Die privaten Busunternehmer des Regionalverkehrs Bodensee-Oberschwaben (RBO) gestalten für ihre Gesellschafter und Kollegen sowie Vertretern von Verkehrsverbünden und Mitstreitern den Rahmen für einen intensiven Austausch. „Um gemeinsam das Beste für unsere Fahrgäste zu erreichen, ist uns ein gutes Miteinander wichtig,“ sagte RBO-Geschäftsführer Bernd Grabherr, zum Auftakt der eineinhalbtägigen Veranstaltung in Oberstdorf.
Dabei brachte Andreas Honikel-Günther, Erster Landesbeamter im Landkreis Ravensburg, gute Nachrichten nach Oberstdorf: Der Landkreis bekommt den Zuschlag für Fördermittel aus dem Programm „Beratungsgutschein für Qualitätswettbewerbe im ÖPNV“. Zukünftig sollen Vergaben nicht allein über den Preis, sondern über Qualitätskriterien erfolgen. Folgt der Landkreis dem Vorarlberger Modell, dann werden bei Vergaben Qualitätskriterien mit mindestens 30 Prozent gewichtet.
„Ich bin dem Kreistag für den Rückenwind dankbar, der uns auch in finanziell schwierigen Zeiten durch zusätzliche Mittel einen innovativen und starken ÖPNV ermöglicht. Aber Fahrgäste gewinnen wir auch bei einem guten Angebot nur mit einem verlässlichen Betrieb und guter Qualität. Und die Qualität soll künftig belegt werden und mit in die Zuschlagserteilung einfließen“, so Honikel-Günther. „Die Leistungen sollen in 14 Linienbündel vergeben werden, so dass diese für möglichst viele Unternehmen attraktiv sind.“
Qualitätskriterien im ÖPNV
Welche Qualitätskriterien den ÖPNV attraktiver machen und welche Kontrollmechanismen es gibt, erarbeiteten die knapp 30 Teilnehmer mit einer versierten Rechtsanwältin. Dabei kam heraus: Verlässlichkeit, große Flexibilität und hohe Verfügbarkeit stehen für die Busunternehmer an erster Stelle.
„Wir kümmern uns und tun sehr viel, um jeden Tag aufs Neue einen verlässlichen Verkehr abzuliefern“, sagte Bernd Grabherr. „Zusicherungen zählen nicht“, erwiderte die Juristin und weist darauf hin, dass „Leistungen aus der Vergangenheit nicht in eine Qualitätswertung einfließen können“. Vielmehr müssten in einer Qualitätswertung konkrete Maßnahmen beschrieben werden, die auch messbar sind. Einig waren sich die Busunternehmer, dass es Prüfverfahren braucht, die bereits vor der Vergabe angewendet werden und nicht erst im Nachgang über Vertragsstrafen.
Die Rechtsanwältin bestätigte, dass bei reinen Preisausschreibungen Vertragsstrafen bereits eingepreist seien. „Vertragsstrafen sind auf fünf Prozent des Jahresumsatzes begrenzt, und sind oft günstiger als den Vertrag einzuhalten.“
Zusammenspiel von Busunternehmen und Aufgabenträger
„Wenn unsere Strukturen zerschlagen sind, können sie nicht mehr aufgebaut werden“, brachte Johannes Groß von Omnibus Groß in Rottenburg die Sorgen der mittelständischen Unternehmer vor Ort auf den Punkt. „Der Standard in unserem Verkehrsverbund ist hoch. Das stellt hohe Ansprüche für neue Anbieter“, beteuerte Bernd Hasenfratz, Geschäftsführer des Bodo-Verkehrsverbundes.
Wie gut es zwischen Busunternehmer und Aufgabenträger laufen kann, beschrieb Paul Kienberger, Geschäftsführer der Firma Egenberger in Thierhaupten. Allen Widrigkeiten wie Preissteigerungen und verzögerter Fahrzeugauslieferung zum Trotz konnte das Unternehmen dank Fördergeldern des Bundes und mit Unterstützung des Landkreises Augsburg im März 2024 mit 14 vollelektrischen Bussen im Linienverkehr starten.
Welche Bedeutung eine Marke – sowohl für Kunden als auch für potenzielle Arbeitnehmer – hat, veranschaulichte Professor Benjamin von Walter, Leiter des Kompetenzzentrums Marketing der Ostschweizer Fachhochschule, in seinem Referat. „Wenn sich die Mitarbeiter mit einer Marke identifizieren, sind sie wichtige Markenbotschafter. Diese emotionale Schubkraft sollten Sie für Ihre Unternehmen nutzen“, gab von Walter den Tagungsteilnehmern mit auf den Weg.
Wichtig ist ein Miteinander im ÖPNV
Hintergrund: Unter dem Motto „Über den Tellerrand hinausschauen“ nimmt die RBO auch immer wieder fachfremde Themen in den Blick. Diesmal ging’s um die Gesundheit, denn „nur wenn der Unternehmer gesund ist, kann auch das Unternehmen gesund sein. Das Referat von Vincent Hagel von der Asklepios Klinik Lindau stand unter dem Titel „Das Kreuz mit dem Kreuz“.
RBO-Geschäftsführer Bernd Grabherr zog ein positives Resümee der Veranstaltung, den er als „Austausch auf Augenhöhe“ bezeichnete. „Einen guten ÖPNV können wir nur miteinander auf die Straße bringen. Und dazu ist es gut, die Perspektiven aller Beteiligten einzubeziehen“.