Der Bus ist ein echter Hingucker. Mehr noch, er ist eine stolze Erscheinung. Der neue Lion’s City tritt in große Fußstapfen, denn sein Vorgänger, der es auf immerhin 18 Jahre Produktionszeitraum gebracht hat, ist eine rollende Erfolgsgeschichte. Doch er ist eben auch in die Jahre gekommen. Zeit für einen Nachfolger, Zeit für die Zukunft. Zugegeben, das klingt etwas hochtrabend, doch es stimmt, denn mit dem neuen Lion’s City legt MAN den Grundstein für eine Baureihe, aus der künftig zahlreiche Konzepte abgeleitet werden. Das Erstaunliche daran: Obwohl der Bus ganz klar eine moderne, städtische Optik erhalten hat, ist es unverkennbar immer noch ein typischer MAN. Mit Ecken, Kanten und nun auch spannenden Rundungen. Die Glasflächen an den Seiten sind weit nach unten gezogen, darunter sitzen die segmentierten Seitenwände, sie bestehen jetzt aus Polypropylen, einem Kunststoff. Das macht nicht nur die Reparaturrechnung im Falle eines Remplers günstiger, es spart auch Gewicht. Knapp 1,2 Tonnen weniger wiegt der Bus gegenüber seinem Vorgänger. Um diese beachtliche Ersparnis zu erreichen, waren eine Menge Maßnahmen nötig. Darunter die neue Motorraumklappe, die nun keinen Stahlrahmen mehr besitzt. Die Heckscheibe ist dünner ausgeführt und natürlich sorgt der neue, kleinere Motor D15 für eine nicht unerhebliche Gewichtsabnahme.
Ein Hingucker an der Front sind die neuen, schon vom kürzlich vorgestellten MAN Lion’s Coach bekannten Scheinwerfer mit ihrem markanten LED-Tagfahrlicht-Band, welches gleichzeitig als Blinker dient. Serienmäßig sind die Scheinwerfer mit LED ausgestattet, damit setzt der Hersteller im Stadtbusbereich Maßstäbe. Viel Licht und kein Schatten – das widerspricht sich normalerweise, stimmt aber beleuchtungstechnisch beim Lion’s City auch im Fahrgastraum. Der besitzt nämlich eine indirekt wirkende Innenraumbeleuchtung, die sich optional auch mehrfarbig abstimmen lässt – recht einfach per Knopfdruck mit fünf wechselnden Farben. Was bisher nur bei teuren Sonderausstattungen möglich war, liefert MAN nun frei Haus und damit die Möglichkeit, von schnöder Neutral-Beleuchtung zu stimmungsvollem Ambiente-Licht beispielsweise auf der Disco-Linie umzustellen. Überhaupt hat MAN extrem viel Wert auf die Modernisierung des Innenraums gelegt. Der Bus ist nun in der Breite auf 2,55 Meter gewachsen, nutzt nun also auch die zulässige Maximalbreite. Zusätzlich haben es die Innenraumdesigner geschafft, beispielsweise die Decke so zu formen und an den Fenstern zusätzlich anzuheben, dass sich der lichte Eindruck weiter verstärkt. Der Bus ist ein gelebtes Beispiel, wohin die Reise im Öffentlichen Personennahverkehr geht – nämlich in Richtung Wohlfühlpalast. Daneben wurde Wert auf Praxistauglichkeit gelegt, die Sitze werden auf Gestellen befestigt, die komplett an der Seitenwand befestigt sind. Das erleichtert die Reinigung und eröffnet die Möglichkeit, auf Sitze beliebiger Hersteller zurückgreifen zu können. Neu sind oval geformte Haltestangen, die einen besseren Griff bieten sollen. Das Ein- und Aussteigen dürfte sich etwas zügiger gestalten, denn es gibt neue, MAN-eigene Türen sämtlicher Bewegungsformen, die zehn Zentimeter breiter geworden sind.
Mit Einführung der neuen Stadtbusgeneration hält bei MAN die Einzelradaufhängung Einzug. Zulieferer ist ZF. Nicht, dass die bisherige Starrachse ernsthaft Grund für Kritik geboten hätte – die OMNIBUSREVUE schätzt nach wie vor den sehr hohen Fahr- und Abrollkomfort der Starrachse. Doch sie schien nicht mehr in die Zeit zu passen, in der die Konkurrenz längst weiter war. Zusätzlich kommen die neuen PCV-Dämpfer (Premium Comfort Valve) zum Einsatz. Diese rein hydraulischen ZF-Schwingungsdämpfer ermöglichen eine Fahrwerksabstimmung hinsichtlich Fahrkomfort und Fahrzeugstabilität in den typischen Einsatzbereichen wie Anfahren, Überfahren von langen Bodenwellen oder kurzen Hindernissen. Dank eines neuen Ölführungskonzeptsstehen dabei deutlich mehr Parameter zur Verfügung, sodass eine spezifische Abstimmung für jede Achsvariante möglich ist, was wiederum zu einem deutlich komfortableren Fahrverhalten führt. In einem ersten Fahreindruck fiel es dem Testredakteur der OMNIBUSREVUE zumindest im unbeladenen 12-Meter-Bus noch etwas schwer, tatsächlich bahnbrechende Unterschiede zum Vorgänger festzustellen – aber wie geschrieben, der war ja auch schon gut unterwegs. Ein Riesenunterschied dagegen ist der Fahrerarbeitsplatz.
Der Instrumententräger, der VDV-konform gestaltet ist, besitzt eine einmalige Designsprache. Bestimmte Abschnitte der Bediengruppen wurden vom beweglichen Teil des Dashboards getrennt, was bei diesem wiederum eine recht spezielle und ein wenig industriemäßig anmutende Designsprache ermöglichte. Bereits das Platznehmen beinhaltet eine Neuerung: Die Fahrer-Innentür ist nun nämlich hinten angeschlagen. Das soll ein schnelles Verlassen im Notfall ermöglichen. Neu ist zudem ein Magnetverschluss, der die bisherige mechanische Verriegelung ablöst. Den Sitz selbst erreicht der Fahrer über zwei flache Stufen und sitzt damit etwas höher. Höher angebracht wurde auch der rechte Außenspiegel. Endlich sind sie vorbei, die Zeiten, in denen wegklappbare Spiegel angebracht werden mussten, weil die Gefahr eines unfreiwilligen Kopfstoßes zu groß war. Die Unterkante des rechten Außenspiegels befindet sich jetzt in einer Höhe von zwei Metern über dem Boden. Durch die erhöhte Sitzposition wanderte allerdings der linke Außenspiegel ein wenig in das Sichtfeld des Fahrers.
