Das 9-Euro-Ticket habe einen zusätzlichen „Booster“ dargestellt. Allerdings sei das Nachfrageniveau, das vor der Corona-Pandemie herrschte, noch nicht wieder erreicht. Als Referenz zieht der VVS das Jahr 2019 heran.
Dennoch ist im VVS kein Jubel angesagt. Der Grund: die Rekordinflation in Deutschland. Die stark gestiegenen Preise für Diesel und Bahnstrom belasten die Verkehrsunternehmen in einem bisher nicht gekannten Ausmaß, teilt der Verbund in einer Pressemitteilung mit und fordert eine Änderung der finanziellen Rahmenbedingungen. Die Erhöhung der Regionalisierungsmittel und die auch für Verkehrsunternehmen geltende Strompreisbremse seien erste Schritte in die richtige Richtung – wenn sie denn bei den Verkehrsunternehmen auch ankommen. Das Deutschland-Ticket scheint sich für den VVS als Lichtblick darzustellen – vorausgesetzt, Bund und Länder würden die vollständige Finanzierung zusagen.
Mehr Gelegenheitsverkehr
Durch die Aufhebung von Corona-Beschränkungen und das 9-Euro-Ticket im Sommer haben die Fahrgastzahlen im Gelegenheitsverkehr des VVS in den ersten drei Quartalen um 39 Millionen Fahrten zugelegt. Das hohe Plus läge aber vor allem daran, dass die 9-Euro-Ticket-Verkäufe aus den Barverkäufen, dazu zählen etwa die Verkäufe aus Fahrausweisautomaten, statistisch dem Bereich des Gelegenheitsverkehr zugeordnet worden sind. Die meisten Fahrgäste waren mit dem vom Bund stark subventionierten Ticket vor allem im Freizeitverkehr für Ausflüge, zum Einkaufen oder zum Besuch von Freunden unterwegs.
Stagnierender Berufsverkehr
Im Berufsverkehr ist die Zahl der Fahrten verglichen mit dem Vorjahr ungefähr gleichgeblieben – den Grund dafür sieht der VVS unter anderem darin, dass VVS-Abonnenten frühzeitig über das 9-Euro-Ticket informiert wurden und in der Regel automatisch auf das günstige Ticket umgestellt worden sind.
Das Plus im Berufsverkehr von rund 500.000 Fahrten entspricht einer Steigerung von etwa 0,7 Prozent. Nimmt man 2019 als Basis, läge der Rückgang bei 36 Prozent, heißt es von Seiten des VVS. Der starke Rückgang habe aber auch statistische Gründe, da alle neu verkauften 9-Euro-Tickets eben dem Gelegenheitsverkehr zugerechnet wurden. Das bundesweit gültige Ticket hat dafür gesorgt, dass im Juni, Juli und August überhaupt keine klassischen Wochen- und Monatstickets mehr verkauft wurden.
Aufwärtstendenz im Ausbildungsverkehr
An Schulen und Universtäten wird wieder in Präsenz unterrichtet, sodass Schüler und Schülerinnen, Studierende und Auszubildende die Bahnen und Busse im VVS wieder häufiger nutzen. Im Vergleich zu 2021 sind die Fahrgastzahlen im Ausbildungsverkehr um rund 28 Prozent gestiegen. Gegenüber 2019 liegen sie jedoch immer noch um gut 20 Prozent niedriger.
Fahrgeldeinnahmen wegen des 9-Euro-Tickets rückläufig – Rettungsschirm von Bund und Land dringend notwendig
Der VVS hat in den ersten drei Quartalen 2022 insgesamt 244 Millionen Euro von den Fahrgästen eingenommen. Der Rückgang um rund 30 Millionen Euro ist dem politisch vorgegebenen abgesenkten Preis des 9-Euro-Tickets zuzuschreiben. Die dadurch entstandenen Mindereinnahmen werden vollständig vom Bund ausgeglichen.
Vergleicht man die aktuellen Zahlen mit dem bisherigen Rekordjahr 2019, sind die Einnahmen um knapp 130 Millionen Euro oder um 35 Prozent zurückgegangen. Das verdeutlicht, dass der Rettungsschirm für den öffentlichen Nahverkehr auch im Jahr 2022 dringend nötig sei.