Das Thema in diesem Jahr „Busreisen sind kein Auslaufmodell“ sorgte für einen ausgebuchten Saal im Konzernforum der Autostadt. „Wir wollen die Zielgebiete über das Stammkundenpotenzial der Bustouristik für neue Destinationen aufklären und Empfehlungen für die lohnende Kooperation mit dieser flexiblen Branche geben“, so RDA-Hauptgeschäftsführer Dieter Gauf.
Gauf machte deutlich, dass die Gesellschaftsreise mit dem Bus kein Auslaufmodell ist. Zusätzlich zu 5,6 Millionen „echten“ Busurlaubsreisen unternähmen 1,4 Millionen Flugreisende im Zielgebiet mehrtägige Bus-Rundreisen. Insgesamt 19,4 Millionen Urlaubsreisende, deren Hauptverkehrsmittel nicht der Bus gewesen sei, hätten ihn bei An- und Rückreise, Ausflügen, Transfers genutzt. Doch die Nachfrage im tradierten Markt stagniere trotz vielversprechender demographischer Faktoren. Mit neuartigen Methoden, Variationen und insbesondere kombinierten Reisen könne die Bus- und Gruppentouristik ihr angestammtes Publikum neu begeistern. Denn dieses erwarte mittlerweile Reisebusse und Service auf höchstem Niveau – überall auf der Welt, so Gauf.
In seinem Impulsreferat erörterte Klaus Brähmig MdB, Vorsitzender des Tourismusausschuss des Deutschen Bundestags, wie kombinierte Reisen neue Perspektiven für die Tourismuspolitik und Wirtschaftsförderung geben können. Marc Sales, Geschäftsführer Sales-Lentz Reiseveranstalter und Busunternehmer in Luxemburg und Belgien und Mitglied des RDA-Arbeitskreis Zukunft, zeigte Best-Practice-Beispiele für kombinierte Reisen. Mit dem Partner Lux Air würden regelmäßig Wochenenden genutzt, um auch kurzfristig mit Charterflügen kombinierte Reisen anzubieten. Wiebke Harms, Director Sales and Marketing nicko tours GmbH machte deutlich, dass Partnerschaft von Kreuzfahrt- und Busveranstaltern für eine anspruchsvolle Kundschaft wie geschaffen sei. Hakan Enüstün, Geschäftsführer H & H Touristik, Mitglied für Bus-Flugreisen im RDA-Touristikbeirat, erläuterte die neue Rolle der Paketer bei kombinierten Reisen. „Buskunden wollen auch die Flugreise bei ihrem bekannten Busunternehmer buchen, denn zu diesem haben sie Vertrauen.“ Eine Umfrage seines Unternehmens habe gezeigt, dass die über 60-jährigen Gäste keine Angst vorm Fliegen, wohl aber vor der Abwicklung am Flughafen hätten.
Kristina Meyer, Produktleiterin Individualreisen Europa bei der Thomas Cook AG, zeigte auf, warum die Konzerne die Bustouristik als Marktnische wieder entdeckt haben. Unter dem Markennamen Neckermann werden bei Thomas Cook seit 1976 Busreisen angeboten. Vor allem das Preis-Leistungs-Verhältnis werde bei diesen Reisen überwiegend für Jugendliche in den Vordergrund gestellt. „Wir verdienen Geld mit dem Bus, da wir dorthin fahren, wo das Hotelportfolio groß ist und wir den Bus nicht mit anderen Pauschalreiseprodukten kannibalisieren.“ Marisa Navarro Rios, Botschaftsrätin für Tourismus der Botschaft von Spanien, erörterte, warum ein Umdenken im Tourismusmarketing Potenziale für den Relaunch klassischer Destinationen und die Erschließung neuer Ziele bedeuten kann. So habe man in Spanien erkannt, dass der Verbraucher eine umweltfreundliche Anreise bevorzuge und entsprechend in die Infrastruktur investiert. Prof. Dr. Renate Frericks, Dekanin der Fakultät Gesellschaftswissenschaften, Leiterin Internationaler Studiengang Angewandte Freizeitwissenschaft an der Hochschule Bremen, zeigte auf, wie ein geändertes Verbraucherverhalten Konsequenzen für die Praxis haben muss. Der demographische Wandel und eine ständige Individualisierung schaffe veränderte Lebensstile und dies zeige sich unter anderem in höheren Ansprüchen an die Lebensqualität der Menschen. Dem müsse die Branche Rechnung tragen. In der anschließenden Podiumsdiskussion unter der Moderation von Prof. Dr. Harald Bartl, Vorsitzender des RDA-Rechtsausschusses und Wissenschaftlicher Leiter der RDA-Akademie, konnten sich auch die Teilnehmer zu Wort melden, wovon reichlich Gebrauch gemacht wurde. (RDA/ah)