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Kommentar der Woche : Der zähe Wiederanlauf

24.07.2020 08:28 Uhr
Kommentar der Woche : Der zähe Wiederanlauf
© Foto: Sascha Böhnke

Wir sind mittendrin. Wo? Im Wiederanlauf der Busbranche. Allerdings gestaltet der sich zäher, als erhofft.

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Denn zwar gibt es wieder vereinzelt Tages- und auch Mehrtagesfahrten, selbst ins nahe und ferne Ausland von Österreich bis Island gehen die Reisen, doch von einer Normalität sind wir weit, weit entfernt. Wer beispielsweise durch Facebook streift, wird sie finden, die Beiträge von Unternehmen, die endlich wieder mit wenn auch meist wenigen Fahrgästen unterwegs sind. Große Erleichterung spricht aus jeder Zeile, aus jedem Bild, denen dem man noch vor kurzem höchstens einen flüchtigen Blick gegönnt hätte. Nun jedoch sind es Boten des Aufbruchs. Was jedoch nicht verschwiegen werden darf, sind die negativen Auswirkungen, die die Corona-Krise bereits jetzt hinterlassen hat. Denn nach wie vor befinden sich große Teile des globalen Tourismus im fast absoluten Stillstand. Das Kreuzfahrtgeschäft bietet ein Bild des Jammers. Kurztrips mit Namen wie "Blaue Reisen" heißen die neuen Touren beispielsweise bei Tuicruises und bedeuten nichts anderes, als dass es mehrere Tage über Nord- oder Ostsee Richtung Norwegen geht, allerdings darf das Schiff zu keinem Zeitpunkt nirgends unterwegs verlassen werden. Shows mit Gesang fallen auch weg, dafür wird mit "brillanten LED-Leinwänden" und der Übertragung vergangener Aufführungen geworben. Schlemmer-Buffets sind genauso gestrichen wie Saunabesuche und die Aufzählung könnte fast endlos an dieser Stelle weitergeführt werden. Im Grunde noch dramatischer sieht es beim weltweiten Fluggeschäft aus. Tausende Stellen bei Fluggesellschaften und Flughäfen werden wegfallen, ganze Airlines werden nicht überleben. Die wirtschaftlich bedeutsamen Interkontinentalstrecken zwischen Europa und Nordamerika können nach wie vor nicht bedient werden, denn die USA haben das Viren-Thema nicht wirklich im Griff.

Doch zurück zur Busbranche. Dass die Absatzzahlen von Reisebussen gefühlt im Keller angelangt sind, ist mittlerweile auch belegt. Wurden im zweiten Quartal 2019 in Deutschland 693 Reisebusse verkauft, waren es im gleichen Quartal 2020 nur noch 84. Das kann schon fast gespenstig genannt werden, die Zahlen im übrigen Europa sind ähnlich schockierend, hier wurden Rückgänge um 90 Prozent verzeichnet. Dass somit nicht nur die Busunternehmen sondern eben auch die Industrie leidet, ist längst bekannt, denn nicht alle abgesagten Neuerwerbungen können in die nächsten Jahre hinübergerettet werden. Beispiel Van Hool. Die Belgier haben ihr Vorhaben, in den USA ein weiteres Buswerk zu errichten, vorerst beerdigt, die dafür nötigen 40 Millionen Euro sind nicht darstellbar. Dazu kommen die Nicht-Verlängerung von Arbeitsverträgen bzw. Entlassungen in Mazedonien und im Stammwerk in Belgien. Van Hool dürfte nur ein Beispiel von vielen sein, die zwar Stand heute die Pandemie wirtschaftlich überstehen, nicht jedoch ohne schmerzhafte Einschnitte.

Wie wird es weitergehen? Im Augenblick kann das nicht seriös beantwortet werden. Vieles ist nach wie vor abhängig von einer tatsächlichen finanziellen Hilfe ohne zu hohe bürokratische Hürden. Die versprochenen 170 Millionen Euro Soforthilfe können zwar nun beantragt werden, doch wie die Auszahlungskriterien sind, ist immer noch nicht jedem Beteiligten final klar. Bleibt zu hoffen, dass neben dem wirtschaftlichen Anlauf auch der Wiederanlauf in den Köpfen der potentiellen Reisenden schnellstmöglich stattfindet.

Sascha Böhnke

OMNIBUSREVUE

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