Laut der aktuellen "Branchen-Bestandsaufnahme" haben die kommunalen Verkehrsunternehmen eine kostenorientierte Restrukturierung hinter sich, die vielfach die Arbeitsbedingungen deutlich verschlechterten: Personalabbau und engere Schichtpläne erhöhen insbesondere im Fahrdienst und in den Werkstätten den Druck auf die Beschäftigten. Ein weiteres großes Problem sind Investitionsrückstände, die in einzelnen Städten bereits zu Einschränkungen im Fahrplan führen. Die Engpässe dürften sich in den kommenden Jahren noch verschärfen, weil die Mehrheit der ÖPNV-Unternehmen mit steigenden Kundenzahlen rechnet. Die Analyse stützt sich unter anderem auf zahlreiche Interviews mit Branchenexperten und eine Umfrage, an der sich Manager aus 55 Prozent der deutschen ÖPNV-Unternehmen sowie 207 Mitglieder von ÖPNV-Betriebs-und Personalräten beteiligt haben. Jedoch unterscheidet die Studie nicht nach Schienen- und Straßenverkehr.
Neben dem großen Investitionsstau sowohl bei der Infrastruktur als auch bei den Fahrzeugen, sehen vor allem die befragten Mitarbeiter Handlungsbedarf bei der Angebotsqualität: Während nur ein Viertel der befragten Unternehmensvertreter ihr Angebot als unzureichend ansehen, halten 75 Prozent der Betriebs- und Personalräte das ÖPNV-Angebot für verbesserungswürdig. Dies wiegt umso schwerer, als die Fahrer direkt wahrnehmen, wie die Fahrgäste das Angebot einschätzen. Als besonders kritisch bewerten sie Mitarbeiter auch die Arbeitsbedingungen. Durch die wirtschaftliche Restrukturierung werde der Druck auf die Mitarbeiter zu groß. Einige Unternehmen versuchen allerdings bereits gegenzusteuern durch beispielsweise verträglichere Übergänge von Früh- zu Spätdienste.
Die Ergebnisse der Branchenanalyse legen den Schluss nahe, dass der ÖPNV in eine äußerst schwierige Situation geraten wird, wenn die Finanzierung nicht zügig gesichert wird. Kommunen, Länder und Bund seien gefordert, denn einer Nutzerfinanzierung durch Fahrpreiserhöhungen werde angesichts wachsender Proteste nur geringe Aussicht eingeräumt. (akp)