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Autonomes Fahren: Prototypen für die Busspuren?

21.06.2023 11:11 Uhr | Lesezeit: 4 min
UNICARagil
Wenn der bdo keinen Erfolg mit seiner Stellungnahme zum neuen StVG hat, könnten auch diese Kumpels in gar nicht allzu ferner Zukunft die Busspuren bevölkern. Die vier Fahrzeuge, die im Projekt UNICARagil entwickelt wurden heißen (v.li.) autoSHUTTLE, autoTAXI, autoELF und autoCARGO. 
© Foto: obx-news/Uni Passau/Timo Woopen

Gerade hat der bdo in seiner Stellungnahme zum Änderungsentwurf für ein neues StVG darauf hingewiesen, dass die Busspuren nicht für alle möglichen "Sonderverkehre" freigegeben werden dürfen, da springt die Universität Passau mit einer Pressemeldung über "Prototypen für einen futuristischen Straßenverkehr" aus der Hecke. Was sich künftig auf Busspuren so tummeln könnte, sollte der Gesetzgeber die Einwände des bdo in den Wind schießen, sieht utopisch aus - und hat keine Fahrer an Bord.

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Entsprungen sind die "Prototypen" dem Projekt UNICARagil. Darin war untersucht worden, wie fahrerloses Fahren im Normalverkehr sicher funktionieren kann. Knapp zwanzig Universitäten und Unternehmen hatten fünf Jahre lang gemeinsam geforscht, "um innovative Fahrzeuge zu entwickeln", wie es in der Pressemitteilung heißt. Der Verbund präsentierte nun vier vollständig autonome Fahrzeug-Prototypen als Ergebnis des Projekts UNICARagil. Sie zeigen, "wie zukünftige Mobilität gelingen und gleichzeitig komplexe Anforderungen aus dem persönlichen und öffentlichen Verkehr sowie des Gütertransports erfüllen kann". Beteiligt an dem Forschungsprojekt ist auch ein Forschungsteam der ostbayerischen Universität Passau unter der Leitung von Professor Stefan Katzenbeisser.

Die Sicherheit erreiche im anbrechenden Zeitalter selbstfahrender Fahrzeuge einen noch höheren Stellenwert als sie bereits jetzt in der Automobilität innehabe, weil der Mensch als "Rückfallebene" wegfalle. "Nichtsdestotrotz wird das autonome Fahren langfristig zu einer Erhöhung der Straßenverkehrssicherheit führen", sagt Prof. Dr. Stefan Katzenbeisser vom Lehrstuhl für Technische Informatik der Universität Passau. Er verantwortete als Mitglied des UNICARagil-Konsortiums die digitale Absicherung der Fahrzeuge und meint, dass die meisten Unfälle heutzutage ohnehin auf menschliches Versagen zurückgeführt werden könnten. Nur in den wenigsten Fällen läge eine rein technische Ursache zugrunde.

Unter der Leitung Professor Katzenbeissers entstanden an der Universität Passau zahlreiche Lösungen aus dem Bereich der IT-Sicherheit für die sichere Gestaltung vollautomatisierter Fahrzeuge. Dazu zählen u.a. die Detektion und Abwehr von Cyberangriffen, die das Passagierwohl gefährden könnten. "Viele Menschen sind bereits mit Viren auf dem heimischen Computer in Kontakt gekommen und fragen sich nun, wie ein selbstfahrendes Fahrzeug bei Befall reagieren würde. Die gesellschaftliche Akzeptanz für das autonome Fahren bedingt daher ein durchgehend sicher gestaltetes Fahrzeugsystem", so Dominik Püllen als verantwortlicher Projektmitarbeiter des Lehrstuhles für Technische Informatik. Deshalb sei IT-Sicherheit seit den frühen Projektstunden ein integraler Bestandteil aller Projektprozesse.

Entwickelt haben die Wissenschaftler vier Fahrzeuge. Sie folgen einem Baukastenprinzip, das eine einheitliche Fahrzeugplattform bietet und je nach Einsatzszenario mit unterschiedlichen Kabinen ergänzt werden kann. Das autoCARGO ermöglicht die vollautomatische Paketauslieferung. Das autoTAXI fungiert als Taxi der Zukunft für den "kurzen Weg". Das autoSHUTTLE eignet sich als Ergänzung des ÖPNV. Es könnte gerade auf nicht stark frequentierten Straßen für eine gelingende Mobilitätswende in ländlichen Gebieten zum Einsatz kommen. "autoELF" stellen sich die Entwickler als privates Familienfahrzeug der Zukunft vor. Da die Fahrzeuge "nur Gutes" tun - selbstredend sicher auch "lokal emissionsfrei" - entsprechen sie genau den Typen, deren Vorläufer bereits heute vielerorts im Land Busspuren benutzen dürfen, obwohl es keine Busse sind. Ob die Überlastung der Busspuren damit vorprogrammiert ist, wird sich zeigen - immerhin wäre auch denkbar, dem "normalen" Straßenverkehr noch eine Spur abzuknapsen und sie zur "Busspur" zu machen. Oder zur "Sondernutzungsspur". Ein Schelm, wer der Vorstellung frönt, mit dem guten alten Verbrenner an automatisierten, fahrerlosen Staus vorüberzuschnurren.

Seit dem Projektstart im Februar 2018 hatten dennoch über 100 Projektmitarbeiter sowie 15 Professoren an den innovativen Konzepten für fahrerlose Fahrzeuge und deren Umsetzung gearbeitet. Auf den Erkenntnissen des Projektes sollen nun Fahrzeughersteller aufbauen können und die Prototypen für zukünftige Fahrzeuge übernehmen. Das bereits gestartete Folgeprojekt AUTOtech.agil versucht unter Mitwirkung der Universität Passau noch offene Fragen aus der open source Soft- und Hardwarestruktur zu adressieren.

Mehr Informationen zum Projekt gibt es unter UNICARagil

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