Autonome Shuttles bieten großes Potenzial für den öffentlichen Nahverkehr und Möglichkeiten für ganz neue flexible Angebote – besonders im ländlichen Raum und in Randgebieten von Städten, so das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Die Erkenntnis stammt aus dem Forschungsprojekt „RABus“, bei dem selbstfahrende Kleinbusse monatelang in Mannheim und Friedrichshafen unterwegs waren.
Getestet wurde bei diesem Projekt, ob autonom fahrende ÖPNV-Shuttles im Straßenverkehr funktionieren, ob die Menschen die Fahrzeuge akzeptieren und wie sich ein breites Shuttle-Angebot auf den Verkehr auswirken könnte.
Automatisiertes Fahren im öffentlichen Verkehr möglich
In den Testregionen Mannheim und Friedrichshafen waren seit Oktober 2024 jeweils zwei autonom fahrende Shuttles im Straßenverkehr unterwegs. Insgesamt fuhren bei rund 430 Fahrten über 1600 Probanden mit, so das KIT. Dabei legten die Fahrzeuge über 2100 Kilometer im automatisierten Betrieb zurück – „zuverlässig und sicher, auch bei widrigen Wetterbedingungen und dichtem Verkehr“, wie die Projektverantwortlichen betonen. Die Fahrzeuge fuhren mit einer Geschwindigkeit von bis zu 50 Stundenkilometern, die von „Bussen in vergleichbaren Projekten in Deutschland bisher noch nicht erreicht“ worden sei.
„Mit dem Projekt RABus haben wir gezeigt, dass automatisiertes Fahren im öffentlichen Verkehr kein Zukunftsversprechen, sondern bereits heute erlebbar ist“, sagte Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne).
Die bisherigen Rückmeldungen würden laut Hermann zeigen: „Wer automatisierte Mobilität selbst erlebt, gewinnt Vertrauen in die Technologie. Das ist ein starkes Signal für den ÖPNV der Zukunft, insbesondere in ländlichen Regionen. Unser Ziel bleibt, automatisierte Angebote aus dem Testbetrieb in den Regelbetrieb zu bringen – und damit moderne Mobilität für alle zugänglich zu machen.“
Erleben der Technik baut Vorbehalte ab
„Die Nutzenden stehen der neuen Technik sehr positiv und aufgeschlossen gegenüber, wenn sie sicher ist und das Angebot gut kommuniziert wird“, führte Martin Kagerbauer vom Institut für Verkehrswesen (IFV) des KIT, aus. Sein Team hat im Projekt RABus (steht für: „Reallabor für den automatisierten Busbetrieb im ÖPNV in der Stadt und auf dem Land“) mit umfangreichen Befragungen nicht nur eine hohe Akzeptanz, sondern auch ein großes Nutzungsinteresse an autonomen Shuttles über alle Bevölkerungsgruppen hinweg nachgewiesen. „Wir konnten zeigen, dass sich Vorbehalte durch Gespräche und das Erleben der Technik abbauen lassen“, erläutert Christian Klinkhardt, ebenfalls vom IFV.
In welchen Gebieten ein künftiger Regelbetrieb besonders sinnvoll wäre, zeigten die Forscher anhand von Simulationsmodellen: „Vielversprechende Anwendungsgebiete haben wir in nahezu allen Gemeinden Baden-Württembergs gefunden. Der bestehende ÖPNV würde durch eine Ergänzung mit Shuttles deutlich attraktiver und könnte so zusätzliche Fahrgäste gewinnen“, sagte Kagerbauer.
Weiterentwicklung nach Projektende geplant
Auch nach Projektende werden die Fahrzeuge in Friedrichshafen weiterhin zu Testzwecken eingesetzt, um das gewonnene Know-how für die Weiterentwicklung des automatisierten Fahrens zu nutzen.
RABus wurde vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg gefördert und vom Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKFS) koordiniert. Neben dem KIT waren weitere Partner beteiligt: Stadtverkehr Friedrichshafen (SVF), Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB), Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) sowie ZF Friedrichshafen.