Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) warnt davor, dass sich die Finanzierungssituation im ÖPNV zuspitzt. „Jeder Euro fließt in den Erhalt des Bestandsangebots. Das reicht nicht aus, um die Kostensteigerung bei Personal, Energie oder Instandhaltung aufzufangen“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann laut Mitteilung. Nach einem Jahr Deutschlandticket könne man feststellen, dass auf der Nachfrageseite ein Erfolg zu vermelden sei, auf der Einnahmeseite hingegen nicht. Für den notwendigen massiven Ausbau oder die Modernisierung des Systems würden die Mittel fehlen, weswegen Wortmann erklärte: „Der ÖPNV war nie weiter weg von den politisch vereinbarten Ausbauzielen.“
Es brauche laut Branchenverband mehr staatliche Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur und in den Betrieb und eine nachhaltige Finanzierungsstrategie, um die Zukunft des Deutschlandtickets sowie auch den Betrieb zu sichern. „Die anfängliche Begeisterung für das Deutschlandticket wird durch den Rückzug des Bundes aus seiner Verantwortung für die Finanzierung und Steuerung des öffentlichen Verkehrs gedämpft. Dieser Rückzug führt zu verschärften Rahmenbedingungen. VDV-Präsident Ingo Wortmann fordert den Bund daher auf, bei der Verkehrspolitik für Bus und Bahn endlich umzusteuern und sich zu seiner Verantwortung zu bekennen: „Der Bund muss jetzt handeln, lange vor der nächsten Wahl“, so Wortmann. Für die Zukunft des Deutschlandtickets sei eine koordinierte Aktion der Bundes- und Landesfinanzministerien erforderlich.
„Das Bundesfinanzministerium muss die finanzielle Unterstützung für das Deutschlandticket bis 2025 sicherstellen. Die Verkehrsministerien der Länder müssen mit entschiedener Unterstützung ihrer Finanzminister dafür sorgen, dass ihre Co-Finanzierung nicht wackelt“, erklärte Wortmann. Außerdem müsse ein Rahmen für die Aufteilung der Einnahmen in den Stufen 2 und 3 geschaffen werden. Ohne diesen blieben die finanziellen Risiken unverhältnismäßig verteilt.
VDV meldet neue Mitgliederhöchstzahl
„Wie in einem Zeitraffer hat sich die Lage für die Verkehrsunternehmen und -verbünde verändert: Während vor noch wenigen Jahren alles auf Angebotsausbau, massiven Investitionen und finanzieller Unterstützung seitens der Bundes- und Landespolitik stand, um Klimaschutzziele zu erreichen und drängende verkehrliche, städtebauliche und gesundheitsgefährdende Herausforderungen im Land anzugehen, geht es nun vielerorts nur noch darum, das Angebot aufrechtzuerhalten", sagte Wortmann zur aktuellen Situation.
Vor der VDV-Jahrestagung in Düsseldorf vom 10. bis 12. Juni vermeldet der VDV eine neue Mitgliederhöchstzahl von insgesamt 674 Mitgliedsunternehmen, davon 71 außerordentliche Mitglieder. Die Mitglieder des VDV sind im Verband in fünf sogenannten Sparten organisiert: Bus, Tram, Personenverkehr mit Eisenbahn, Schienengüterverkehr sowie Aufgabenträger und Verbünde. Darüber hinaus hat der VDV neun Landesgruppen, in denen die Interessen der Mitglieder in den Bundesländern wahrgenommen werden.