Sei es FTI Touristik oder Esprit Europa – zahlreiche große Unternehmen in Deutschland sind in diesem Jahr in die Schieflage geraten und haben Insolvenz angemeldet. Die Zahl der Insolvenzen von mittleren und großen Betrieben hat sich In den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 im Vergleich mit dem Vorjahr verdoppelt. Das teilte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Montag, 24. Juni, mit.
Auch insgesamt ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen deutlich gestiegen. Mit 11.000 waren es knapp 30 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Es ist der höchste Stand seit fast zehn Jahren. Der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch, sieht dafür mehrere Gründe. „Die Unternehmen kämpfen im ersten Halbjahr 2024 weiter gegen die Auswirkungen der Rezession im Jahr 2023, anhaltende Krisen und die kraftlose konjunkturelle Entwicklung in diesem Jahr.“ Dies breche zahlreichen Betrieben das Genick. „Die Unternehmensstabilität in Deutschland ist derzeit so wacklig wie seit vielen Jahren nicht mehr“, sagte Hantzsch.
Im ersten Halbjahr waren etwa 133.000 Beschäftigte von einer Insolvenz betroffen. Die Zahl der Firmenpleiten nahm in allen Wirtschaftsbereiche deutlich zu. Die Dienstleistungsbranche verzeichnete 6500 Pleiten und legte damit um gut ein Drittel zu.
Gastronomiebetriebe in der Krise
Vor allem bei größeren Betrieben liegt das Insolvenzgeschehen weit über dem Niveau der vergangenen Jahre. Creditreform-Experte Hantzsch sieht die Ursache vor allem in den aufgestauten Problemen der jüngsten Krisen. Zahlreiche verschuldete Firmen könnten aufgrund der schlechten Wirtschaftslage den Zahlungsverpflichtungen kaum nachkommen.
Zu den Branchen mit dem größten Risiko zählen laut Creditreform die Bereiche Abbrucharbeiten, Post-, Kurier- und Expressdienste, private Wach- und Sicherheitsdienste, Hoch- und Tiefbau, Umzugstransporte sowie Restaurants, Gaststätten, Cafés und Ähnliches. Hier liegt die Zahl der gefährdeten Betriebe je 10.000 Unternehmen bei 500 und mehr.
Ebenfalls etwas gestiegen ist in Deutschland in den ersten sechs Monaten 2024 die Zahl der Verbraucherinsolvenzen. Sie lag mit 35.400 knapp sieben Prozent über dem Vorjahr. Dies ist den Experten zufolge vor allem auf die Inflation und hohe Zinsen zurückzuführen.