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Tourismus: Sehenswürdigkeiten ja, Kultur weniger

21.09.2023 12:22 Uhr | Lesezeit: 4 min
Markgräfliches Opernhaus, Bayreuth, UNESCO-Weltkulturerbe
Reiende wollen nach wie vor kulturelle Sehenswürdigkeiten besuchen, doch ist die Motivation mittlerweile eine andere, so der FUR-Experte im Bundestag
© Foto: Bayerische Schlösserverwaltung/Heiko Oehme

Bei den Städtereisen zeichnet sich eine Erholung nach der Pandemie ab und auch Aktivreisen sind gefragt, eine andere Entwicklung sieht ein Experte bei Kultur- und Bildungsreisen.

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Bei den Städtereisen sieht es recht gut aus, beim Kulturtourismus lässt die Nachfrage nach – lautet ein Fazit einer öffentlichen Anhörung im Tourismusausschuss des Bundestages zum Thema „Kulturtourismus und Städtereisen“. Dabei hatten fünf Sachverständige über die aktuelle Situation im Deutschlandtourismus berichtet.

Für Burkhard Kieker, Geschäftsführer von Visit Berlin, ist der sogenannte Restart nach dem Ende der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr in der Hauptstadt gut gelungen. Allerdings sei in diesem Sommer bereits ein Abflachen der Nachfrage zu verzeichnen. „Die Deutschen fahren wieder vermehrt ins Ausland“, sagte Kieker. Dennoch liege Berlin nach London und Paris auf Platz drei der europäischen Metropolen und damit noch vor Rom, was Kieker als „erstaunlich“ bezeichnete.

Sabine Thiele, Geschäftsführerin von Regensburg Tourismus, forderte eine stärke Lenkung in der Branche, um das Thema Nachhaltigkeit schneller voranzubringen: „Das geht zu langsam, wir können nicht darauf warten, dass das von Verbraucherseite kommt.“ Es müssten vielmehr Anreize für Veranstalter und Anbieter geschaffen werden, die UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) erreichen zu wollen. „Dabei können auch viele kleine Schritte, wie wir es auf einzelnen Festivals oder in Städten sehen, einen Unterschied machen“, sagte Lohmann.

Martin Lohmann, wissenschaftlicher Berater der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reise (FUR), berichtete zum Thema Kulturtourismus, dass ein Rückgang bei den Reisen zu verzeichnen sei, die sich auf Kultur und Bildung fokussieren. Früher hätten ein Drittel der Reisenden Kulturreisen unternommen, nun sei es nur noch ein Fünftel. „Das Motiv, im Urlaub explizit etwas für Kultur und Bildung zu tun, verliert in der Bevölkerung langfristig an Bedeutung (28 Prozent im Jahr 2013, 20 Prozent im Jahr 2023)“, schreibt Lohmann in seiner Stellungnahme zur Anhörung. Darunter habe jedoch die Attraktivität, auf einer Reise kulturelle Sehenswürdigkeiten zu besuchen, nicht gelitten, doch sei die Motivation mittlerweile eine andere“, sagte Lohmann bei der Anhörung.

Naturerlebnisse und Themenwanderwege sind gefragt

Jan Strehmann, Referatsleiter Mobilität und Wirtschaft beim Deutschen Städte- und Gemeindebund, verwies auf die Unterschiede in der Entwicklung zwischen Stadt und Land. „Für kleine und mittelgroße Städte zeichnet sich ein anderes Bild als in Berlin oder Hamburg“, sagte Strehmann vor den Abgeordneten. Die Erholung gehe in der Fläche langsamer als in den Metropolen, einen spürbaren Zuwachs im ländlichen Raum habe allerdings der naturnahe Tourismus erfahren, berichtete Strehmann. So würden Naturerlebnisse und Themenwanderwege besonders nachgefragt.

Petra Hedorfer, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Zentrale für Tourismus, berichtete, schließlich dass momentan noch „das komplette asiatische Reisevolumen“ fehle. Die aktuellen Rahmenbedingungen wie etwa die aufgrund des Ukraine-Krieges geänderten Flugrouten, die zu höheren Ticketpreisen führen, machten es schwer, diesen Quellmarkt besser zu erschließen. Zudem kämen aktuell kaum Reisende aus Südamerika und Südostasien nach Deutschland. Um die Tourismusbranche hierzulande noch besser aufstellen, sieht Hedorfer vor allem bei den Themen Digitalisierung, Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit Nachholbedarf.

Tourismus als wichtiger Wirtschaftsfaktor

Als eines der führenden Reiseziele für Städte- und Kulturreisen weltweit sowie die Nummer eins in Europa seien Kulturtourismus und Städtereisen eine tragende Säule des Reiselandes Deutschland und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, sagte Daniel Rinkert, zuständiger Berichterstatter der SPD-Fraktion. Die Anhörung habe deutlich gemacht, dass „der Städte- und Kulturtourismus in Deutschland mit den kultur- und geschichtsträchtigen Städten, Museen, UNESCO-Welterbestätten, dem Kulturangebot der Geoparks, Theatern, Opern und vielem mehr“ ein Angebot sei, das Nachhaltigkeit und hohe Qualität miteinander verbindet.

„Als Wirtschaftskraft, der für mehr als die Hälfte der Übernachtungen pro Jahr zählt, müssen wir den Städte- und Kulturtourismus weiter fördern und dieses wunderbare Angebot sichtbar machen“, sagte Rinkert weiter. Nach den schweren Jahren der Corona-Krise, die sich immens auf diese Art des Reisens auswirkten, werden wir jetzt sicherstellen, dass die Bedeutung dieser Facette des Deutschlandtourismus erkannt und mit der nationalen Tourismusstrategie dementsprechend unterstützt wird“, so der Abgeordnete.

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 21. September, um 15.15 Uhr aktualisiert.

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