Der Leiter des Projektes „Refineries for Future“ (REF4FU), Professor Nicolaus Dahmen vom Institut für Katalyseforschung und -technologie (IKFT) des KIT, meint, dass Flüssigkraftstoffe auch bei zunehmender Elektromobilität im Verkehrssektor noch lange benötigt werden, da heute nur 60 Prozent des Kraftstoffs in den individuellen Autoverkehr fließen. Wer vom Verbrenner-Aus spreche, so Dahmen, rede nur von Pkw-Motoren. Im KIT-Projekt gehe es deswegen darum, vollständig erneuerbare Kraftstoffe für alle Verkehrsbereiche zu entwickeln, sie außerdem zu erproben und zu standardisieren.
Ausgangspunkte für reFuels sind nach Angaben von Dahmen nachhaltig erzeugter Wasserstoff, Pyrolyse-Öl aus Bio-Reststoffen wie Stroh oder Restholz, Methanol aus erneuerbaren Rohstoffen und Fischer-Tropsch-Öl, das grünem Rohöl entspricht. „Der Vorteil ist, dass diese Produkte transportiert, gelagert und gehandelt werden können wie heute Erdöl“, so Nicolaus Dahmen. Grünes Rohöl werde auch in der Chemieindustrie gebraucht, dies etwa zur Herstellung von Kunststoffen.
reFuels: Szenarien für den Markthochlauf
„Es gibt schon Verfahren und auch große Versuchsanlagen, die technisch ausgereift sind und bereits tonnenweise synthetischen Treibstoff produzieren“, weiß Dahmen. reFuels werden also bereits hergestellt, jedoch nur in vorindustriellem Maßstab. Noch ist unklar, wie die Kraftsstoffe auf den Markt kommen sollen. Forscher arbeiten derzeit an Modellen, um herauszufinden, wann und wo welche Mengen synthetischen Benzins, Diesels oder Kerosins gebraucht werden. Die Forscher berücksichtigen bei ihrer Arbeit die Entwicklung der verschieden Verkehrssektoren ebenso wie die politischen Ziele der Elektrifizierung des Autoverkehrs. Deshalb glaubt Dahmen, dass „Benzin wahrscheinlich als erstes vom Markt verschwinden wird“. Das hätte wiederum Auswirkungen auf die Auslegung zukünftiger Produktionskapazitäten.
Das Vorhaben von KIT wird mit rund 7 Millionen Euro vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr finanziert. Neben Instituten des KIT (IKFT, IMVT, EBI-ceb, IFKM, IIP) sind als Partner das DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt), das Deutsche Biomasse-Forschungszentrum (DBFZ), die Technische Universität Bergakademie Freiberg sowie der Chemieanlagenbau Chemnitz, die BASF, EDL Anlagenbau sowie Ineratec, die Raffinerie MiRO, Porsche und ASG assoziiert.