Es soll den öffentlichen Nahverkehr in ländlichen Regionen revolutionieren, dort wo immer wenige Menschen leben und daher traditionelle Mobilitätsangebote zum Beispiel mit Bussen immer schwerer zu finanzieren sind. Kern des Projekts ist die Verknüpfung des Individualverkehrs in den Pilotregionen Sontra/Nentershausen/Herleshausen (als Zweckverband Interkommunaler Zusammenarbeit) und Witzenhausen im Werra-Meißner-Kreis sowie Niedenstein im Schwalm-Eder-Kreis mit allem, was bisher in den Fahrplänen des NVV zu finden ist, egal ob Anrufsammeltaxi, Bürgerbus, Bus, Tram oder Zug. Die bisherigen Angebote werden im vorhandenen NVV-Tarif- und Fahrplansystem um Fahrten im Auto oder Taxi ergänzt. Damit integriert Mobilfalt die Privatfahrt mit dem Auto in die verlässlichen Qualitäten des Öffentlichen Personennahverkehrs mit Tarif- und Taktangebot und seiner Infrastruktur von Strecken, Bahnhöfen und Stationen.
Jeder kann seine regelmäßigen oder unregelmäßigen privaten Autofahrten anderen anbieten und erhält dafür einen Zuschuss von 30 Cent pro Kilometer. Der Preis pro Fahrt für den Fahrgast ist bisher in der Pilotphase mit einem Euro kalkuliert. Unterstützt werden der Nordhessischen Verkehrsverbund und seine Partner aus den Nahverkehrsgesellschaften der Landkreise Werra-Meißner, Schwalm-Eder und Hersfeld-Rotenburg von der Hessischen Landesregierung. Im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie „Mobilität 2050“ flossen 180.000 Euro in die Entwicklungskosten in Höhe von 360.000 Euro. Darüber hinaus beteiligt sich das Land mit einer Million Euro am Versuch selbst. Wird die Testphase in Nordhessen erfolgreich abgeschlossen, soll Mobilfalt auf andere Teile Hessens ausgeweitet werden.
Die umfangreichen und kostenintensiven Vorarbeiten unter anderem mit der besonderen Buchungssoftware und der Mobilitätszentrale machen Mobilfalt zu einem Projekt, das mit deutlich geringeren Kosten auf andere Landkreise mit ländlichen Strukturen übertragbar sein wird. Ohne großen Aufwand sind ortsspezifische Anpassungen möglich. „Es ist den Partnern von Mobilfalt gelungen, innerhalb von nur zwei Jahren die Finanzierung, Planung und Umsetzung zu realisieren. Das war wirklich gut investiertes Geld, wenn es heute schon den Bürgerinnen und Bürgern zugutekommt“, sagte Verkehrsminister Rentsch.
Auch unter betriebswirtschaftlichen Aspekten bietet das Modellprojekt Chancen. So hat der NVV in einer ersten Kostenabschätzung festgestellt, dass Mobilfalt deutlich günstiger ist als herkömmliche Angebote mit dem Anruf-SammelTaxi (AST) oder dem Bus. Zumal die Kosten bei den europaweiten Ausschreibungen von Busleistungen sprunghaft ansteigen und der Kilometerpreis zurzeit um mehr als 30 Prozent höher liegt als bei der ersten Ausschreibungswelle.
Für den Geschäftsführer des NVV Wolfgang Dippel ist vielfältige Mobilität der richtige Weg: „Wir müssen Antworten auf den Bevölkerungsrückgang geben ohne den ländlichen Raum von der Mobilität abzuhängen. Dabei wird uns das Projekt Mobilfalt helfen, denn es ist flexibel, verlässlich und bezahlbar. Alle Verkehrsträger miteinander zu vernetzen, ist die richtige Antwort für die Zukunft!“
Die technische Basis von Mobilfalt ist eine internetgestützte Plattform, mit der angebotene und nachgefragte Autofahrten in die bestehenden Fahrpläne für den Nahverkehr integriert und zentral gesteuert werden. Abgerechnet wird über den NVV, der die Einnahmen verteilt. Gebucht wird über Internet, Telefon beziehungsweise über die neu entstandene Mobilitätszentrale im Stadtbahnhof Eschwege. Mit dem Beginn von Mobilfalt wird es dort auch die Möglichkeit geben, E-Bikes zu mieten. So kann erstmals der ÖPNV in Nordhessen mir elektrischer Mobilität auf dem Fahrrad verknüpft werden. Um das Projekt in den Pilotkommunen bekannt zu machen und zu verankern, sind in den nächsten Wochen Starthelfer unterwegs. Sie wurden durch den NVV umfassend geschult und stehen den Bewohnern vor Ort mit Rat und Tat zur Seite.
„Öffentlicher Nahverkehr wird und kann nicht sämtliche Probleme des demografischen Wandels in den ländlichen Regionen lösen, aber gute Verbindungen und Verknüpfungen von Zug, Bus, Taxi und jetzt sogar Privatwagen bieten den Bürgerinnen und Bürgern im Werra-Meißner-Kreis die Möglichkeit, lange mobil zu sein und damit aktiv am Leben in der Kommune teilzunehmen. Mobilität gehört zur Lebensqualität!“, so Rentsch.
Mehr zum Angebot von Mobilfalt unter http://www.mobilfalt.de. (ah)