbus zählt zu den anspruchvollsten Fahrzeugen, die ein Hersteller auf die Räder stellt. Denn es gilt unter schwierigen Rahmenbedingungen, zu denen die Themen Gewicht, Platzverhältnisse und auch Sicherheit zählen, einen Bus zu schaffen, der eigentlich die Quadratur des Kreises bedeutet. Im Falle des S 531 DT ist das recht gut gelungen, auch wenn nach wie vor bei kleineren Details Kompromisse eingegangen werden müssen. Wer jedoch die bisherigen beeindruckenden Zulassungs­zahlen der Doppeldecker-Baureihe 400 betrachtet und sich dann die enormen Neuerungen des nun vorgestellten Fahrzeugs vor Augen führt, kann sich sicher sein, auch dieser Bus wird seine Kunden finden. Optisch wurde der Bus eigenständiger als bisher gestaltet, auch das ist charakteristisch für das gestiegene Selbstvertrauen der Busbauer aus Neu-Ulm. (sab)
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