Mit Essen spielt man nicht, heißt es, aber im Odenwald kann man jetzt mit dem Fahrrad hindurchfahren: Gastgeber sind die insgesamt rund 100 Kilometer langen Grünkernradwege. Im Juli gewanden sich die Grünkernfelder in rot-gelb und ühren an den wichtigsten Stationen der Fränkischen Grünkern-Produktion im sogenannten badischen Bauland vorbei. Das Bauland ist zwischen den Flüssen Neckar, Jagst und Tauber gelegen.
Die sanft hügelige Region nordöstlich von Moosbach und ganz im Osten Baden-Württembergs wartet mit einer ganzen Reihe von Sehenswürdigkeiten auf: darunter die berühmte Wallfahrtsbasilika zum Heiligen Blut in Walldürn, die Obere Burg in Hardheim und der Grünkern zum Beispiel. Die Grünkernradwege eignen sich für herkömmliche Fahrräder und Radler ebenso wie für E-Bikes und -Biker. Zwei Routen gibt es, beide sind ausgeschildert.
„Grünkern ist unreif geernteter Dinkel", verrät Armin Mechler, einer der größten Grünkernproduzenten der Region, an dessen Feldern die Route 2 vorbeiführt. "ären die Sommer Mitte des 17. Jahrhunderts nicht so furchtbar kalt und verregnet gewesen, hätte man den Grünkern möglicherweise gar nicht entdeckt. Um 1660 herum waren die Wetterbedingungen in der Region für einige Jahre so schlecht, dass den Bauern die Ernte auf den Feldern verdarb und eine Hungersnot drohte. Darum ernteten die Menschen den Dinkel unreif und trockneten ihn über Buchenfeuer. Und siehe da, durch das Rösten erhielten die Körner eine nussige Note und wurden unter anderem als feine Suppeneinlage verwendet. Von da an erntete man regelmäßig einen Teil des Dinkels zwei bis drei Wochen früher als Grünkern.
Mechler ist mit Grünkern aufgewachsen. Seit Generationen wird das Getreide in seiner Familie angebaut. Der Produzent war auch unter den regionalen Grünkernerzeugern, die den hier angebauten Bauländer Spelz unter der Markenbezeichnung Fränkischer Grünkern eintragen und schützen ließen. Dieser Bauländer Spelz ist die älteste und nur hier angebaute Grünkernsorte auf dem Markt. „Unser Grünkernabsatz hat Hochs und Tiefs“, so Melcher, „mal wird ganz viel gekauft und dann wieder wenig. Aktuell erleben wir eine Hochphase, da der Grünkern durch den hohen Anteil an B-Vitaminen, Eisen und Magnesium als Superfood gilt. Aber er schmeckt auch einfach gut.“
Unmittelbar nach der Ernte muss der weiche Grünkern bei 150 Grad getrocknet werden. Das macht Mechler in einer Industriedarre, die in einer seiner großen Lagerhallen bei Walldürn-Altheim steht. Bevor das Korn an die Kunden kommt, muss es entspelzt, also von den fest mit dem Korn verwachsenen Deckblättern befreit werden. Das wird in der Talmühle Haas erledigt.
Grünkern speisen lässt sich in einigen Restaurants in der Gegend. Zur Erntezeit gibt es in der Region die berühmten Grünkernwochen, bei denen vielerorts Feste gefeiert werden und Grünkern in allen Variationen angeboten wird. Mehr dazu unter Fränkischer Grünkern. Alle Informationen zu den Routen und Sehenswürdigkeiten auf dem Radweg sind unter Grünkern-Radweg zu finden.