Die gemeinsame Bewerbung beider Städte überzeugte die Europäische Kommission, die mit ihrer aktuellen Entscheidung die Schlüsselrolle des Westfälischen Friedens für das vereinte Europa würdigt.
„Der Westfälische Friede machte Münster im 17. Jahrhundert zum Schauplatz europäischer Diplomatie", erläutert Oberbürgermeister Markus Lewe. „Erstmals in der Geschichte des Kontinents gelang es, einen Krieg auf dem Verhandlungswege zu beenden und nicht durch Sieg und Niederlage. Besonders mit Blick auf die aktuellen Konflikte in Europa begreift unsere Stadt ihr kulturhistorisches Erbe als bleibende Verpflichtung: Wir stehen als Stadt des Westfälischen Friedens ein für Toleranz durch Dialog sowie Konfliktlsung und Friedenssicherung durch Verhandlung und Vermittlung. Als lebendiger europäischer Geschichtsort hat Münster das Potenzial, sich als Ort von Friedenskongressen international nachhaltig zu etablieren." All dies symbolisiert das Rathaus seit mehr als 350 Jahren, da dort im Friedenssaal – damals noch Ratssaal genannt – 1648 die Friedensdokumente unterzeichnet und öffentlich verkündet wurden. Es steht stellvertretend für die Orte in der Stadt, an denen der Westfälische Friede zuvor vier Jahre lang ausgehandelt worden war. Der Friedensschluss beendete den Dreißigjährigen Krieg und den Achtzigjährigen Unabhängigkeitskrieg der Niederlande.
Unter dem Motto „Europa mit dem Rathaus erklären" rückte Stadtdenkmalpflegerin Marlies Voss deshalb das historische Rathaus am Prinzipalmarkt ins Zentrum der Bewerbung. Münsters Rathaus ist nicht nur Baudenkmal, sondern auch lebendiger Ort der Geschichtsvermittlung und der Begegnung. Mehr als 120.000 Besucher aus aller Welt waren allein im vergangenen Jahr im Rathaus zu Gast, darunter auch viele junge Menschen, die sich an Bildungs-, Kultur- und Friedensveranstaltungen beteiligten. Ein Aspekt, der der Europäischen Kommission besonders gefiel. Denn: Das Kulturerbe-Siegel soll gerade jungen Bürgern europäische Geschichte näher bringen, ihr Bewusstsein für eine europäische Identität stärken und den Zugang zum gemeinsamen kulturellen Erbe erleichtern.
Punkten konnte Münster auch mit der städtischen Veranstaltungsreihe „1648 - Dialoge zum Frieden", die jedes Jahr im Oktober im Rathaus stattfindet. Das Podiumsgespräch zu aktuellen Konfliktregionen, das Treffen der Religionsgemeinschaften und Konfessionen, die ökumenische Friedensvesper und die Schülerakademie zu europäischer Politik und Geschichte sind feste Bestandteile des Programms.
Im Dezember 2013 hatte die deutsche Kultusministerkonferenz die gemeinsame Bewerbung von Münster und Osnabrück neben dem Hambacher Schloss auf die nationale Vorschlagsliste für das Europäische Kulturerbe-Siegel gesetzt. In Brüssel sichtete anschließend eine Experten-Jury insgesamt 36 Nominierungen aus 18 EU-Mitgliedsstaaten und empfahl hiervon 16 Stätten für das Siegel. Das letzte Wort hatte jetzt die Europäische Kommission. Mehr zu Münster unter http://www.tourismus.muenster.de. (ah)