Zunehmend ergänzen flexible On-Demand-Shuttles den klassischen Linienverkehr in Deutschland. „Die Branche hat seit vielen Jahrzehnten umfassende und gute Erfahrungen mit so genannten Linienbedarfsverkehren wie Rufbussen, etc. Seit einigen Jahren kommen nun immer mehr neue On-Demand-Angebote im ÖPNV hinzu, auch dank der Digitalisierung und der für diese Verkehre verbesserten gesetzlichen Rahmenbedingungen“, sagte Ingo Wortmann, Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) am ersten Tag der Jahrestagung des Verbandes in Frankfurt.
Laut VDV waren es Anfang 2019 noch etwa ein Dutzend solcher neuen Angebote. Zum Ende dieses Jahres sind es mit über 80 Projekten bereits viermal so viele, Tendenz steigend. Es sind laut VDV aktuell mehr als 400 Fahrzeuge in diesem Bereich unterwegs. Eine aktuelle Branchenumfrage des VDV zeigt, dass sich On-Demand-Angebote im ÖPNV überall etablieren, auch außerhalb der Großstädte und Ballungsräume: 47 Prozent aller On-Demand-Verkehre sind demnach im ländlichen Raum und Kleinstädten unterwegs, 26 Prozent in Mittel- und Oberzentren, 14 Prozent im suburbanen und 13 Prozent im urbanen Raum.
In den ÖPNV integrierte Angebote
Bei den genehmigten Linienbedarfsverkehren handelt es sich laut VDV-Umfrage in 85 Prozent der Fälle um vollständig neu geschaffene Angebote, die das bestehende ÖPNV-Angebot ergänzen, bei rund 15 Prozent wurden die bestehenden Stadt- und Rufbus-Angebote digital ausgebaut und die Bedienungsgebiete ausgeweitet. Die neuen Angebote sind dabei tariflich fast immer und vollständig in die ÖPNV-Angebots- und Tarifstrukturen integriert. Bei 40 Prozent der On-Demand-Angebote reicht das einfache Verbundticket oder das Abo zur Nutzung, bei 24 Prozent der Angebote ist zusätzlich ein Komfortzuschlag fällig, bei 26 Prozent wird der Tarif gesondert über digitale E-Tarife abgewickelt.
On-Demand-Angebot mit autonomen Fahrzeugen
Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) ist einer der Vorreiter bei On-Demand-Verkehren. Mit neun Partnern hat man das größte On-Demand-Mobilitäts-Netzwerk Deutschlands und ab dem nächsten Jahr werden hier erstmals autonome Fahrzeuge im Regelbetrieb in zwei Regionen getestet. Geplant ist, dass die deutschlandweiten ersten Fahrzeuge im autonomen Level 4- durch Darmstadt und den Kreis Offenbach fahren.
Als Partner wollen RMV und Deutsche Bahn eine autonome Shuttle-Flotte realisieren, die vollständig in den Regelbetrieb des ÖPNV integriert sein soll. Das DB-Technologieunternehmen Ioki soll die On-Demand-Software liefern und die DB-Tochter CleverShuttle zusammen mit den lokalen Partnern Heag Mobilo und KVGOF den Betrieb vor Ort realisieren. „Autonomes Fahren auf Abruf ist ein wichtiger Schritt für ein besseres ÖPNV-Angebot in der Fläche und damit mehr klimafreundliche Mobilität für alle Menschen in Deutschland“, sagte Jörg Sandvoß, Vorstandsvorsitzender bei DB Regio. „Denn erst mit fahrerlosen Shuttles, die mit normaler Geschwindigkeit unterwegs sind, schaffen wir einen ÖPNV, in den die Menschen überall und zu jeder Zeit einsteigen können.“
Zukunft der Mobilität ist autonom
Gemeinsam realisieren die DB-Töchter DB Regio Bus, Ioki und CleverShuttle nach eigenen Angaben heute On-Demand-Angebote in ganz Deutschland. Innerhalb der letzten drei Jahre hat die DB mit rund 330 Bedarfsverkehren bundesweit das bestehende Linienbusangebot erweitert und bereits sieben Millionen Fahrgäste befördert. Johann Jungwirth, Vice President MaaS, Mobileye: „Die Zukunft der Mobilität mit selbstfahrenden Fahrzeugen trägt zu mehr Sicherheit, Nachhaltigkeit und Kundenzufriedenheit im Straßenverkehr bei. Wir freuen uns, gemeinsam mit Deutsche Bahn und RMV die Vorteile von Fahrzeugen, ausgestattet mit unserem Selbstfahr-System, in Shuttle-Diensten für Ride-Pooling zu demonstrieren.“
Die VDV-Branchenumfrage zeigt, dass On-Demand-Verkehre in großem Maßstab ohne zusätzliche finanzielle Mittel nicht wirtschaftlich zu betreiben sind. „Das ÖPNV-Leistungskostengutachten von Roland Berger im Auftrag des VDV hat deutlich gezeigt, dass der finanzielle Bedarf für die damit verbundene Angebotserweiterung hoch ist: Bis 2030 brauchten wir rund 3,8 Milliarden Euro zusätzlich, damit On-Demand-Verkehre in Deutschland flächendeckend im Regelbetrieb fahren können. Der Rechtsrahmen bietet mit dem PBefG klare Vorrausetzungen und wird entsprechend erfolgreich von der Branche umgesetzt. Was noch fehlt, sind die finanziellen Voraussetzungen, um die neuen Angebote nachhaltig betreiben zu können“, sagte VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff.