Das Pilotprojekt trägt den Namen „Albus“, das Kürzel steht für „Autonomer Linien-Bus“, dabei soll in der Region Hannover ein großformatiger autonom fahrender Bus im realen Straßenverkehr erprobt werden. Alle notwendigen Genehmigungen hierfür liegen nun vor, wie die Region Hannover mitteilte.
Bei dem Bus handelt es sich um ein Fahrzeug vom Typ Autonomous e-ATAK des Herstellers Karsan. Der Bus wurde vom Projektpartner ADASTEC für den vollautomatisierten Betrieb mit Sensoren, Hardware und Software ausgerüstet. Das Fahrzeug fährt auf einer rund sieben Kilometer langen Strecke durch die Stadt – im regulären Mischverkehr mit bis zu 40 km/h. Der Elektrobus bedient dabei 13 Haltestellen, durchquert zehn Ampelkreuzungen und bewältigt urbane Herausforderungen wie Kreisverkehre und Fußgängerüberwege vollkommen autonom. 22 Sitzplätze und eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern bietet der acht Meter lange Bus dabei.
Das Projekt wird vom Bundesverkehrsministerium mit rund 3,7 Millionen Euro noch bis Endes des Jahres gefördert und fortlaufend weiterentwickelt.
Testbetrieb startet im dritten Quartal 2025
Damit ein solcher Bus im realen Betrieb auf den Straßen fahren darf, bedarf es einer besonderen Genehmigung des Kraftfahrtbundesamtes (KBA). Diese Genehmigung hat der Bus auf Level-4-Ebene erhalten. Damit darf das Fahrzeug automatisiert im öffentlichen Raum unterwegs sein – stets begleitet von Fahrpersonal und technischer Aufsicht an Bord.
Geplant ist, dass im dritten Quartal 2025 der Testbetrieb für alle volljährigen Personen geöffnet werden kann. Hierzu ist eine vorherige Anmeldung erforderlich. Diese erfolgt online über die Website mit einem personalisierten QR-Code oder analog auf Papier. Nach den Testfahrten werden alle mitfahrenden Personen gebeten, an einer Online-Umfrage teilzunehmen. So können das Fahrzeug, das Fahrverhalten, die Barrierefreiheit sowie Fahrerlebnis bewertet werden. Diese Rückmeldungen fließen direkt in die Weiterentwicklung ein und werden wissenschaftlich begleitet. Eine Online-Umfrage zu dem Projekt durch das Verkehrsunternehmen Üstra soll zudem Erkenntnisse über die Akzeptanz der Bevölkerung des automatisierten Fahrens im ÖPNV vor dem Beginn des Testbetriebs erfassen.
Autonomes Fahren im ÖPNV
International müsse man für ein vergleichbares Projekt etwa nach Stavanger in Norwegen blicken – dort ist ein baugleiches Fahrzeug bereits seit fast drei Jahren erfolgreich im Einsatz, so die Region Hannover. Deutschlandweit sei es die erste Level-4-Erprobungsgenehmigung für einen großen Bus.
„Ich freue mich, dass wir hier in der Region Hannover in Sachen ÖPNV-Innovationen erneut deutschlandweit vorangehen«, sagte Regionspräsident Steffen Krach. „Kein anderes Projekt in Deutschland bringt einen autonomen Bus dieser Größe auf die Straße. Der ÖPNV ist ein Schlüssel zur klimafreundlichen Mobilität für alle Menschen, autonomes Fahren kann dabei eine Stütze sein. Wir erhoffen uns durch diesen wissenschaftlich begleiteten Verkehrsversuch Erkenntnisse darüber, ob und in welcher Form autonomes Fahren in Zukunft für unseren ÖPNV sinnvoll sein kann.“
Denise Hain, Üstra-Vorständin und Arbeitsdirektorin, fügte hinzu: „Wir freuen uns, mit Albus Erfahrungen mit einer wichtigen Zukunftstechnologie sammeln zu können. Insofern ist die Erprobung eines vollautomatisierten Linienbusses in Burgdorf nicht nur ein Pilot-, sondern für uns auch ein Lernprojekt, auf dessen Erkenntnisse wir gespannt sind.“ Das Rückgrat der Üstra bleibe aber das Fahrpersonal, das „mit Leidenschaft Bus oder Stadtbahn fährt“, sagte Hain. „Daran wird sich in den kommenden Jahren nichts ändern. Das autonome Fahren kann, wenn die Technologie ausgereift ist, ein Puzzleteil zur Entlastung sein.“