Im Großraum Stuttgart müssen sich Pendler auf massive Einschränkungen auf der Schiene einstellen. Im Verkehrsausschuss des Landtags informierte die Deutsche Bahn die Abgeordneten über weitere Details der geplanten Sperrungen zwischen Stuttgart-Bad Cannstatt und Waiblingen, die wegen Bauarbeiten notwendig werden.
Demnach wird der Streckenabschnitt zwischen dem 12. Mai und dem 8. Juni komplett gesperrt. In dieser Zeit gebe es keinen S-Bahn-Verkehr zwischen Bad Cannstatt und Waiblingen, auch Regionalzüge fahren auf dem Abschnitt keine, erklärte Rüdiger Weiß von der Bahntochter DB Netz.
In dieser Zeit richtet die Bahn einen Ersatzverkehr ein. Mit 80 Gelenkbussen soll ein Fünf-Minuten-Takt eingerichtet werden, geplant sind Expressbusse, die zwischen Cannstatt und Waiblingen pendeln, und solche, die alle Zwischenhalte anfahren. Betroffen sind in den Hauptverkehrszeiten bis zu 5000 Pendler pro Stunde. Weitere Sperrungen sind zwischen dem 21. und 25. April geplant. Auch in dieser Zeit soll es einen Schienenersatzverkehr geben.
Verkehrsminister befürchtet Einschränkungen
„Das, was in S-Bahnen transportiert werden kann, kann nicht in Bussen transportiert werden“, sagte Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Er appelliere an alle Pendler, möglichst im Homeoffice zu arbeiten oder mit Kollegen Fahrgemeinschaften zu bilden.
Thorsten Krenz, der Bevollmächtigte der Deutschen Bahn für Baden-Württemberg verteidigte die kurzfristigen Streckensperrungen. „Wir bauen den digitalen Knoten nicht aus Selbstzweck, sondern zum Wohl und Nutzen der Metropolregion Stuttgart“, sagte Krenz. Man habe versucht, die notwendigen Arbeiten in den ohnehin geplanten Sperrpausen durchzuführen. Das sei aber wegen der Komplexität nicht möglich. „Allein im Bereich Bad Cannstatt müssen wir etwa 70 Mal die Gleise queren. Das kann man nicht immer unter rollendem Rad machen“, sagte Krenz.
Abgeordnete überrascht vom Ausmaß der Einschränkungen
Kritik kam von den Abgeordneten. Er sei überrascht von den Ausmaßen der Vollsperrung, sagte der FDP-Verkehrsexperte Christian Jung. „Es wird ein noch größeres Chaos im Bahnverkehr rund um Stuttgart geben“, sagte er. Es sei „jetzt die Aufgabe von Verkehrsminister Winfried Hermann nicht permanent zu meckern, sondern nun mit allen Akteuren die Ersatzverkehre zu organisieren“, sagte Jung.
Hans-Peter Storz (SPD) kritisierte die aus seiner Sicht zu geringen Entschädigungen. Die Bahn hatte angekündigt, Inhaber von Jahreskarten mit einmalig 49 Euro zu entschädigen. „Da macht sich die Bahn einen schlanken Fuß“, sagte Storz. Zwar kostete das Abo wegen der Einführung des Deutschlandtickets nur noch 49 Euro im Monat, die Einschränkungen dauerten aber auch länger als einen Monat.
Im Zuge des Projektes Stuttgart 21 soll der Bahnknoten zum ersten digitalisierten Knoten in Deutschland ausgebaut werden. Dafür wird entlang der Strecken überall das digitale Zugsicherungssystem ETCS verlegt, nach Angaben der Bahn sind Tausende Kilometer neue Kabel notwendig.
Von den Sperrungen betroffen ist vom 21. April bis Ende Juli der Bereich Bad Cannstatt/Waiblingen. Im zweiten Halbjahr sollen dann Strecken im Bereich Vaihingen/Flughafen/Böblingen gesperrt werden.