Hier kommt er, der Neoplan Skyliner der Generation Euro 6. Ein Fahrzeug, welches sich stolz und überaus selbstbewusst in den Himmel streckt, die Mission im Namen, die Eleganz im Blick. Wenn geballte Buskompetenz und gelebte Leidenschaft auf 14 Meter Länge und vier Meter Höhe trifft, dann kommt dabei etwas heraus, das fast wie ohnegleichen wirkt. Was wurde den Unternehmern in den vergangenen Jahren der Mund wässrig gemacht mit diesem Fahrzeug, das auf Messen stand und dabei leise säuselte: „Nur gucken, nicht fahren." Jahr um Jahr verging, doch nur in homöopathischen Stückzahlen verließ ein Skyliner der neuesten Generation die deutschen Werkhallen. Während es für die einen Sky-Produzenten eine Zeit der Umstrukturierung war (Plauen), durchlebten andere Zeiten des Niedergangs (Viseon) und am Ende freute sich der Dritte, in diesem Fall das MAN-Werk Ankara. Hier wird der Bus seit dem vergangenen Jahr produziert. Nur wenn der Innenausbau speziell, besonders oder einfach ganz anders werden soll, dann kommt das Bus Modification Center in Plauen ins Spiel, die neue Edel-Ausbau-Schmiede für alle MAN- und Neoplan-Busse.
Doch der Reihe nach. Man kann es gar nicht oft genug betonen, das Design des Skyliners ist schlicht atemberaubend. Es erscheint fast unmöglich, wie es die Designer geschafft haben, eine eigentlich unlösbare Aufgabe so bravourös gelöst zu haben. Denn dieser Bus wirkt derart leicht und auch ein wenig filigran, man könnte schnell vergessen, dass hier bis zu 26 Tonnen vorgefahren kommen. Schon allein die Tatsache, wie es gelungen ist, das Unterdeck optisch so mit der Oberdeck-Front zu verbinden, dass es wirkt wie ein Band aus Glas, ist mehr als nur eine Erwähnung wert. Und dann diese Linien überall! Fast möchte man meinen, das „Liner" im Wort Skyliner hat die Designermannschaft inspiriert und so schwingen sich verspielte Kurven auf zu energischen Figuren bis hin zu geraden, klaren Strukturen. Ein leichtes Lächeln in der Front wird zu einem energischen, fast bullig wirkenden Heck. Und dazwischen jede Menge Bus.
Wer den Skyliner als Fahrgast betritt, der kann was erleben. Besonders, wenn er sich über eine der beiden Treppen nach oben aufmacht. 56 Fahrgäste kommen in den Genuss des Reisens nahe dem Himmel. Und damit diese das auch zu würdigen wissen, gibt es quasi ein vollverglastes Dach, auch wenn es sich bei diesem in Wirklichkeit um fünf einzelne verglaste Dachsegmente mit Notausstiegsfunktion handelt. Doch das ist längst nicht alles, die Glasfläche in der Dachkuppel an Reihe 1 ist einen halben Quadratmeter groß. Und dann gibt es da noch die ins Dach laufenden oberen Seitenscheiben, wodurch jede Bergfahrt zum Panorama-Erlebnis á la Skyliner wird. Ein Problem beim Doppeldecker ist stets die geringe Stehhöhe im Unter- und Oberdeck. Hier macht auch ein Skyliner keine Ausnahme, wobei sich die Abmessungen durchaus sehen lassen können: Immerhin 1,84 Meter unten und 1,68 Meter oben betragen die Maße. Selbst die Gepäckablagen über den „Exklussivo Plus"-Sitzen fallen relativ großzügig aus. Ganze zwei Kubikmeter können über den Köpfen der Fahrgäste verstaut werden.
