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VDV: „Gesamtrechnung wird nicht aufgehen“

30.01.2024 15:04 Uhr | Lesezeit: 4 min
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VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff, Präsident Ingo Wortmann und VDV-Pressesprecher Lars Wagner (v.l.n.r.) bei der Jahrespressekonferenz des Verbandes
© Foto: VDV

Die Fahrgastzahlen im ÖPNV steigen, auch wegen dem Deutschlandticket, gleichzeitig sehen sich die Verkehrsunternehmen mit stark steigenden Kosten konfrontiert. Die Lücke zwischen Ticketeinnahmen und Kostenentwicklung werde immer größer, warnt der VDV.

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„Die Menschen nutzen wieder deutlich häufiger den ÖPNV. 2023 war mit Blick auf die Fahrgastzahlen ein Jahr der Erholung, die Nachfrage ist im Vergleich zum Jahr davor um rund acht Prozent gestiegen. Das ist positiv und eng verknüpft mit der Einführung des Deutschlandtickets“, sagte Ingo Wortmann, Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), bei der Jahrespressekonferenz des Branchenverbandes am Dienstag, 30. Januar.

Laut VDV waren 2023 rund 9,5 Milliarden Fahrgäste in Deutschland mit Bussen und Bahnen unterwegs. Damit habe sich die Nachfrage im deutschen ÖPNV nach pandemiebedingten Einbrüchen weiter erholt, einen Grund für die Erholung sieht der VDV im Deutschlandticket. Der Verband spricht von rund elf Millionen Abonnenten des Deutschlandtickets, mit dem 95 Prozent der Nutzer insgesamt zufrieden seien. „Daran sieht man, dass die Einführung des Deutschlandtickets der richtige politische Impuls war. Und man sieht, dass die Branche dies mit entsprechender Energie und Professionalität in kurzer Zeit sehr gut umgesetzt hat“, sagte Wortmann.

Wirtschaftlicher Druck auf Verkehrsunternehmen wächst

Der VDV betonte aber auch, dass die Kosten für Personal, Strom und Diesel weiter auf hohem Niveau sind. im Jahr 2023 habe die Branche im Vergleich zu 2020 im Schnitt 57 Prozent mehr für ihren Strom und 54 Prozent mehr für Dieselkraftstoff gezahlt, so der Verband. Die Ticketpreise hingegen – bedingt vor allem durch das Neun-Euro-Ticket und das Deutschlandticket – sind laut VDV im selben Zeitraum branchenweit um durchschnittlich über 23 Prozent gesunken.

„Auf der anderen Seite bringen die Abonnenten des Deutschlandtickets weit überwiegend keine zusätzlichen Einnahmen. Das sehr günstige Angebot sorgt vielmehr für erhebliche Verluste in der Branche, die durch Bund und Länder ausgeglichen werden müssen“, erklärte Wortmann. „Was uns besonders sorgt, sind die weiterhin sehr hohen bzw. steigenden Kosten im Betrieb, also bei Strom, Diesel und Personal. Die Lücke zwischen Ticketeinnahmen und Kostenentwicklung wird immer größer, so dass der wirtschaftliche Druck auf die Branche extrem zunimmt“, mahnte der VDV-Präsident.

Es brauche, so Wortmann, „eine ehrliche und umfassende Debatte darüber, was der ÖPNV in Deutschland künftig leisten soll und unter welchen finanziellen Bedingungen er im Stande ist, dies zu tun. Ticketpreise zu minimieren und gleichzeitig das Bus- und Bahn-Angebot maximieren zu wollen, um Klimaschutzziele im Verkehrssektor zu erreichen, wird als Gesamtrechnung nicht aufgehen. Oder zumindest nur mit erheblichen zusätzlichen Investitionen durch Bund und Länder“, betonte Wortmann.

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Aktuell wisse man nicht, wie lange die zugesagten Finanzmittel des Bundes und der Länder ausreichen, um die Verluste auszugleichen, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann
© Foto: VDV

Wachstumspotenzial beim Deutschlandticket

Die jüngst getroffene Entscheidung der Verkehrsministerkonferenz zur Preisstabilität des Deutschlandtickets in diesem Jahr nannte der VDV „richtig und wichtig“, kritisierte allerdings, dass die Frage der vollständigen Finanzierung des Tickets weiterhin offen bleibe. „Das ist nicht gut, denn die Verkehrsunternehmen brauchen längerfristige Planungssicherheit. Aktuell wissen wir nicht, wie lange die zugesagten Finanzmittel des Bundes und der Länder ausreichen, um die Verluste auszugleichen. Und wir wissen nicht, was danach kommt“, so Wortmann.

Aus Sicht des VDV können in den kommenden Jahren „weitere Wachstumspotenziale beim Deutschlandticket gehoben werden“, so dass rund 15 Millionen Tickets ein „realistisches Wachstumsziel“ sein könnten, entsprechende Rahmenbedingungen vorausgesetzt.

Für die künftige Preisgestaltung empfiehlt der VDV die Entwicklung eines Index, an dem „rechtzeitig, transparent und auf Basis tatsächlicher Preis- und Kostenentwicklungen“ der monatliche Preis des Deutschlandtickets festgelegt werden könnte

VDV plädiert für Anhebung der GVFG-Mittel

Der VDV betonte auf der Pressekonferenz zum wiederholten Mal, dass man den besten Hebel für einen nachhaltig bessern und leistungsfähigeren Nahverkehr nicht beim Ticketing sehe, „sondern bei der Infrastruktur und dem darauf fahrenden Angebot“. Dem sei seitens des Bundes durch die Novellierung des GVFG im Jahr 2020 Rechnung auch getragen worden, so Wortmann.

Aus Sicht des VDV wäre es angesichts dieser Rekordzahlen und vieler weiterer förderfähiger Bauprojekte in der Branche, die bereits in Vorbereitung sind, angebracht, die Mittel im GVFG ab 2025 von zwei auf drei Milliarden Euro zu erhöhen. Eine Milliarde zusätzlich sei gemessen am Gesamthaushalt des Bundesverkehrsministers ein „relativ geringer Betrag“, der daher auch in haushalterisch schwierigen Zeiten umsetzbar wäre.

„Die Erhöhung der Fördermittel im GVFG auf drei Milliarden jährlich ab 2025 hätte eine extreme Hebelwirkung, um unsere Infrastrukturen noch schneller und konsequenter mit Blick auf die Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehrssektor um- und ausbauen zu können“, sagte Wortmann.

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