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ÖPNV: Billigticket in der Metropole, Ausdünnung des Angebots auf dem Land

22.09.2022 15:58 Uhr | Lesezeit: 5 min
ÖPNV: Billigticket in der Metropole, Ausdünnung des Angebots auf dem Land
Während für Berlin ein güntiges 29-Euro-Ticket kommen soll, gehen die Menschen in Brandenburg leer aus (Symbolbild)
© Foto: iStock/golero

In der Frage Angebotsausbau oder günstiges ÖPNV-Ticket prallen in Berlin und Brandenburg die Gegensätze aufeinander, wie die Debatten um Finanzierung und Nachfolgelösung für das 9-Euro-Ticket zeigen.

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Als bisher einziges Bundesland hat sich Berlin dafür entschieden, auf eigene Faust eine Nachfolgelösung als Überbrückung anzubieten, ehe sich Bund und Länder auf eine Nachfolgemodell geeinigt haben. Geplant ist ein 29-Euro-Ticket für die Tarifzonen A und B, das für die Monate Oktober bis einschließlich Dezember gelten soll. Das Vorhaben war von Anfang an umstritten, da diese Lösung die ÖPNV-Nutzer im Umland ausschließt und die Bewohner Brandenburgs – das gemeinsam mit Berlin einen Verkehrs- und Tarifverbund bildet – nicht von der Lösung profitieren.

Die Themen kamen in einer Aktuellen Stunde im Berliner Abgeordnetenhaus erneut zur Sprache, Thema der Debatte waren die geplanten Entlastungen für die Bürger Berlins und daher war das günstige Ticket selbstverständlich Thema. Berlins Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) hat das 29-Euro-Ticket in der Debatte gegen Kritik verteidigt. Der rot-grün-rote Senat sei damit bundesweit vorangegangen und habe ein klares Signal für bezahlbare Mobilität gesetzt, sagte Jarasch am Donnerstag, 22. September, bei der Debatte im Abgeordnetenhaus.

Die Nachfolgelösung für das 9-Euro-Ticket, das bis Ende August bundesweit genutzt werden konnte, sei eine konkrete Hilfe für Berliner, so Jarasch. Dies entlaste „die Menschen spürbar in ihrem Alltag, unkompliziert und schnell“, sagte die Senatorin. Das Ticket ist auf drei Monate begrenzt, weil die Ampel-Koalition für Anfang 2023 ein bundesweites Ticket in Aussicht gestellt hat. Nötig sei ein dauerhaftes bezahlbares Ticket, sagte Jarasch. Sie betonte: „Wenn das Nachfolgeticket im Januar nicht kommt, dann werden wir die Berlinerinnen und Berliner nicht mit Tariferhöhungen allein lassen.“

Die Verhandlungen mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) über das 29-Euro-Ticket seien schwer gewesen, räumte Jarasch ein. Brandenburg und der VBB seien Berlin schließlich einen großen Schritt entgegengekommen. Mit dem Nachbarland sollen Verhandlungen über eine Tarifreform fortgesetzt werden, kündigte Jarasch an.

Brandenburg fürchtet Ausdünnung des ÖPNV-Angebots

Kai Wegner, Fraktionschef der oppositionellen CDU im Abgeordnetenhaus, hat das angekündigte 29-Euro-Ticket hingegen kritisiert. Es sei alles andere als ein großer Wurf, so Wegner, da Pendler, Radfahrer und auch Autofahrer „gar nichts von dieser Maßnahme“ hätten. Der Senat habe auch die Pendler vergessen. „Haben Sie sich mal Gedanken darüber gemacht, weil viele von denen jetzt ihr ABC-Abo kündigen, mit dem Auto in die Wohngebiete an den Stadtrand fahren, dort die Straßen zuparken und dann mit dem 29-Euro-Ticket zur Arbeit in die City fahren?“ zitiert das Portal T-Online.de den Politiket.

Statt einem 29-Euro-Ticket schlug Wegner eine 1-Euro-Lösung für den ÖPNV vor, also ein Ticket für 365 Euro pro Jahr. „Wir sollten es machen, am besten mit Start 1. Januar“, so Wegner. Für ein solches Ticket hat sich auch die SPD schon mehrfach ausgesprochen. Wichtig seien allerdings vor allem langfristige Lösungen und solche für die gesamte Hauptstadtregion, so der CDU-Fraktionsvorsitzende.

Kaum im Fokus der rot-grün-roten Koalition in Berlin scheint dabei die Situation im Flächenland Brandenburg zu sein, wo erst einmal das Nahverkehrsangebot ausgebaut werden müsste, ehe man an ein vergünstigtes Ticket geht. Auf diese Reihenfolge weist Brandenburgs Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) zu Recht immer wieder hin. Beermann betonte mit Blick auf die aktuellen Verhandlungen zwischen Bund und Ländern, dass erst mehr Geld für den öffentlichen Nahverkehr bereitstehen muss, bevor über eine Nachfolge für das 9-Euro-Ticket entschieden wird. Gegenüber dem Sender RBB sagte er: „Der Bund muss sich bewegen und ein Angebot zur Erhöhung der Regionalisierungsmittel vorlegen.“ Die Diskussion um ein Anschlussticket dürfe die vorrangigen Probleme des Nahverkehrs nicht überlagern, so Beermann, der vor einer Ausdünnung des ÖPNV-Angebots warnt. Mit Blick auf ein günstiges Ticket sagte er: „Es kann nicht sein, dass das Pferd von hinten aufgezäumt wird.“

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