Neoplan Skyliner


Der Skyliner ist für das Fernbusgeschäft gut gerüstet
Und damit sind dann schon einige wesentliche Punkte erfüllt, um eine Reise mit dem Neoplan Skyliner zu einem Erlebnis werden zu lassen. Gute Aussicht, gute Sitze, gutes Ambiente. Zeit, sich weiteren Elementen zuzuwenden, auf die ein Passagier in der Regel gesteigerten Wert legt. Zum Beispiel das Thema Temperaturen. „Prima Klima“ hat sich zwar schon vor Jahrzehnten ein Berliner Busunternehmen auf seine Fahrzeuge geschrieben, doch der neue Skyliner darf sich diesen Slogan sicher ausleihen. Denn die Ingenieure haben es geschafft, auch in einem voll besetzten Bus bei ungünstigen Wetterbedingungen stets schnell eine Behaglichkeitsatmosphäre zu erzeugen. Dafür verantwortlich ist eine Dual-Zonen-Klimaanlage, die Unter- und Oberdeck separat klimatisiert. Insgesamt 56 kW beträgt die Kälteleistung, wobei die Verdampfer an verschiedenen Stellen rund um den Bus platziert wurden, um eine möglichst gleichmäßige Temperaturverteilung zu erreichen. Und auch diese Zahl beeindruckt: Satte 14.700 Kubikmeter beträgt die Luftleistung pro Stunde bei voll eingeschalteten Lüftungsgeräten. Gute Temperatur bedeutet natürlich auch gute Heizleistung. Diese beträgt insgesamt 96,6 kW, das Frontheizgerät schafft oben und unten jeweils 13,3 kW, im Unterdeck kommen noch jeweils links und rechts 15 kW dazu. Beim Kühlwasserheizgerät handelt es sich um ein Spheros Thermo 350. Der getestete Skyliner war ein Exemplar, welches für den Einsatz auf der Fernlinie ausgestattet war. Das bedeutet neben der Fahrtzielanzeige in der Front – es handelt sich um eine 19 x 160 LED große Anzeige von Mobitec – natürlich auch Steckdosen an jedem Doppelsitz. Sogar auf dem Klo gibt es eine 230 Volt-Steckdose. Das ist vielleicht auch gar nicht so verkehrt, schließlich besitzt das WC einen vergrößerten Fäkalientank, der 150 Liter fassen kann – da bleibt jede Menge Zeit fürs Geschäft. Und auch sonst weist das WC einige Annehmlichkeiten auf, die man sonst vergeblich sucht. Dazu zählen ein elektrischer Handtrockner, ein Desinfektionsspender sowie ein Duftspender. Und sollte der Tank wider Erwarten doch einmal voll sein, dann genügt ein Knopfdruck vom Cockpit aus und die Tür wird verriegelt. Der Frischwassertank für WC und Küche ist nur 110 Liter groß, vielleicht aber macht es auch Sinn, gleich noch den optionalen 80-Liter-Wassertank dazu zu ordern. Nicht unwichtig ist übrigens auch die Kälteschutzausrüstung des Bord-WCs. Ein Frostwächter überwacht Fäkal- und Abwassertank, das Handwaschbecken sowie den Frischwassertank. Das WC ist mit einem Heizlüfter ausgerüstet und natürlich sind sämtliche Rohre und Schläuche isoliert. Insgesamt ist das gut für die Fahrgäste und schlecht für faule Fahrer: Die können nämlich nun im Winter nicht mehr auf ihre Standard-Ausrede mit der eingefrorenen Toilette ausweichen. Und noch für ein weiteres Fernbus-Thema ist der Skyliner gut gerüstet: Seit Januar 2016 müssen alle neu zugelassenen Fernlinienbusse über mindestens zwei Rollstuhlplätze verfügen. Durch die Niederflurigkeit reicht dem Skyliner eine einfache Klapprampe, um Fahrgästen mit Mobilitätseinschränkung den Zugang zu ermöglichen. Bei dieser Rampe handelt es sich übrigens um eine Falt-Klapprampe. Im Ruhezustand ist sie in einem Fach hinter dem WC verstaut, der Fahrer holt sie dort bei Bedarf heraus. Doch wohin mit dem Rollstuhl? Auch hier haben die Entwickler mitgedacht und sich eine spannende Lösung ausgedacht. Die letzten drei Sitzreihen unten rechts können einfach nach vorn zusammengeschoben werden, nachdem die Sitzflächen einfach nach oben geklappt wurden. Das ergibt Platz für einen Rollstuhl. Sollen zwei Rollstühle mitgenommen werden, müssen diese drei Sitzreihen allerdings ausgebaut werden. Von Vorteil jedoch wäre, wenn sich der Fahrer bereits im Vorfeld mit dem Thema vertraut macht, denn das Verzurren und wieder Lösen des Rollstuhls ist eine etwas fummelige Angelegenheit. Da dürfte dann schnell mal die Fahrtzeit flöten gehen. Aber wie heißt es so schön: Vorbereitung ist alles!