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Städtische Mobilität: Mehr Mut und Innovation erforderlich

23.11.2022 13:32 Uhr | Lesezeit: 9 min
Städtische Mobilität: Mehr Mut und Innovation erforderlich
Die Konvekta AG hat ihren ÖPNV-Experten Stefan Faust zum Thema "Städische Mobilität" befragt und der OMNIBUSREVUE das entsprechende Interview zur Verfügung gestellt.
© Foto: Konvekta AG

Die Verkehrswende und der mit ihr einhergehende Ausbau der Elektromobilität stellen an die Gesellschaftsteilnehmer Herausforderungen, die bei weitem nicht nur einzelne Branchen-Riesen betreffen und deren Lösung sich auch nicht in bloßen Forderungen nach „mehr Geld vom Staat für Euro-Tickets und Einnahmen-Ausfälle“ erschöpft. Neben den bekannten Akteuren seien auch Stadtplaner, Fahrzeughersteller und Zulieferer gefordert, meint STEFAN FAUST, ÖPNV-Experte für den Geschäftsbereich Bus & Coach bei der Konvekta AG.

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Herr Faust, wer ist der Fahrgast von morgen und welche Ansprüche hat er?

Die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen steigen stetig. Geschwindigkeit und Spontanität sind bei der jungen und zukünftigen Generation noch essenzieller. Wege werden oft als notwendiges Übel empfunden und sind nur gut, wenn man sie produktiv nutzen kann, weil man unterwegs z.B. mobile Tische bzw. Arbeitsstationen für Laptops zur Verfügung hat. Hinzu kommt der Bedarf an kurzen Wartezeiten und Zuverlässigkeit der Transportmittel. Es ist aber auch ein klarer Fokus auf einen Wandel hin zu mehr Lebensqualität erkennbar. Umwelt und Naturschutz spielen eine große Rolle – mehr Grün und weniger Lärm.

Diese Anforderungen stellen Städte und Stadtplaner vor große Herausforderungen. Lassen sich diese Wünsche überhaupt in Einklang bringen?

Ein Trend unter vielen Stadtplanern ist die „15-Minuten-Stadt“. Menschen sollen von ihrem Stadtquartier aus alle wichtigen Einrichtungen in 15 Minuten erreichen können und das bestenfalls ohne eigenen PKW. Der Individualverkehr bringt vor diesem Hintergrund nicht nur schädliche Emissionen aus Verbrennungsmotoren und Lärm mit sich, sondern benötigt auch viel Platz. Mit der Reduzierung des Individualverkehrs können Straßen und Parkplätze umgewidmet werden – hier könnte neuer Lebensraum entstehen, wie z.B. Grünflächen und zusätzliche Arbeits-, Freizeit- und Kulturstätten in direkter Nähe von Wohngebieten. Dem Konzept nach ist die 15-Minuten-Stadt nicht nur eine Frage der Mobilität, sondern des Lifestyles künftiger Generationen insgesamt. Mehr Nähe, mehr Community, mehr Natur – damit würde die Lebensqualität signifikant positiv beeinflusst werden.

Wie kann man aus Ihrer Sicht solche Pläne umsetzen? Auf was muss man achten?

Alle Pläne setzen eine quantitative Erhöhung und eine qualitative Verbesserung des Angebots im Nah- und Regionalverkehr voraus. Der öffentliche Personennahverkehr muss ausgebaut und in der Reichweite der Kilometerleistung gesteigert werden, um eine dauerhafte Alternative zum Individualverkehr bieten zu können. Eine weitere Herausforderung wird sein, die jeweils optimale Lösung für das individuelle Gebiet zu finden. So stehen die ÖPNV-Betreiber in Ballungsgebieten vor der Aufgabe, den mit der Urbanisierung einhergehenden Anstieg der Fahrgastzahlen zu bewältigen. Betriebe in ländlichen Regionen kämpfen hingegen darum, die Linien zur Grundversorgung überhaut aufrechterhalten zu können.

Des Weiteren bleibt der ÖPNV gerade im innerstädtischen Bereich ein wichtiger Faktor, um die gesetzlichen Klimaziele zu erreichen. Nur durch eine verstärkte Nutzung der Schieneninfrastruktur sowie durch den weiteren Ausbau des gebündelten Bedarfs- und Linienbedarfsverkehrs – sprich: des Busnetzes – wird es möglich sein, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 zu senken.

Sie sagten gerade: „Die optimale Lösung für das individuelle Gebiet“. Würden Sie das näher erläutern?

Gern. Zukünftige Konzepte schließen eine Vielfalt in der Wahl des Verkehrsmittels ein. Speziell auf dem Land eben auch kleine, schnelle, kostensparende und flexible Fahrzeuge für wenig frequentierte Strecken. Zusätzlich muss in den ländlichen Bereichen das ÖPNV-Angebot deutlich verdichtet und attraktiver gestaltet werden. Flexibel buchbare Transportformen sind denkbar. So kann man die deutlich andere Verkehrssituation auf dem Land gegenüber der in der Stadt verbessern. Und das Leben und Arbeiten außerhalb der Stadtgrenzen auch attraktiver gestalten.

In den Städten – insbesondere auf den Hauptlinien und gerade in Stoßzeiten – werden in Zukunft mehr große Fahrzeuge, etwa 18-Meter-Gelenkbusse, Doppeldecker etc. oder sogar noch größere, zum Einsatz kommen. Diese Fahrzeuge sind günstiger in der Unterhaltung als mehrere Solobusse und schaffen doppelte Leistung mit nur einem Fahrer. Die Ausweitung des Angebotes, auch im Hinblick auf Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit, wird die Attraktivität des ÖPNV weiter erhöhen. Und die Elektrifizierung der Busvarianten geht damit einher. Neue Modelle und neue Arten von Fahrzeugen werden den Markt langfristig erobern.

Was heißt das für die Fahrzeughersteller und auch für die Zulieferindustrie wie beispielsweise die Konvekta AG?

Nicht nur der ÖPNV muss sich auf „neue Konzepte“ einlassen und neue Wege beschreiten, sondern auch die Bus- und Fahrzeughersteller – und eben auch wir, die Zulieferindustrie. Heute wissen wir, dass ein Elektrobus viel mehr ist als nur ein klassischer Diesel-Bus, bei dem man den klassischen Antrieb durch einen elektrischen Antrieb ersetzt hat. Reichweite, fehlende Wärme zum Beheizen oder die generellen Fragen hinsichtlich Nachhaltigkeit und Energieeffizienz waren noch nie so brisant wie heute.

Haben Sie heute schon Produkte, die auf die neuen Anforderungen passen? Können Sie uns ein Beispiel aus Ihrem Bereich nennen?

Sicher. Beim Dieselbus beispielsweise steht genügend Abwärme des Motors zur Verfügung, um das Fahrzeug zu beheizen. Beim Elektrobus benötigen wir eine eigene Wärmequelle, da der E-Motor keine nennenswerte Abwärme erzeugt. Klassische Elektroheizer verbrauchen allerdings zu viel Energie. Die Folge sind dann hohe Kosten und eine geringere Reichweite der Busse. Die Lösung stellt unsere Konvekta-CO2-Wärmepumpe dar. Sie kommt mit 50 Prozent weniger Energie aus als der klassische Elektroheizer für sich verbucht.

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