Mit dem Deutschlandticket sind die Fahrgastzahlen gestiegen, gleichzeitig spitze sich die Finanzierungssituation im ÖPNV zu, warnt der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). „Die Ampel hatte zuletzt noch geplant, dass der ÖPNV in vielen Titeln erneut den Kürzungen im Bundeshaushalt zum Opfer fällt“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann. Bei näherer Betrachtung der geplanten Investitionen werde deutlich, dass diese Mittel bei Weitem nicht ausreichen, um die dringend erforderlichen Sanierungen und Modernisierungen im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs zu finanzieren.
„Dies gilt insbesondere für die ausgebremste Förderung von E-Bussen in Flotten und Werkstätten, für die Mittel zur Gemeindeverkehrsfinanzierung sowie die Energiekostenentlastungen“, sagte Wortmann. „Es ist bei letzterem nicht nachvollziehbar, warum der energieeffiziente und klimafreundliche ÖPNV bei diesen Maßnahmen erneut außen vor gelassen wird. Der öffentliche Nahverkehr ist von entscheidender Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Einsparungen in diesem Bereich beeinträchtigen direkt die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit unserer Städte und Regionen.“
Bundesweit fehlen rund 20.000 Busfahrer im ÖPNV
Wortmann sprach auch den Fachkräftemangel an. „Die zuletzt noch von der Ampel geplanten Kürzungen im Bundeshaushalt in Höhe von rund 450 Millionen Euro bei den Mitteln für die berufliche Integration und Beratung von Zuwanderern und bei den Leistungen zur Eingliederung in Arbeit sind nicht nachvollziehbar und gefährden die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschlands zusätzlich. Dies steht im Gegensatz zu sonstigen Aussagen der Bundesregierung und schwächt unsere Bemühungen, dringend benötigte Fachkräfte zu gewinnen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern“, sagte Wortmann.
Die Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland und deren Integration seien „essenziell, um das Bus- und Bahnangebot in Deutschland nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern auch auszubauen“, so Wortmann. „Die Auswirkungen der geplanten Mittelkürzungen gehen also weit über rein ökonomische Folgen hinaus: Personalmangel in unserer Branche betrifft die täglichen Arbeitswege von Millionen Pendlerinnen und Pendlern und bedroht die soziale Teilhabe der Menschen. Schon heute fehlen bundesweit rund 20.000 Busfahrerinnen und Busfahrer im ÖPNV. In der Folge berichten 50 Prozent der Unternehmen von betrieblichen Einschränkungen, was zu ausgedünnten Fahrplänen und ausfallenden Fahrten führt. Mit einem hohen Anteil an Fahrpersonal über 50 Jahren wird sich die Lage bis 2030 weiter zuspitzen“, so Wortmann.
Außerdem müsse ein Rahmen für die Aufteilung der Einnahmen in den Stufen 2 und 3 geschaffen werden. Ohne diesen blieben die finanziellen Risiken unverhältnismäßig verteilt.
Zum Jahresende vermeldet der VDV eine nahezu unveränderte Mitgliederzahl von insgesamt 674 Mitgliedsunternehmen, davon 68 als außerordentliche Mitglieder. Der VDV vertritt die gesamte Branche des Bus- und Bahnverkehrs für Personen und Güter – vom ÖPNV und Fernbusverkehr über Verkehrsverbünde und Zweckverbände bis hin zu den Eisenbahnverkehrs- und -infrastrukturunternehmen.