Der Busbranche fehlen Fahrer und dieses Problem spitzt sich immer mehr zu, wie bei Diskussionen bei der Jahreshauptversammlung des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) am Dienstag, 27. September, in Berlin, einmal mehr deutlich wurde, wie eine Podiumsdiskussion zeigte.
Bis zum Jahr 2030 werden bis zu 76.000 Busfahrer benötigt, rechnet der bdo vor. Schon aktuell fehlen den Busunternehmen über 5000 Fahrer und will altersbedingt in den kommenden Jahren viele Fahrer ausscheiden werden, wird diese Zahl rasch steigen. Denn Nachwuchs ist kaum in Sicht, was auch an den Rahmenbedingungen liegt, etwa der teuren und langwierigen Ausbildung. Denn zum Erwerb des Busführerscheins kommt die Berufskraftfahrerqualifikation hinzu, also zwei Schulungen, die jede Menge Theorie und Schulstunden beinhalten.
Busführerschein im gücklichen Österreich
Übrigens deutlich mehr als anderswo in der EU. So kommt man laut bdo in Deutschland auf bis zu 10.000 Euro, ehe jemand Führerschein und Berufskraftfahrerqualifikation in der Tasche hat, in Österreich hingegen bekomme man das Paket für weniger als 4000 Euro und das auch noch deutlich schneller. Denn während in Deutschland über 240 Stunden nötig sind, sind es in Österreich nicht einmal 40 Stunden. „Tu felix Austria“ möchte man da den glücklichen Nachbarn zurufen.
Das meinte auch ein Teilnehmer der bdo-Jahreshauptversammlung, der bei einer Podiumsdiskussion aus der Zuhörerschaft heraus die berechtigte Frage stellte, warum man denn nicht einfach das österreichische Modell 1:1 für Deutschland kopiert. Die Frage ging an den Politiker in der sechsköpfigen Runde, den Bundestagsabgeordnete Jürgen Lenders (FDP), Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestages. Dessen Antwort: „So einfach ist das nicht.“ Warum es nicht „so einfach“ geht, führte er dann aber nicht aus, denn schließlich ist Österreich ebenso Mitglied der EU und eklatante Sicherheitsmängel im Busverkehr, weil die Fahrer nicht ausreichend qualifiziert wären, sind auch nicht bekannt.
Ausgebildete kommen nicht in der Busbranche an
In der von Kai Neumann (bdo) moderierten Podiumsdiskussion, an der neben dem Abgeordneten Jürgen Lenders auch Richard Goebel vom TÜV, Dirk Binding von der DIHK, Jens Pawlowski vom Verband des Straßengüterverkehrs BGL sowie die Stellvertretende WBO-Geschäftsführerin Yvonne Hüneburg teilnahmen, ging der Blick dann immer wieder ins Ausland. Man müsse Fahrer aus anderen EU-Staaten, dem Westbalkan und anderen Ländern gewinnen, so eine immer wieder gehörte Forderung.
Fahrer oder Fahrerinnen in Deutschland zu rekrutieren und auszubilden erweist sich wohl als extrem schwierig, ja unmöglich. So beschrieb Dirk Binding als Vertreter der DIHK die Situation als „dramatisch“ und erklärte, Deutschland habe bereits keinen Fachkräftemangel mehr, sondern inzwischen bereits einen Arbeitskräftemangel, der nahezu alle Branchen betreffe. Zudem bilde man bei den Berufskraftfahrern derzeit Leute aus, die nicht in der Branche ankommen, sagte Binding. Es gebe für die deutsche Wirtschaft kein größeres Problem als den Mangel an Fachkräften, stimmte Jürgen Lenders zu. Überall fehlten Arbeitskräfte und es gebe längst auch einen Wettbewerb zwischen den einzelnen Branchen.
Rekrutierung von Fahrern aus aller Welt
So blieb also die Rekrutierung von Fahrerpersonal aus dem Ausland, Aber selbst wenn Regionen wie der West-Balkan oder andere Nicht-EU Staaten in der weiteren Nachbarschaft noch ein gewisses Potenzial zu bieten scheinen, reicht das offenbar auch nicht aus, so dass selbst die Rekrutierung von Fahrern aus Ländern wie Indien und den Philippinen als eine Möglichkeit genannt wird, um dem Mangel an Fahrern in den deutschen Verkehrsunternehmen abzuhelfen.
Die Fokussierung auf diesen Weg bezeichnete Yvonne Hüneburg schließlich als falsch und verwies auf die absurde Situation, die sich momentan ergibt: „Wir werben in Deutschland also Leute aus anderen Ländern an, die einen Busführerschein haben, weil es hier zu kompliziert und zu teuer ist, einen Busführerschein zu machen.“ In Deutschland seien einfach aktuell die Hürden zu hoch und die Ausbildung sei zu teuer. Hier müsse die Politik ran, forderte die Stellvertretende WBO-Geschäftsführerin. Daran sei auch nicht die EU schuld, denn Österreich zeige, dass es auch anderes gehe. Womit wir wieder bei der Frage an die Politik wären, warum man das österreichische Modell nicht einfach 1:1 auf Deutschland übertragen kann?