„Von dieser Vision, die sich der Deutsche Verkehrssicherheitsrat auf die Fahnen geschrieben hat, sind wir zwar insgesamt noch relativ weit entfernt. Trotzdem ist sie keine Utopie“, sagt DEKRA Vorstand Clemens Klinke. So gibt es bereits viele Städte, die ein wichtiges Teilziel erreicht haben, berichtet der aktuelle DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2014 zum Thema „Urbane Mobilität“. Im Zeitraum von 2009 bis 2012 erreichten in Deutschland 100 Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern mindestens einmal pro Jahr den Idealwert von null Verkehrstoten, stellten DEKRA Unfallforscher bei der Auswertung der Unfallstatistiken fest.
34 Städte schafften es einmal, 41 Städte zweimal, 19 Städte dreimal und sechs Städte sogar viermal. Die sechs Städte ohne Verkehrstote in den vier betrachteten Jahren sind Bad Homburg, Dormagen, Hürth, Kerpen, Neustadt an der Weinstraße und Velbert. Von den Großstädten über 100.000 Einwohner haben zwölf Städte bereits einmal und weitere fünf Städte zweimal null Verkehrstote ausgewiesen, und zwar Bergisch-Gladbach, Jena, Remscheid, Reutlingen und Trier. Unter den Großstädten, die einmal keine Verkehrstoten hatten, sind mit Aachen, Mönchengladbach und Oberhausen drei Städte mit mehr als 200.000. Einwohnern dabei.
Dass es aber noch viel zu tun gibt, unterstreichen die Unfallstatistiken aus dem städtischen Umfeld. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts machten 2012 in Deutschland die Innerortsunfälle mit 72,9 Prozent knapp drei Viertel aller Unfälle aus. Dabei kamen 1.062 Menschen ums Leben. Zugleich gibt es bei Innerortsunfällen die meisten Verletzten: 35.350 Schwerverletzte (53 Prozent) und 214.959 Leichtverletzte (68 Prozent). In vielen anderen EU-Staaten zeigt sich ein ähnliches Bild. Am meisten gefährdet sind ungeschützte Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger, Fahrrad- und Motorradfahrer. Die DEKRA sieht aber Möglichkeiten, sich der „Vision Zero“ speziell in den Städten weiter anzunähern. Erheblichen Handlungsbedarf sehen die Experten beim Verhalten der Verkehrsteilnehmer. „Mehr kooperatives Miteinander im Straßenverkehr ist ein Muss“, so Clemens Klinke. Ein großes Potenzial bieten auch elektronische Fahrerassistenzsysteme. Ziel müsse es sein, die Ausstattungsquoten neuer Fahrzeuge mit derartigen Systemen deutlich zu erhöhen. Leben retten könne auch eine bessere Infrastruktur: Ob Kreuzungsbereiche, mehrstreifige Straßen oder Haltestellen, alle komplexen Verkehrssituationen müssten für alle Verkehrsteilnehmer so begreifbar wie möglich gestaltet werden. (ah)