Stefan Lösel war der erste Chef eines Nahverkehrsunternehmens in Deutschland, der Elektrobusse in großem Stil im ländlichen Raum einsetzte. Nach zwei Jahren mit 45 E-Bussen zieht er Bilanz. Die kreiseigene Verkehrsgesellschaft VLP war das erste Unternehmen in Deutschland, das im ländlichen Raum in großem Stil Elektrobusse – in diesem Fall Busse vom Typ Mercedes-Benz eCitaro – einsetzte. Seit nunmehr zwei Jahren sind in dem Landkreis mit der bundesweit zweitgrößten Fläche 45 eCitaro im Linien-Einsatz. Das ist rund ein Viertel der Flotte. Dafür wurde VLP-Chef Stefan Lösel 2022 mit dem EBUS-Award ausgezeichnet, einem wichtigen nationalen Umweltpreis im öffentlichen Personennahverkehr.
Lösel zieht eine positive Bilanz der vergangenen 24 Monate. Die Busse hielten das Reichweite-Versprechen von mindestens 200 Kilometern bei minus 15 Grad mit einer Batterieladung, sagt er. „Damit kommen wir gut hin.“ Die Betriebskosten – Energie und Wartung – erwiesen sich nach Lösels Worten als halb so hoch wie bei den Dieselbussen. „Und wir sparen 1500 Tonnen Kohlendioxid im Jahr.“ Die Verkehrsgesellschaft sei für die Hälfte aller CO2-Emissionen der Kreisverwaltung und ihrer Betriebe, von den Behördengebäuden bis zur Müllabfuhr, verantwortlich. „Von unserem Anteil haben wir ein Viertel beseitigt.“
Hohe Förderung am Anfang
Lösel möchte in den nächsten Jahren die ganze Linienbusflotte im Landkreis auf E-Busse umrüsten, auch wenn nicht noch einmal mit so hoher Förderung wie beim Start gerechnet werden könne. Damals, in den Jahren 2020 bis 2022, erhielt die VLP 17 Millionen Euro vom Bundesverkehrsministerium.
Das waren laut Lösel 80 Prozent der Investitionsmehrkosten für die 45 Elektrobusse im Vergleich zu Dieselbussen. „Daneben haben wir knapp drei Millionen Euro Fördermittel vom Land Mecklenburg-Vorpommern für die Netzanschlüsse auf allen unseren zwölf Betriebshöfen erhalten. Die Anfangshürden sind genommen.“
VLP will weitere Elektrobusse anschaffen
Inzwischen seien die Preise für E-Busse deutlich gesunken, etwa um 30 Prozent. In den nächsten fünf Jahren will Lösel rund 100 weitere Elektrobusse anschaffen. Dann seien 75 Prozent der Flotte umgestellt. Der Rest soll bis spätestens 2035 folgen. „Wir wollen für den Linienverkehr keine neuen Dieselbusse mehr in Dienst stellen“, sagt der VLP-Chef.
Einen technologisch anderen Weg in Richtung CO2-Freiheit des ÖPNV geht der Landkreis Rostock. Der kreiseigene Nahverkehrsbetrieb Rebus steigt auf Wasserstoff-Antrieb um. Von Oktober bis Jahresende sollen 52 Busse in die Flotte kommen, die mit grünem Wasserstoff vom Unternehmen H2 Apex im heimischen Laage angetrieben werden. Damit werde das kommunale Verkehrsunternehmen eine der größten Wasserstoff-Busflotten in Europa betreiben, so Rebus.