Auch wenn die Geschäfte in Russland derzeit erschwert sind, sehen laut Veranstalter viele internationale Nutzfahrzeughersteller und Zulieferer langfristig großes Potenzial in diesem Markt. In den letzten Jahren galt Russland als einer der wichtigsten Wachstumsmärkte weltweit – insbesondere für Nutzfahrzeuge. Mit rund 114.000 verkauften Lkw über sechs Tonnen Gesamtgewicht war das Land 2013 der siebtgrößte Nutzfahrzeugmarkt weltweit. .„Dass nach wie vor großes Interesse am Nutzfahrzeugmarkt in Russland und den angrenzenden Staaten herrscht, zeigen uns die Anmeldezahlen zur COMTRANS 2015“, sagt Peter Bergleiter, Geschäftsführer der IMAG – Internationaler Messe- und Ausstellungsdienst GmbH, dem internationalen Partner des russischen Veranstalters Mediaglobe. „Wir erwarten mehr als 400 Aussteller aus mehr als 40 Ländern“, so Bergleiter.
Die COMTRANS findet im jährlichen Wechsel mit der IAA Nutzfahrzeuge statt und hat sich nach der IAA als die wichtigste internationale Nutzfahrzeugmesse in Europa etabliert. 2015 öffnet sie vom 8. bis zum 12. September auf dem Crocus Expo-Gelände in Moskau ihre Tore. Alle bedeutenden Lkw-, Bus-, Transporter- und Trailerhersteller sowie zahlreiche Komponentenhersteller und Zulieferer aus Europa und Asien haben ihre Teilnahme bereits zugesagt.
Zwar sind westeuropäische Nutzfahrzeug- und Komponentenhersteller nicht direkt von den Sanktionen betroffen, die die EU wegen der Krim- und Ukraine-Krise gegen Russland erlassen hat. Dennoch erschweren der schwache Rubel und die damit gestiegenen Preise für Importprodukte den Marktzugang von außen. Dazu kommen zusätzliche staatliche Restriktionen, wie der seit Juni 2013 für leichte Nutzfahrzeuge mit Dieselantrieb und einem Gesamtgewicht zwischen 2,8 und 3,5 Tonnen gültige Anti-Dumping-Zoll in Höhe von 29,6 Prozent. Die nachlassende Konjunktur, die immer schwächer werdende Währung und politische Unsicherheiten rund um die Ukraine-Krise – verbunden mit Sanktionen der EU – haben sich auf den gesamten russischen Nutzfahrzeugmarkt nachteilig ausgewirkt. Nach Angaben des staatlichen russischen Statistikdienstes ging die inländische Produktion von leichten und schweren Lkw von Januar bis November 2014 im Vergleich zum Vorjahrszeitraum um 25,8 Prozent zurück, die russische Busproduktion gab um 20,6 Prozent nach. Für das Gesamtjahr 2014 rechnen Beobachter mit einem Rückgang des Nutzfahrzeugmarktes von insgesamt rund 20 Prozent.
Dennoch gibt es auch positive Signale aus dem russischen Nutzfahrzeugmarkt. Modernere Technologien liegen in Russland vor allem bei Fernverkehrsfahrzeugen im Trend. Daher wächst offenbar, trotz eines rückläufigen Marktes, die Nachfrage nach Produkten europäischer Hersteller, Zulieferer und Komponentenhersteller. So konnte beispielsweise ZF nach eigenen Angaben seinen Umsatz bei Produkten für Nutzfahrzeuge in Russland im vergangenen Jahr erhöhen. Mercedes-Benz Lkw konnte seinen Marktanteil ausbauen. Auch andere europäische Hersteller bleiben weiter am Ball. So plant etwa Iveco für 2015 die Markteinführung des neuen Transporters Daily MY2014 sowie den weiteren Ausbau des Vertriebs- und Servicenetzes. Die Italiener wollen sich so auf bessere Zeiten vorbereiten. Denn, so betont ein Unternehmenssprecher: „Langfristig erwarten wir eine Erholung des russischen Nutzfahrzeugmarktes.“ Mit dieser Einschätzung ist Iveco nicht allein. Dr. Kay Lindemann, Geschäftsführer von Europas größtem Herstellerverband, dem Verband der Automobilindustrie VDA, sieht die Lage ähnlich: „Mittel- und langfristig gehen wir davon aus, dass der russische Markt sein enormes Potenzial entfaltet und wieder auf den Wachstumspfad zurückkehrt.“ Mehr unter http://comtrans.auto-fairs.com. (ah)