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D-Ticket: "Verkauf muss so weitergehen" dann rentiert es sich (vielleicht)

21.06.2023 14:14 Uhr | Lesezeit: 5 min
Deutschlandticket VDV
Trotz Jubel braucht das Deutschland-Ticket offenbar noch viel mehr Käufer - um sich für die Unternehmen nicht zu einem Flop zu entwickeln. Zum Glück lässt sich auf "Ausgleichszahlungen" hoffen. 
© Foto: adobe/sh99

Der VDV hat Zwischenbilanz zum Deutschland-Ticket gezogen und die bisherigen Verkaufszahlen aufgeschlüsselt. Der Begeisterung für das Deutschland-Ticket wird dabei nur zwischen den Zeilen ein Dämpfer versetzt. Denn damit das Deutschland-Ticket Gewinne abwirft, "muss es" (in Sachen Verkauf) "so weitergehen". Die Frage ist, ob das Deutschland-Ticket noch so viele Nutzer bekommen KANN - weil die, die davon profitieren, eben bereits eins haben.

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Knapp 11 Millionen Deutsche haben in den ersten sieben Wochen nach Verkaufsstart ein Deutschland-Ticket-Abo abgeschlossen. Den Löwenanteil (46 Prozent) machen dabei umgestellte ÖPNV-Abonnements aus. Fahrgäste also, die bereits ÖPNV-Stammkunden waren und nun in das günstigere Deutschland-Ticket-Abo gewechselt sind. Darüber hinaus gibt es rund 44 Prozent Neu-Abonnenten. Diese haben den ÖPNV in der Vergangenheit nur hin und wieder bzw. mehr oder weniger regelmäßig genutzt und sind mit dem Deutschland-Ticket nun aus teureren und damit für die Unternehmen einnahmestarken Ticketangeboten herausgefallen. Die Neukunden-Quote an ÖPNV-Nutzern, die bisher so gut wie nie Bus und Bahn gefahren sind, ist leicht gestiegen und liegt aktuell bei rund 8 Prozent. 

„Die aktuellen Zahlen und die Entwicklung seit dem Start des Deutschland-Tickets zeigen, dass dieses Angebot für viele Bürgerinnen und Bürger attraktiv ist", so VDV-Präsident Ingo Wortmann. Das Ticket wirke dabei in zwei Richtungen: Zum einen bewege es die Menschen zum Umstieg oder zur häufigeren Nutzung des klimafreundlichen ÖPNV und unterstütze damit die Klimaschutzziele im Verkehrssektor. Zum anderen sorge das günstige Deutschland-Ticket bei vielen Pendlern für finanzielle Entlastung in ihrer alltäglichen Mobilität. "Wenn sich die Nachfrage weiter so entwickelt, dann werden wir die von der Branche prognostizierten Verkaufszahlen in der nächsten Zeit erreichen", verspricht Wortmann. "Allerdings müssen wir auch berücksichtigen, dass mit einer bundesweiten Nutzung des Tickets auch eine Erwartungshaltung einhergeht, die wir nicht immer adäquat einlösen können." Die Fahrgäste kauften dieses Ticket nicht nur, weil es günstig sei, sondern auch, weil sie es überall in Deutschland nutzen wollen. Die Angebotsdichte und Qualität des ÖPNV seien aber bundesweit sehr unterschiedlich. "In den Ballungsräumen brauchen wir bei gutem Angebot dringend zusätzliche Kapazitäten. Und in vielen ländlichen Räumen brauchen wir ebenso dringend insgesamt ein besseres Angebot." Deshalb sei es von immenser Bedeutung, dass nach dem Deutschland-Ticket das Deutschland-Angebot im ÖPNV folge. "Hierzu werden wir in den kommenden Monaten intensiv mit Bund und Ländern in den fachlichen Austausch gehen. Wir müssen den Schwung des Deutschland-Tickets nutzen, um den ÖPNV bundesweit nachhaltig auf ein neues Qualitätsniveau zu heben.“

Deutschland-Ticket: VDV evaluiert laufend

Der VDV koordiniert im Auftrag von Bund und Ländern die bundesweite begleitende Marktforschung zum Deutschland-Ticket: Monatlich werden 6.000 mobile Menschen ab 14 Jahren bevölkerungsrepräsentativ befragt. Die ersten Ergebnisse dieser Marktforschung – die sich noch nicht auf einzelne Bundesländer oder Regionen herunterbrechen lassen – zeigen, dass die Hauptgründe für den Kauf des Deutschland-Tickets die bundesweite Gültigkeit (41 Prozent) und der günstige Preis (36 Prozent) sind. Immerhin 18 Prozent der Befragten gaben als Kaufgrund an, dass sie damit bewusst auf Autofahrten verzichten. 22 Prozent nannten als Kaufgrund den Umweltschutz.

