Gelenkbusse gehören zu den wichtigen Größen in Verkehrsbetrieben größerer und mittlerer Städte. Ohne sie lässt sich das Fahrgastaufkommen nicht bewältigen. Deswegen warten viele Busbetreiber schon länger auf praxistaugliche Batteriegelenkbusse. Zwar gibt es diese bereits länger, als Vorreiter haben jedoch Importeure wie VDL und Solaris den Staffelstab recht kampflos den heimischen Busbauern gar nicht erst übergeben müssen. Das ändert sich nun, denn nicht nur Mercedes-Benz hat endlich den eCiatro G im Programm, auch MAN steht kurz vor der Serienfertigung seines 18 Meter langen Lion’s City 18 E.
Das Hannoversche Verkehrsunternehmen ÜSTRA konnte Mitte April 2021 die ersten beiden eCitaro G übernehmen, sie sind die Vorhut von insgesamt 18 Batteriegelenkbussen und 30 elektrischen Solobussen. Die Busse sind Teil der Elektrobusoffensive, die zum Ziel hat, dass die ÜSTRA bis zum Jahr 2023 mit 48 Elektrobussen auf allen innerstädtischen Linien innerhalb der Umweltzone Hannovers elektrisch fahren kann. Durch die Umstellung können pro Jahr 3.800 Tonnen CO2 eingespart werden. Ein stolzes Ziel, doch es wird wohl klappen. Dazu tragen nicht zuletzt moderne, praxistaugliche und vor allem recht ausgereifte Busse bei. Ein Grund, weshalb sich Mercedes-Benz recht viel Zeit ließ, bis es endlich zu den Unternehmen ging, war laut dem Hersteller, dass die Fahrzeuge eben nicht beim Kunden reifen sollten. Bereits seit einigen Monaten sind Solowagen von Mercedes-Benz in Hannover unterwegs und bisher ohne größere Störungen. Nun aber der nächste, wichtige Schritt, die Beschaffung von Gelenkbussen.
Die ÜSTRA setzt auf Unterwegsladung
Die neuen eCitaro G für die ÜSTRA kommen mit Lithium-Ionen-Batterien der zweiten Generation. Ihre Kapazität liegt rund ein Drittel höher als bei den bisher verwendeten Batterien und steigert somit die Reichweite zwischen den Auf-ladungen erheblich. Die Gelenkbusse für Hannover sind mit zehn Batteriebaugruppen ausgestattet, daraus resultiert eine Gesamtkapazität von 330 kWh statt wie bisher 240 kWh. Mit den neuen Batterien bewegen sich die elektrischen Gelenkbusse zwar durchaus im Rahmen dessen, was derzeit herstellerübergreifend an Akku-kapazität geboten wird, das Ende der Fahnenstange bedeutet das aber längst nicht. Doch Reichweite spielt für die ÜSTRA ohnehin kaum eine Rolle, da von Anfang an auf einen Betrieb mit Unterwegsladung gesetzt wurde. Dafür ist der Bus mit einem Pantographen auf dem Dach ausgestattet, der an Endstellen den Bus per Schnell-ladung mit frischer Energie versorgt.
In der Praxis funktioniert das völlig reibungslos, kein Wunder, diese Technik gibt es mittlerweile seit einigen Jahren. Der Pantograph stammt von Schunk. Über vier doppelt breite Türen können die Fahrgäste den Bus betreten, eine nette Besonderheit sind im unteren Bereich verbaute Lichtleisten mit grünen beziehungsweise roten LEDs zur Markierung der Einstiegskanten. Nach dem Motto: Bei Rot bleibe stehn, bei Grün kannst du gehen, könnte sich das durchaus als praktische Hilfe für alle der Generation Smombie erweisen. Mobilitätseingeschränkte Passagiere gelangen an der Tür zwei über eine elektrisch betätigte Kassettenrampe oder eine zusätzliche Klapprampe an Bord.
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LED-Lichtleisten an den Einstiegstüren helfen der Generation Smombie
Praxistauglicher Fahrerarbeitsplatz
Doppelt hält besser, sagten sich wohl die ÜSTRA-Verantwortlichen, und warum nicht, wenn es geht, ist man als Fahrer stets auf der sicheren Seite. Der Fahrgastraum im ÜSTRA-Design ist ausgesprochen gelungen. Edelstahl, knalliges Grün und ökologisches, grün abgestepptes Leder auf den Sitzen sorgen für ein zeitgemäßes Mitfahrerlebnis.
Der Fahrerarbeitsplatz ist bekannt und gefällt nach wie vor durch seine ergonomische Ausrichtung und seine hohe Praxistauglichkeit. In einem Elektrobus mehr als sinnvoll sind die separate Klimatisierung sowie der beheizte und klimatisierte Sitz mit elektrisch verstellbarer Lordosenstütze. Die Fahrerinnentür ist mit einer Trennscheibe ab Werk ausgerüstet, sie soll vor Ansteckung schützen und sollte unabhängig davon in Zukunft Standard werden. Die Sicht nach rechts wird nicht behindert, weder vibriert die Scheibe noch spiegelt sich das Innere.
Auch die dritte Achse kann angetrieben sein
Fahren lässt sich der elektrische Gelenkbus spielerisch. Vom Anzugsverhalten lässt sich kein Unterschied zum Solowagen feststellen, was aber auch nicht weiter verwundert, da die beiden radnabennahen Zentralmotoren der elektrischen Portalachse von ZF noch jede Menge Leistungsüberschuss bieten. Wer es möchte, kann auch noch eine angetriebene dritte Achse ordern, doch speziell im Flachland ist das nicht notwendig.
Schaltruckeln gibt es natürlich nicht. Was auffällt, sind die Geräusche des elektrischen Antriebs. Doch wirklich störend sind diese nicht. Insgesamt zeigt der eCitaro G, dass auch 18 Meter elektrisch auf höchstem Niveau zu meistern sind. sab
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