Vom Anpöbeln bis zum Fausthieb, die Übergriffe, denen ihr Fahrpersonal und ihre Fahrgäste ausgesetzt sind, lassen viele Verkehrsbetriebe mittlerweile handeln. „Dabei ist es nicht die Zahl der Taten, sonder die Qualität der Angriffe, die uns bedenklich stimmt“, so Frank Reichel, Bereichsleiter für Sicherheit und Service der Berliner Verkehrsbetriebe. Welche Maßnahmen die BVG ergreift, um Fahrer und Passagiere zu schützen, stellte er Ende Mai in Hannover während des 4. Internationalen Security Kongresses vor.
Holger Döring, Geschäftsführer des Veranstalters hdmc, hatte Experten aus ÖPNV-Unternehmen sowie Fachleute für Gewaltprävention und –verarbeitung eingeladen, um das Thema „Wie gehen wir mit den zunehmenden Übergriffen auf unser Personal und unsere Fahrgäste um?“ zu diskutieren.
Videokameras in Fahrzeugen und Bahnhöfen haben sich mittlerweile breitflächig durchgesetzt. „Sie senken den Vandalismus bis zu 50 Prozent, erhöhen das subjektive Sicherheitsgefühl, dienen der Täterermittlung und Darstellung der Sachverhalte, außerdem verhindern sie das Ausspähen von Passagieren“, so die Erfahrungen von Oliver Schmittat, Leiter Sicherheitsdienst der Essener Verkehrs-AG. Allerdings sei ihr Einfluss bei Körperverletzungen gering, da „hier meist Alkohol oder extreme Aggression im Spiel sind. Und da ist es dem Täter egal, ob er gefilmt wird“, so Schmittat.
Die Fahrgäste möchten vor allem mehr Personal, waren sich die Kongressteilnehmer einig. „Freundlichkeit und Ansprechbarkeit sind Schlüsselfaktoren, damit die Fahrgäste sich wohl fühlen“, so auch die These von Katja Striefler und Jörg Seehausen, die das Konzept „Sicher mit Bus & Bahn“ der RegioBus Hannover vorstellten: Busbegleiter, Alkoholverbot, Vorneeinstieg, Fahrgastaktionen, Leitlinien für das Servicepersonal und Personalschulungen sind einige der Bausteine des Konzepts. Ausbildung ist auch bei den Vestischen Straßenbahnen ein wichtiger Punkt. Das Konzept des Unternehmens stellte Betriebsleiter Thomas Krämer ausführlich dar. Für Bius – Berufsbezogenes Interventions- und Sicherheitstraining – steht eine Schulung, die den 770 Fahrern Hilfsmittel- und –methoden vermitteln soll, wie mit kritischen Situationen im Fahrbetrieb umgeht oder wie diese vermieden werden können. Situationen aus dem Arbeitsalltag werden analysiert, die Selbstsicherheit der Fahrer aufgebaut, sie lernen beispielsweise, wie man Stress reduziert und richtig kommuniziert. Das Unternehmen startete mit den Vorbereitungen des Programms im Herbst 2004. Anfang 2006 fand das 1. Seminar statt. Im April dieses Jahres haben wir das 19. Seminar durchgeführt, es sind bis jetzt 261 Fahrer und 16 Moderatoren geschult worden“, fasste Krämer zusammen. „Einige Situationen wären in der Vergangenheit anders abgelaufen, wenn ich das Seminar schon besucht hätte“, gibt er die Erfahrung eines Teilnehmers wieder.