Bei den Gründen, das Deutschland-Ticket nicht zu kaufen wurde der grundsätzlich fehlende Bedarf („lohnt sich für mich nicht/würde ich zu selten nutzen“) mit 41 Prozent am häufigsten genannt, gefolgt vom fehlenden Bedarf für ein ÖPNV-Abo (38 Prozent). 26 Prozent der Befragten gaben an, dass sie kein deutschlandweites ÖPNV-Ticket benötigen. Den Ticketpreis in Höhe von 49 Euro empfinden nur 11 Prozent der Nichtkäufer als zu teuer und damit als Grund, das Ticket nicht zu kaufen. 6 Prozent geben an, dass sie sich den Preis nicht leisten können.

Digitales Ticket hat die Nase vorn

Bei der Frage nach dem erworbenen Ticketformat, also in welcher Form das Deutschland-Ticket gekauft wurde, liegt die digitale Variante auf dem Smartphone mit weitem Abstand vorne (49 Prozent), gefolgt von der Chipkarte (37 Prozent) und dem Papierticket (11 Prozent). Von den zur Verfügung stehenden Ticketvarianten haben fast zwei Drittel der Befragten das Deutschland-Ticket als „Standard-Ticket“ erworben (75 Prozent), immerhin schon 18 Prozent haben ein Deutschland-Ticket als Job- oder Firmenticket.

„Die Ergebnisse zeigen, dass der Trend eindeutig zum digitalen Ticket geht und die Entscheidung von Bund und Ländern, das Deutschland-Ticket nur für eine kurze Übergangsphase als Papierticket zuzulassen richtig ist", kommentiert Wolff. Der Anteil von 18 Prozent Jobtickets beim Deutschland-Ticket mache deutlich, dass offenbar schon viele Unternehmen ihren Mitarbeitenden dieses Variante anböten. "Allerdings versprechen wir uns als Branche da noch einen deutlichen Nachfragezuwachs, denn das Jobticketangebot im Rahmen des Deutschland-Tickets ist nicht nur preislich noch attraktiver. Es kann für die Unternehmen und Betriebe auch ein Imagefaktor in Sachen moderner, umweltfreundlicher Mobilitätsangebote für ihre Beschäftigten sein. Wir werden deshalb über das Jobticket noch mal gesondert informieren, gerade auch bei kleineren und mittleren Unternehmen, um diese bei Interesse auch in der Umsetzung zu unterstützen und Kontakte zu den Verkehrsunternehmen und Verbünden vor Ort herzustellen.“

Deutschland-Ticket sorgt für beschleunigte Digitalisierung in der Branche

Die bundesweite Marktforschung und die ausgewerteten Daten der Verkehrsunternehmen und Verbünde belegen nach Ansicht des VDV nicht nur, dass die Kundinnen und Kunden mehrheitlich ein digitales Deutschland-Ticket auf dem Smartphone oder als Chipkarte bevorzugen. Es werde zudem deutlich, dass die weit überwiegende Anzahl der Tickets online gekauft wird: über 60 Prozent der Deutschland-Tickets wurden digital über eine Webseite (37 Prozent) oder App (24 Prozent) gekauft. Dies habe auch für eine Beschleunigung bei der Digitalisierung vieler Prozesse in den Verkehrsunternehmen und Verbünden gesorgt. Die dafür nötigen technischen Anpassungen seien aktuell allerdings noch nicht überall abgeschlossen, weil auch seitens der Dienstleister aufgrund der kurzfristig gestiegenen Nachfrage aus der Branche entsprechende Engpässe entstanden seien. Und selbst bei großen kommunalen Verkehrsunternehmen wie den Leipziger Verkehrsbetrieben entstünden durch das Deutschland-Ticket aktuell hohe zusätzliche Aufwände im Service und in der Kundenbetreuung.

Eine Übersicht der vom VDV veröffentlichten Zahlen findet sich unter Charts.

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