Unter dem Namen Urania-Theater trat das heutige St. Pauli Theater vor 175 Jahren auf der Reeperbahn an, mit seinen Vorstellungen das Hamburger Publikum zu begeistern. Das neue Theater hatte damals fast 1.000 Plätze. 1863 wurde das Haus versteigert. Der neue Besitzer benennt es in Varieté-Theater um, von den Hamburgern liebevoll Warmtee-Theater genannt. Mit Ernst Drucker beginnt 1884 die Blütezeit des damals nach ihm benannten Hauses. Bis 1918 führt er das Theater. Volksstücke in plattdeutscher Sprache sind nun ein fester Bestandteil des Spielplans. Doch Drucker greift auch Stücke von Ibsen und Hauptmann auf.
Als zum 100-jährigen Bestehen 1941 eine Festschrift erscheint, fällt den Nazis auf, dass Ernst Drucker Jude war. Das Haus wird noch vor der Feier in St. Pauli Theater umbenannt. In den 70er Jahren steuert wieder eine Familie das Theater durch die Klippen zwischen Kunst und Kommerz. Das Musical Der Junge von St. Pauli mit Freddy Quinn in der Hauptrolle wird ab 1970 zum Publikumshit. In den 80er Jahren erkennt Theaterleiter Michael Collien, dass sich eine zweite niederdeutsche Bühne neben dem Ohnsorg-Theater langfristig nicht halten kann. Er weicht auf Boulevardtheater aus. Thomas Collien, der in dritter Generation das Theater leitet, bringt neue Formen der Unterhaltung auf die Bühne: Comedy und Kabarett, internationale Tanz- und Musikshows. 2003 positioniert sich das Haus erneut neu und mit dem Zugang von Regisseur Ulrich Waller glückt ein Neustart. Zum 170. Geburtstag erhält das Theater eine Namensergänzung. Von da an heißt es – in Erinnerung an den legendären Theaterleiter – St. Pauli Theater – ehemals Ernst Drucker Theater. (bb)