Ein weiterer Redner war Patrick Kurth, Leiter politische Beziehung MeinFernbus Flixbus. Die Abgeordneten zeigten intensives Interesse an den Ausführungen und stellten zahlreiche Fragen, so der bdo. Über 1,5 Stunden hätte sich der Bundestagsausschuss genommen.
„Die Politik hat alles richtig gemacht", beglückwünschte Leonard, bdo, die Abgeordneten hinsichtlich des Fernbuslinienverkehrs. „Die Liberalisierung war ein voller Erfolg." Als „mittelständisch, bodenständig, greifbar" charakterisierte Kurth, MeinFernbus FlixBus, die Branche.
Für die Gesamtbranche sei, so Leonard, die Grenze von 16 Millionen Passagieren 2014 „durchbrochen“ worden. Im vergangenen Jahr seien es über 20 Millionen gewesen, für 2016 erwartet sie rund 25 Millionen Busreisende. Nach dem explosionsartigen Start der ersten drei Jahre werde sich die Nachfrage in Zukunft wohl beruhigen. Nach Erkenntnissen der Branche steigen 40 Prozent ihrer Fahrgäste vom eigenen Auto auf den Bus um, weitere 20 Prozent wechseln von der Bahn auf das preiswertere Verkehrsmittel. Zehn Prozent seien „Neukunden“, also Menschen, die sich aus finanziellen Gründen vor der Liberalisierung überhaupt keine Fernreisen leisten konnten und seither von dem kostengünstigen Angebot Gebrauch machen.
Kurth wies darauf hin, dass die Zahl der Fahrzeuge nicht im selben Maß wie die der Passagiere gestiegen sei. Im vorigen Jahr seien für sein Unternehmen 800 Busse unterwegs gewesen, 200 mehr als 2014. Im selben Zeitraum habe sich die Zahl der Busreisenden aber verdoppelt. Dies zeuge von einem hohen Auslastungsgrad. Im Durchschnitt der Gesamtbranche liegt die Auslastung bei 51 Prozent. Bei der Bahn ist sie zwischen 2013 und 2014 von 50,7 auf 49,9 Prozent gesunken.
Kurth bekam aus dem Ausschuss auch kritische Fragen wegen der Dominanz seines Unternehmens zu hören: „Drei Viertel Marktbeherrschung – was hat das noch mit Wettbewerb zu tun? Das hat fast Bahncharakter."
Die Branche registriert auch Unerfreuliches. So hat Köln den Busbahnhof aus der Innenstadt an den Flughafen verlagert. Seither hat MeinFernbus FlixBus die Stadt aus dem Netz gestrichen und fährt stattdessen Leverkusen an. Ähnlich erging es Hagen, wo ebenfalls der Fernbus-Stopp aus dem Zentrum in ein Gewerbegebiet wanderte.
Eine neue Herausforderung stellt sich der Branche mit der gesetzlichen Verpflichtung, barrierefreie Angebote zu schaffen. Seit Anfang dieses Jahres muss jeder neue Bus mit zwei Rollstuhlplätzen ausgestattet sein. Von 2020 an soll dies für alle Busse gelten. (ah)